Petition "Laborfleisch? Nein, danke!" im EU-Parlament
Die Petition wird von den Präsidenten der Landwirtschaftskammern Andreas Steinegger (Steiermark) und Siegfried Huber (Kärnten) persönlich im Europäischen Parlament eingebracht und vorgetragen. Ihr gemeinsames Anliegen: Der Schutz der regionalen Landwirtschaft und der Erhalt der hohen Qualitätsstandards europäischer Lebensmittelproduktion. Sie fordern, dass der bereits gestartete Zulassungsprozess von Laborfleischprodukten in der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA von der EU-Kommission umgehend gestoppt wird.
Bei einer Unterschriftenaktion in den beiden Bundesländern seien 70.000 Unterschriften gemeinsam zustandegebracht worden, sagte Huber bei einem Pressegespräch am Montag im Brüsseler EU-Parlament. In Ländern wie Österreich oder Italien sei die Position klar, so der Kärntner. Er fordert eine "politische Diskussion" und "politischen Druck". "Jedes Konkurrenzprodukt zu unserem nachhaltigen Rindfleisch" bringe die Landwirtschaft unter Druck und bedrohe gerade kleine Milchviehbetriebe mit 15 oder 20 Kühen, sagt sein Kollege Steinegger.
"Die Betriebe müssen von etwas leben können", sieht der Steirer die Lebensmittelversorgung gefährdet und appelliert daher zu einem "Nein" einer Zulassung von Laborfleisch in der EU. Auch vom Argument, im Reagenzglas hergestellte Fleischprodukte könnten den Hunger in benachteiligten Weltregionen lindern, ist der steirische Landwirtschaftskammerpräsident nicht überzeugt. Wenige große Konzerne würden dann den Markt regieren: "Kann jemand in einem benachteiligten Teil der Welt das dann kaufen?"
"Verarbeiteter als normale Salami"
ÖVP-Agrarsprecher Bernhuber hat auch ethnische Bedenken; damit ist aber nicht Tierwohl gemeint. Für ihn ist wichtig "zu unterscheiden, was ist pflanzlich und was ist tierisch? Tierisch ist, dass sich Zellen selbständig vermehren". Für Laborfleisch würden aus Tierembryonen entnommene Zellen geklont, und dann im Reagenzglas als "Haufen, die Energie und Eiweiß brauchen", wachsen. Eine damit hergestellte Salami sei "noch mehr verarbeitet als eine normale Salami".
Zur Umwelt- und Gesundheitsfreundlichkeit im Labor hergestellter Fleischprodukte sagt Bernhuber, der die Petition unterstützt, dass die Herstellung sehr viel Energie verbrauche und die Langzeitauswirkungen auf den menschlichen Körper nicht geklärt seien. "Fleischimitate aus der Fabrik, die mit vielen künstlichen Zusätzen und enormen Energieeinsatz gezüchtet werden, sind ein Angriff auf die flächendeckende, familiengeführte Land- und Forstwirtschaft", so auch Biobauer Steinegger.
Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern des Europäischen Parlaments fordern Bernhuber, Steinegger und Huber eine EU-weite Regulierung für sogenannte kultivierte Fleischprodukte. Aktuell fehlen wissenschaftliche Langzeitstudien, die mögliche gesundheitliche Auswirkungen lückenlos klären. Auch Fragen der Kennzeichnung, Herkunft, Umweltbilanz und ethischer Verantwortung sind aus Sicht der Initiatoren nicht ausreichend beantwortet.
Zusammenfassung
- Mit fast 70.000 Unterschriften wurde die Petition "Laborfleisch? Nein, danke!" von den Landwirtschaftskammern Kärnten und Steiermark im EU-Parlament eingebracht.
- Die Initiatoren fordern einen sofortigen Stopp der Zulassungsverfahren für Laborfleisch durch die EU-Kommission, um die regionale Landwirtschaft und hohe Qualitätsstandards zu schützen.
- Kritisiert werden unter anderem hohe Energieaufwände bei der Herstellung, fehlende Langzeitstudien zur Gesundheit sowie unklare Kennzeichnung und ethische Fragen.