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Neues Wiener Jugendgefängnis im November in Vollbetrieb

27. Mai 2025 · Lesedauer 3 min

Die neue Justizanstalt (JA) Münnichplatz in Wien-Simmering soll im kommenden November ihren Vollbetrieb aufnehmen. Derzeit sind dort 15 Insassen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren untergebracht, die von 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - darunter 23 Exekutivbedienstete - betreut werden. Am Ende soll das Gefängnis 72 ausschließlich männlichen Jugendlichen Platz und eine Ausbildungsmöglichkeit und 60 Exekutivbediensteten einen Job bieten.

Von den aktuell 15 Häftlingen haben nur vier einen Pflichtschulabschluss. Die restlichen elf sind nicht mehr schulpflichtig - sie sollen nun die Möglichkeit bekommen, hinter Gittern Versäumtes nachzuholen. Die Bildungsdirektion habe bereits vier fixe Lehrkräfte zugesichert, die am Ende bis zu 24 schulpflichtige Häftlinge unterrichten sollen, sagte die mit Wirksamkeit vom 1. April ernannte Leiterin der JA, Seada Killinger, am Dienstag bei einem Medientermin.

In modernen Werkstätten kann auch eine Lehre begonnen werden. Sieben unterschiedliche Lehrberufe werden in der JA angeboten.

Wie der Leiter der Generaldirektion für den Strafvollzug und freiheitsentziehende Maßnahmen, Friedrich Alexander König, vor Medienschaffenden erklärte, ist die JA Münnichplatz grundsätzlich für Häftlinge im Alter zwischen 14 und 18 konzipiert. Junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 21 würden in der Regel nicht zum Jugendvollzug passen. Für diese Gruppe ist laut König die JA Gerasdorf gedacht, die für Häftlinge im Alter zwischen 18 und 30 ausgerichtet wird.

Die JA Münnichplatz, die vergangenen Jänner ihren Betrieb aufgenommen hat, war zuletzt ins Gerede gekommen, weil bei laufendem Betrieb noch größere Bauarbeiten anstehen und es zuletzt zu versuchten externen Kontaktaufnahmen mit Inhaftierten mittels Zurufen über die Außenzäune gekommen war. Die Volksanwaltschaft leitete nach entsprechenden Medienberichten ein amtswegiges Prüfverfahren ein. Seitens der Anstaltsleitung und des Justizministeriums hieß es dazu am Dienstag, man werde mit baulichen Maßnahmen - etwa einer blickdichten meterhohen Hecke - Menschenansammlungen vor dem Gebäudekomplex entgegentreten. Im Inneren sollen schon demnächst die Bauarbeiten bei zwei der drei Häftlingsabteilungen abgeschlossen sein. Ein Wachezentrum, ein Besucherzentrum und der Verwaltungstrakt sowie ein Sporthof müssen demgegenüber noch fertiggestellt werden. Im Juli sollen jedenfalls sämtliche schulpflichtige Wiener Strafgefangene, Mitte August dann auch die schulpflichtigen U-Häftlinge ihre Hafträume im neuen Gefängnis beziehen.

Prüfverfahren der Volksanwaltschaft läuft noch

Die für den Strafvollzug zuständige Volksanwältin Gabriela Schwarz (ÖVP) erklärte am Dienstag auf APA-Anfrage, das Prüfverfahren laufe noch. Der abschließende Bericht bleibe abzuwarten. "Davon unabhängig bleibt meine Kritik, dass die Vorgehensweise alles andere als optimal war. Zuerst die Baustelle abschließen und dann erst Insassen übersiedeln, wäre im Sinne der Jugendlichen und des Personals die bessere Option gewesen", sagte Schwarz. Mit der neuen Anstaltsleiterin und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei aber "ein engagiertes, motiviertes Team jeden Tag bemüht, die Jugendlichen während des Baustellenbetriebs bestmöglich zu betreuen", betonte Schwarz.

Zusammenfassung
  • Die neue Justizanstalt Münnichplatz in Wien-Simmering soll ab November 2024 im Vollbetrieb 72 männlichen Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren Platz bieten und 60 Exekutivbediensteten einen Arbeitsplatz ermöglichen.
  • Derzeit sind 15 Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren inhaftiert, von denen nur vier einen Pflichtschulabschluss haben, während elf die Möglichkeit erhalten, Bildungsangebote und eine Lehre in sieben Berufen nachzuholen.