Neues Programm für Sicherheit im öffentlichen Raum
Bereits vor ein paar Jahren habe es ein Programm für Sicherheit im öffentlichen Raum gegeben, nun wurde es neu aufgerollt, berichtete Petra Warisch, die interimistische Leiterin des Büros für Gewaltschutz. 50 Präventionsbedienstete wurden mittlerweile dafür ausgebildet, die mit Mädchen und Frauen ab 16 Jahren in ganz Österreich Unterführungen, große Wohnanlagen oder andere "Angsträume" im öffentlichen Raum begehen. Dabei werde zum Beispiel geschaut, wo es mehr Licht braucht oder man Büsche zurückschneiden sollte, erklärte Warisch. Aber auch das richtige Verhalten in Notsituationen und selbstbewusstes Auftreten - nicht aber Selbstverteidigung - werden thematisiert. Zudem befinde sich ein neues Programm für Sicherheit am Arbeitsplatz in der Konzeptionsphase.
Seit knapp einem Jahr läuft der Probebetrieb des Büros für Gewaltschutz. Entstanden sei das Büro aus den Bereichen Kriminalprävention und Opferhilfe, sagte Paul Marouschek, stellvertretender Direktor des Bundeskriminalamts. Es befasse sich mit Gewaltschutz "in all seinen Facetten", wobei hier Prävention und von Gewalt in der Privatsphäre und im öffentlichen Raum zentral sind. Dafür arbeite man mit NGOs und anderen Ministerien zusammen, alle Methoden seien wissenschaftlich fundiert. Demnächst soll die Evaluierung des Büros starten.
In Sachen Gewaltschutz in der Privatsphäre fokussiere sich das Büro auf die Entwicklung einer standardisierten Grundausbildung im Gewaltschutz. Pro Jahr werden 50 Gewaltschutztrainerinnen und -trainer betreut und ausgebildet, die dann wiederum Präventionsbedienstete ausbilden. Das Netzwerk der Präventionsbediensteten in Österreich umfasse derzeit etwa 1.300 Personen, die in unterschiedlichen Bereichen der Polizei arbeiten. Das seien zu etwa gleichen Anteilen Männer und Frauen, sagte Warisch. Das Gewaltschutzbüro leite außerdem das nationale Gewaltschutzgremium und spiele eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung der sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen (SFK).
Betretungsverbote 2024 leicht zurückgegangen
Eine weitere Aufgabe des Büros für Gewaltschutz ist die Analyse von Daten, die dann auch im Gewaltschutzbericht veröffentlicht werden. Die Zahlen für 2024 zeigen im Vergleich zum Jahr davor einen leichten Rückgang bei den Betretungs- und Annäherungsverboten. Österreichweit wurden 14.583 davon ausgesprochen, im Jahr 2023 waren es 15.115. Im Jahr 2022 lag die Zahl bei 14.643. Die meisten Verbote in absoluten Zahlen wurden in Wien ausgesprochen (4.092), die wenigsten im Burgenland (482). Auch die Zahl der Fallkonferenzen ist leicht zurückgegangen: 2024 lag sie bei 193, 2023 waren es 234. Die Zahl der Gefährder und Gefährderinnen ging von 12.681 (2023) auf 12.534 zurück.
"Man muss sich die Zahlen über einen längeren Zeitraum anschauen", sagte Warisch. Laut Studien brauche es sieben Anläufe, bis sich eine Frau (über 80 Prozent der Betroffenen sind weiblich) Hilfe holt. Es könnte zum Beispiel sein, dass die Zahlen zurückgegangen sind, weil gleich viele Gefährder weniger Personen gefährdet haben - bedroht ein Mann zum Beispiel seine Frau und zwei Kinder, so werden drei Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen. Zudem seien in den vergangenen Jahren zahlreiche Sensibilisierungsmaßnahmen gesetzt worden. Als Positiv-Beispiel nannte sie die "Kassenbon-Aktion", bei der Nummern von Hilfseinrichtungen auf Kassenzettel gedruckt werden. Auch das könne zu mehr Meldungen von Gewalt führen. "Ich glaube, dass es in den letzten Jahren viel Verschiebung vom Dunkelfeld ins Hellfeld gegeben hat", schätzte Warisch ein.
Zusammenfassung
- Das Bundeskriminalamt hat im Frühjahr ein neues Programm gestartet, bei dem 50 speziell ausgebildete Präventionsbedienstete Frauen ab 16 Jahren österreichweit durch Angsträume begleiten und dabei Selbstbewusstsein sowie Handlungsoptionen vermitteln.
- Laut dem aktuellen Gewaltschutzbericht wurden 2024 insgesamt 14.583 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen, wobei die meisten in Wien (4.092) und die wenigsten im Burgenland (482) verhängt wurden.
- Das Netzwerk der Präventionsbediensteten umfasst aktuell rund 1.300 Personen, und Maßnahmen wie die "Kassenbon-Aktion" sollen dazu beitragen, Gewalt sichtbarer zu machen und Betroffene zur Inanspruchnahme von Hilfe zu ermutigen.