Neue Grazer Bims sind "smart" und schick
Die neuen Straßenbahnen sind eine Weiterentwicklung der in Wien und anderen Städten bewährten "Flexity". Weil es die mittlerweile verschärften Normen in Bezug auf Unfallsicherheit, Fahrersicht und Passantenschutz zu beachten galt, ist das Sichtfenster beim Grazer Modell etwas weniger weit nach unten gezogen, was im Erscheinungsbild aber kaum auffällt, wie sich Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) und der für die Überweisung der rund 63 Millionen Euro für die ersten 15 Garnituren zuständige Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ) beim Lokalaugenschein überzeugen konnten.
Neu ist auch ein Hinderniserkennungs-Assistenzsystem namens ODAS. Es ermöglicht automatische Notbremsungen und soll künftig schwere Unfälle wie zuletzt in Graz verhindern helfen. Die Wagen haben LED-Signalstreifen in den Türen, die einstiegswilligen Fahrgästen schon von Weitem signalisieren sollen, ob die Türen vor der Abfahrt bereits verriegelt sind. In der Innenausstattung fallen Edelstahl-Haltestangen und gediegene Sitze aus hochwertigem Leder auf. Letztere sind erfahrungsgemäß weniger anfällig für Vandalenakte.
Der Fahrgastraum des knapp 34 Meter langen Straßenbahnzuges bietet insgesamt 200 Passagieren Platz - deutlich mehr als die derzeit in Graz fahrenden Modelle, die maximal 145 Personen fassen. Als besonderes Extra ist jede Garnitur mit insgesamt sechs Handyladestationen ausgerüstet, die durch ihre induktive Funktionsweise mit allen Smartphone-Modellen funktionieren.
Zufriedenheit bei der Politik
Vizebürgermeisterin Schwentner freute sich über die große Fahrgastkapazität und die durch niedrige Netto-Einstiegshöhe von nicht einmal elf Zentimetern praktisch hundertprozentige Barrierefreiheit der neuen Straßenbahnen: "Ich finde es super, dass sie so gut ausgestattet sind".
Während neben der ersten grün-weiß lackierten, teilweise auch schon mit aktiver Elektronik ausgerüsteten Wagengarnitur sind zwei weitere "Bims" der ersten Tranche in Wien-Donaustadt in Fertigung. Insgesamt möchte die Graz Holding bis Mitte 2030 55 der neuen "Flexity"-Straßenbahnen in Betrieb nehmen und so den Fuhrpark von derzeit 85 auf 100 Straßenbahnzüge erweitern. Bis dahin sollen alle verbliebenen "500er", "600er" und "City Runner" aus dem Verkehr gezogen werden. "Ziel ist, künftig nur noch mit zwei verschiedenen Typen, der Flexity und der Variobahn unterwegs zu sein", so Holding-Vorstand Perz.
Jungfernfahrt Anfang 2026
Trotz des beträchtlichen Nostalgiewerts der alten Modelle - die 500er stammen noch aus den 1970er Jahren - ist Perz überzeugt, dass die Modernisierung des Fuhrparks nicht zuletzt wegen des Sicherheitsaspekts dringend notwendig ist. Überdies seien die Kosten von rund 3,5 Millionen Euro pro neuer Tram vergleichsweise niedrig. Wann und auf welcher Linie die erste der eleganten neuen Straßenbahnen im Grazer Schienennetz unterwegs sein wird, steht indes noch nicht fest: "Das hängt vom Betriebsgenehmigungsverfahren ab". Perz rechnet mit dem "Flexity"-Debüt Anfang kommenden Jahres.
Den Vertrag für die Lieferung und die Instandhaltung von 15 der neuen Straßenbahnen unterzeichneten die Holding Graz und Alstom bereits vor zwei Jahren. Bis Ende 2027 haben die Stadt Graz und die Holding Zeit, das Auftragsvolumen auf die angepeilte Gesamtstückzahl von 55 Garnituren zu erweitern.
Zusammenfassung
- Die neuen Grazer Straßenbahnen, eine Weiterentwicklung des 'Flexity'-Modells, bieten Platz für 200 Passagiere und sollen Anfang 2026 in Betrieb gehen. Sie sind mit einem neuen Sicherheitssystem ausgestattet, das Unfälle verhindern soll.
- Die erste Garnitur wurde im Alstom-Werk präsentiert und soll noch in diesem Jahr ausgeliefert werden. Die Kosten für eine neue Straßenbahn belaufen sich auf etwa 3,5 Millionen Euro.
- Bis 2030 plant Graz, 55 neue Straßenbahnen in Betrieb zu nehmen und den Fuhrpark auf zwei Typen zu reduzieren. Der Vertrag zur Lieferung wurde bereits vor zwei Jahren unterzeichnet.