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Multiple Sklerose soll durch Bluttest früher erkannt werden

Heute, 11:07 · Lesedauer 2 min

Neu entwickelte Bluttests sollen eine Früherkennung von Multipler Sklerose (MS) ermöglichen - bereits Jahre vor Eintritt von Symptomen, heißt es in einer Aussendung der MedUni Wien vom Montag. Ein Forschungsteam der Universität hat Tests entwickelt, bei denen Antikörper gegen ein Protein des Epstein-Barr-Virus (EBV) identifiziert werden können. EBV spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Entwicklung von MS - bei fast allen Fällen ist eine EBV-Infektion nachweisbar.

Mit der neuen Methode werden konkret Autoantikörper, also Antikörper gegen körpereigene Strukturen, erkannt, die auf einen bestimmten Abschnitt des EBV-Proteins EBNA-1 (Epstein-Barr nuclear Antigen 1) gerichtet sind. Diese Antikörper treten innerhalb von drei Jahren nach einer EBV-Infektion auf - klinische Symptome einer MS-Erkrankung sind erst viel später erkennbar. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass Personen, bei denen diese Antikörper an mindestens zwei Messzeitpunkten nachweisbar sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Folgejahren eine MS entwickeln", sagte der Erstautor der Studie, Hannes Vietzen. Die Forschungsarbeit wurde im Fachjournal "Nature Communications" publiziert.

Der Test wurde von einem Forschungsteam um Elisabeth Puchhammer-Stöckl und Vietzen vom Zentrum für Virologie sowie um Thomas Berger und Paulus Rommer von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien entwickelt. Dieser basiert auf Blutproben von über 700 MS-Patientinnen und -Patienten und über 5.000 Kontrollpersonen. In manchen Testgruppen konnte sogar der Zeitpunkt der Erstinfektion mit dem EBV nachvollzogen werden. Hier waren konstant hohe Antikörperspiegel mit einem sehr hohen Risiko und einer raschen Entwicklung einer Multiplen Sklerose assoziiert.

Laut Studienleiterin Puchhammer-Stöckl zeigt die Auswertung, dass eine sehr frühe Phase der MS-Krankheitsentwicklung bereits lange vor Auftreten erster Symptome erkennbar ist. Co-Leiter Rommer ergänzte: "So wäre es möglich, diese Personen so früh zu untersuchen und zu behandeln, dass der Ausbruch der MS verzögert oder vielleicht sogar verhindert werden kann." Weitere Studien seien jedoch notwendig, bevor der Test in die klinische Anwendung kommen könne.

Etwa 2,8 Millionen Menschen von Multipler Sklerose betroffen

Rund 2,8 Millionen Menschen weltweit sind von Multipler Sklerose , einer chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems, betroffen. Nahezu alle Menschen (90 bis 95 Prozent) infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem meist unbemerkt bleibenden EBV, das lebenslang im Körper verbleibt. Die Infektion kann neben der Entwicklung einer MS auch als infektiöse Mononukleose (Pfeiffer'sches Drüsenfieber) symptomatisch werden. Daher haben Personen, die bereits eine Erkrankung mit Pfeiffer'schem Drüsenfieber durchgemacht haben, ein erhöhtes MS-Risiko.

Zusammenfassung
  • Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat einen Bluttest entwickelt, der Autoantikörper gegen das Epstein-Barr-Virus-Protein EBNA-1 erkennt und so eine Früherkennung von Multipler Sklerose (MS) Jahre vor Symptombeginn ermöglicht.
  • Die Methode basiert auf Blutproben von über 700 MS-Patient:innen und mehr als 5.000 Kontrollpersonen; Personen mit diesen Antikörpern an mindestens zwei Messzeitpunkten haben ein besonders hohes Risiko, später an MS zu erkranken.
  • Weltweit sind rund 2,8 Millionen Menschen von MS betroffen, und 90 bis 95 Prozent aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit EBV, das als Hauptrisikofaktor für MS gilt.