APA/APA/dpa/Symbolbild/Maurizio Gambarini

Missbrauch durch Lehrer jahrelang bekannt: Amtsmissbrauch?

0

Der Wiener Sportlehrer, der bis zu seinem Suizid 2019 etliche Buben im Alter von neun bis 14 Jahren missbraucht hatte, war bereits 2013 angezeigt und vernommen worden. Zu einem Verfahren kam es aber nicht. Die Anwältin der Opfer sieht Behördenversagen.

Im Missbrauchsfall um einen Sportlehrer, der bis zu seinem Suizid im Mai 2019 an einer Wiener Mittelschule etliche Buben im Alter von neun bis 14 Jahren missbraucht haben dürfte, hat die Opfer-Vertreterin Herta Bauer nun bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs eingebracht. Das berichtete der "Standard" am Mittwoch in seiner Online-Ausgabe. Dabei geht es um eine erste Anzeige, die bereits 2013 gegen den Pädagogen eingebracht worden war.

Anzeige 2013 "versandet"

Sie war seinerzeit aus nach wie vor nicht geklärten Umständen "versandet". Erstattet hatte sie ein ehemaliger Teilnehmer eines Sommer-Feriencamps am Wolfgangsee, wo der Wiener Lehrer mit Unterbrechungen zwischen 1990 bis 2010 während der Sommermonate außerschulisch als Ferien-Betreuer tätig war. Der Pädagoge habe sich während einer Massage an ihm vergangen, schilderte der zu diesem Zeitpunkt bereits erwachsene Betroffene einer Polizeidienstelle in Niederösterreich.

Kein Verfahren, kein Zugriff

Obwohl der Lehrer in weiterer Folge als Beschuldigter vernommen wurde, wurde dieser Fall nie gerichtsanhängig. Der niederösterreichischen Landespolizeidirektion zufolge wurde die Anzeige aufgrund des mutmaßlichen Tatorts am Wolfgangsee in ein anderes Bundesland - Salzburg oder Oberösterreich - weitergeschickt. Aufgrund des Selbstmords des Lehrers könne man aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht mehr auf den Akt zugreifen, hatte ein Polizeisprecher dazu Ende September im Gespräch mit der APA erläutert. Bei den in Frage kommenden Staatsanwaltschaften fanden sich ebenso keine Hinweise auf ein Ermittlungsverfahren, das auf Basis der Anzeige aus dem Jahr 2013 gegen den Lehrer und Feriencamp-Betreuer geführt worden wäre, wie bei einer bundesweiten Suchabfrage mit dem Familiennamen des verstorbenen Lehrers.

Das will die Wiener Rechtsanwältin Herta Bauer, die mittlerweile mehrere Opfer - darunter auch den Erstanzeiger - des Sportlehrers vertritt, nicht hinnehmen, zumal es sich bei sexuellem Missbrauch von Unmündigen um ein Offizialdelikt handle, welches im Moment der Kenntnisnahme durch eine Strafverfolgungsbehörde Ermittlungsmaßnahmen auslösen müsse. Bauer geht laut "Standard" von "strafrechtswürdigem Behördenversagen" aus.

Mehr dazu:

ribbon Zusammenfassung
  • Der Wiener Sportlehrer, der bis zu seinem Suizid 2019 etliche Buben im Alter von neun bis 14 Jahren missbraucht hatte, war bereits 2013 angezeigt und vernommen worden.
  • Zu einem Verfahren kam es aber nicht. Die Anwältin der Opfer sieht Behördenversagen.

Mehr aus Chronik