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Italiens Gletscher leider unter der Klimakrise

Heute, 09:08 · Lesedauer 2 min

In den vergangenen 60 Jahren ist in den italienischen Alpen eine Gletscherfläche von über 170 Quadratkilometern verschwunden - ein Gebiet so groß wie der Comer See. Das geht aus dem Abschlussbericht der diesjährigen Initiative "Carovana dei Ghiacciai" ("Gletscherkarawane") hervor, die vom italienischen Umweltschutzverband Legambiente in Zusammenarbeit mit der Italienischen Glaziologischen Stiftung durchgeführt wurde.

Im Fokus der Beobachtungen standen acht Gletscher, davon fünf in Italien sowie drei in der Schweiz und in Bayern. Alle diese Gletscher zeigen denselben bedrohlichen Trend: den Rückzug der Gletscherzungen sowie eine Abnahme ihrer Fläche und Mächtigkeit. Eine seltene Ausnahme bildet der Höllentalferner in Deutschland, der - wie auch der Montasio-Gletscher in Friaul-Julisch Venetien - bisher mit bemerkenswerter Widerstandskraft erhalten geblieben ist.

Darüber hinaus steigen die Temperaturen im Alpenraum kontinuierlich an - insbesondere im Permafrostboden, der sich in einigen Regionen innerhalb eines Jahrzehnts um über ein Grad Celsius erwärmt hat. Ein weiteres alarmierendes Phänomen ist das sogenannte "Schwärzerwerden" der Gletscher, wie etwa beim Sulden-Gletscher (Ortler-Cevedale-Gruppe). Dieses ist auf die Ablagerung von Staub und Luftverschmutzung zurückzuführen und beschleunigt die Eisschmelze zusätzlich.

"Diese Daten und Beobachtungen machen erneut deutlich, wie dringend Maßnahmen zur Klimaanpassung und -minderung notwendig sind. Wir brauchen einen nationalen Maßnahmenplan mit echten, wirksamen Strategien, die auf erneuerbare Energien und die Reduzierung klimaschädlicher Emissionen setzen", erklärte Giorgio Zampetti, Generaldirektor von Legambiente.

Ein weiteres Anliegen der Initiative ist ein bewussterer Umgang mit der Natur in hochalpinen Regionen. Bei einer Reinigungsaktion auf dem Weg zum Ventina-Gletscher wurden Plastik, Flaschendeckel, Zigarettenstummel, Papiertaschentücher, aber auch ein Katheter, eine Sonnencremetube und Socken gefunden.

Zusammenfassung
  • In den letzten 60 Jahren sind in den italienischen Alpen über 170 Quadratkilometer Gletscherfläche verschwunden, was etwa der Größe des Comer Sees entspricht.
  • Die Initiative 'Carovana dei Ghiacciai' dokumentierte bei acht untersuchten Gletschern einen deutlichen Rückzug der Gletscherzungen, wobei nur der Höllentalferner und der Montasio-Gletscher bislang stabil blieben.
  • Experten fordern angesichts steigender Temperaturen und zunehmender Luftverschmutzung einen nationalen Maßnahmenplan für erneuerbare Energien und Emissionsreduktion.