APA/APA/NHM/Matthäus Greilhuber

Invasiver Regenwurm-Räuber in Österreich nachgewiesen

Heute, 12:08 · Lesedauer 3 min

Eine aus Südamerika eingeschleppte Plattwurm-Art breitet sich rasant in Europa aus. Nun wurde die Landplanarie "Obama nungara" erstmals in Österreich nachgewiesen, teilte das Naturhistorische Museum (NHM) am Montag mit. Als Räuber von Regenwürmern und Schnecken könnte das potenziell invasive Tier das heimische Bodenökosystem beeinträchtigen.

Wie das Forschungsteam vom NHM und der Universität Innsbruck im Fachjournal "BioInvasions Records" berichtet, wurden zwischen November 2022 und August 2024 vier Exemplare der Plattwurm-Art in einer Gärtnerei bei Tulln (Niederösterreich) entdeckt. Genetische Analysen des Erstautors Matthäus Greilhuber vom NHM zeigten, dass es sich eindeutig um "Obama nungara" handelt. Der Gattungsname Obama leitet sich laut Museum aus der von Indigenen in Brasilien gesprochenen Sprache Tupi ab und bedeutet "Blatt-Tier".

Landplanarien sind eine Gruppe terrestrischer Plattwürmer mit weltweit etwa 900 bekannten Arten, von denen einige auch in Mitteleuropa vorkommen. Sie leben bevorzugt in feuchten Bodenschichten, unter Steinen, Holz oder Laub und sind überwiegend nachtaktive Räuber. Zu ihrer Beute zählen u.a. Regenwürmer, Nacktschnecken, Insektenlarven und Asseln, während sie selbst kaum Feinde haben.

"Obama nungara" stammt ursprünglich aus Südamerika. "Ihre Ausbreitung in Europa - insbesondere über den Handel mit Zierpflanzen - wurde in den letzten Jahren mehrfach dokumentiert, u. a. in Frankreich und Italien, wo jeweils zahlreiche eingeführte Arten nachgewiesen wurden", erklärte Greilhuber in einer Aussendung. Exotische Landplanarien würden wegen ihrer Größe - die gefundenen Tiere waren mehr als fünf Zentimeter lang - und oft knalligen Farben Aufmerksamkeit erregen.

In einem Monat 1.500 Plattwürmer in einem französischen Garten

Da "Obama nungara" als besonders anpassungsfähig gilt und wegen der Gefahr eines Einflusses auf Regenwurmpopulationen in Europa als problematisch eingestuft wird, ist der erste Nachweis in Österreich den Forschern zufolge "von großer Bedeutung". Sie verweisen etwa auf Frankreich, wo innerhalb eines Monats über 1.500 Individuen dieser Plattwurm-Art aus einem einzigen Garten gesammelt wurden. Dies belege, dass diese Tiere mitunter hohe Dichten in ihren neuen Lebensräumen erreichen können.

"Dass Regenwürmer - die für die Bodenqualität essenziell sind - unter den bevorzugten Beutetieren sind, gibt Anlass zur Sorge", so Ko-Autor Bernhard Egger vom Institut für Zoologie der Universität Innsbruck. Weil Regenwürmer eine zentrale Rolle im Nährstoffkreislauf und der Bodenstruktur spielen, könnten die eingeschleppten Plattwürmer langfristig die Bodenqualität beeinträchtigen. Ökologische Studien, die den Einfluss auf die Populationen der Beutetiere direkt untersuchen, seien aber noch ausständig, betonen die Forscher.

Noch ist nicht klar, ob "Obama nungara" mit dem kontinentaleren Klima Österreichs im Vergleich zu westeuropäischen Ländern, wo derzeit der Verbreitungsschwerpunkt in Europa liegt, gut zurechtkommt und sich erfolgreich ausbreiten wird. Verbreitungsmodellen zufolge befindet sich Österreich am östlichen Rand des für die Art geeigneten Gebiets. Mit der Klimaerwärmung könnten aber auch in Österreich vermehrt geeignete Lebensräume für die Tiere entstehen.

Maßnahmen gegen invasive Arten nötig

Für die Forscherinnen und Forscher unterstreicht der Fund die Notwendigkeit eines gezielten Monitorings und frühzeitiger Maßnahmen gegen invasive Arten - insbesondere im Zusammenhang mit dem zunehmenden globalen Handel mit Pflanzen und anderen Gütern. Denn laut Weltbiodiversitätsrat IPBES zählen invasive Arten heute zu den größten Bedrohungen für die biologische Vielfalt, das Funktionieren von Ökosystemen und damit letztlich auch für das menschliche Wohlergehen. Die Wissenschafter bitten, Sichtungen jedenfalls fotografisch zu dokumentieren und auf Naturbeobachtungs-Plattformen oder an Experten zu melden.

(SERVICE - Publikation: https://doi.org/10.3391/bir.2025.14.4.06)

Zusammenfassung
  • Die invasive südamerikanische Plattwurm-Art 'Obama nungara' wurde erstmals in Österreich nachgewiesen, nachdem zwischen November 2022 und August 2024 vier Exemplare in einer Gärtnerei bei Tulln entdeckt wurden.
  • Die Art gilt als besonders anpassungsfähig und kann durch das Fressen von Regenwürmern und Schnecken das heimische Bodenökosystem beeinträchtigen; in Frankreich wurden innerhalb eines Monats über 1.500 Individuen aus einem einzigen Garten gesammelt.
  • Forscher fordern gezieltes Monitoring und frühzeitige Maßnahmen gegen invasive Arten, da laut Weltbiodiversitätsrat solche Arten zu den größten Bedrohungen für die biologische Vielfalt zählen.