Gute Brut-Saison der Kaiseradler in Österreich
"Unsere intensiven Schutzbemühungen tragen Früchte und die heimische Population an Kaiseradlern wächst stetig", sagte Matthias Schmidt, Greifvogelexperte von BirdLife. "Wir konnten heuer 58 Reviere zählen, das sind gut zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Bei der Erfassung der Art setzten wir auf ein breites Netzwerk von engagierten Greifvogelenthusiasten, denen an dieser Stelle auch für den Einsatz herzlich gedankt sei."
Die heimischen Kaiseradler (Aquila heliaca) brüten vor allem in den niederösterreichischen Tieflagen. Dort hielten sich 40 der gezählten 50 Vögel-Paare auf. Die Tiere bauen ihre Horste sowohl im offenen Kulturland als auch in den Wäldern. In den Auwäldern war der Bruterfolg auch deutlich höher, wohl weil die Vögel dort weniger gestört wurden.
Eine Besonderheit war für die Experten heuer aber auffällig: "Sehr ungewöhnlich ist, dass einige Kaiseradler-Paare erst sehr spät zu brüten begonnen haben, sodass ihre Jungen nach wie vor in den Horsten sitzen, während sie normalerweise ab Mitte Juli bereits flügge sind und das Nest verlassen", so Schmidt. Generell breite sich die Population weiter nach Westen hin aus. In Niederösterreich an der Grenze zu Oberösterreich gibt sich das weltweit westlichste bekannte Brutpaar dieser Art.
Stürme und Wilderei als Bedrohung
Trotz der positiven Erfolge in dieser Saison waren auch Bedrohungen allgegenwärtig. Aufgrund der Stürme im Juni und Juli stürzten laut BirdLife mehrere Horste mitsamt ihren Jungvögeln ab. "Der Großteil der Jungvögel überlebte die Abstürze unverletzt und wurde in den meisten Fällen von den Elterntieren am Boden weiterversorgt", sagte Schmidt. "In einem Fall haben engagierte Ornithologinnen und Ornithologen die Jungvögel mittels Zusatzfütterungen unterstützt, sodass sie überleben konnten."
Die Experten stellten allerdings auch Vergiftungen, Abschüsse und Kollisionen mit Windkraftanlagen und Zügen fest. Seit der letzten Brutsaison wurde ein Kaiseradler namens Norbert in der Gemeinde Pamhagen im Burgenland erschossen und ein zweites Tier verschwand spurlos. Die Dunkelziffer dürfte laut BirdLife aber deutlich höher liegen. Das unberechtigte und verbotene Abschießen der Tiere stelle eine große Gefahr für den Bestand dar.
(S E R V I C E - Wer verdächtige Beobachtungen im Zusammenhang mit Wildtierkriminalität macht oder Hinweise auf illegale Tötung geschützter Arten hat, wird gebeten, sich zu melden. Folgende Stellen können kontaktiert werden Polizei: 059 133 60 33 33, BirdCrime-Hotline: +43 660 869 2327, meldung@wildlifecrime.at, Anonyme Meldeplattform https://go.apa.at/6ZWdUDjT )
Zusammenfassung
- Die Brutsaison der Kaiseradler verlief 2024 in Österreich sehr erfolgreich, mit 50 Brutpaaren und insgesamt 81 ausgeflogenen Jungvögeln, wobei in zwölf Fällen sogar drei Jungtiere pro Paar großgezogen wurden.
- Die Population wächst weiter, heuer wurden 58 Reviere gezählt – das sind etwa zehn Prozent mehr als im Vorjahr, wobei die meisten Paare in den niederösterreichischen Tieflagen und Auwäldern brüten.
- Trotz des Erfolgs bleiben Bedrohungen wie Stürme, Wilderei, Vergiftungen und Kollisionen bestehen: Ein Kaiseradler wurde im Burgenland erschossen, und BirdLife ruft dazu auf, Hinweise auf Wildtierkriminalität zu melden.