Gürtelrose in Österreich unterschätzt, Impfung empfohlen

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Jeder Dritte erkrankt in Österreich im Verlauf seines Lebens an Gürtelrose. Doch in der Risikogruppe der Über-50-Jährigen ist sich nur jeder Fünfzigste des Risikos für die oft schwere Erkrankung bewusst, erklärten Experten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Sie empfehlen eine Impfung gegen Herpes-Zoster-Viren, die jene schmerzhafte Krankheit verursachen. Damit könne man auch Komplikationen wie Nervenlähmungen und Gehirnhautentzündung vorzubeugen.

Mehr als 99 Prozent aller Über-50-Jährigen tragen solche Viren in sich, weil sie in ihrer Kindheit damit infiziert wurden und Feuchtblattern hatten, hieß es bei dem Medientermin der Pharmafirma GlaxoSmithKline. In einer repräsentativen Umfrage bei mehr als 300 Menschen in Österreich zwischen 50 und 80 Jahren habe sich gezeigt, dass die meisten von ihnen (85 Prozent) schon von der Gürtelrose gehört hatten, aber die wenigsten (zwei Prozent) fühlten sich davon gefährdet, berichtete Alexander Zeh vom Marktforschungsinstitut Ipsos. International sei man damit "eher am unteren Rand", denn in anderen Ländern wie Hongkong (14 Prozent), Großbritannien (elf Prozent) und Schweden (zehn Prozent) wäre das Risikobewusstsein höher.

Viele Menschen wussten um die möglichen Symptome einer Gürtelrose-Erkrankung wie roten Ausschlag (80 Prozent), Jucken (54 Prozent) und lähmende Schmerzen (49 Prozent), berichtete Zeh: Sie kannten auch die Risikofaktoren wie ein geschwächtes Immunsystem (71 Prozent) und Stress (59 Prozent). "Die meisten sehen aber kein persönliches Risiko und wollen nichts dagegen tun", sagte er.

Verhindern könne man den Ausbruch am besten mit einer Impfung gegen das Herpes zoster Virus, erklärte Robert Müllegger von der Abteilung für Dermatologie und Venerologie am Landesklinikum Wiener Neustadt (NÖ). Laut österreichischem Impfplan sei sie deshalb auch für alle Menschen über 50 Jahren empfohlen, ebenso bei Personen ab 18 Jahren mit Immunschwäche oder Grunderkrankungen.

Das charakteristische Symptom einer Gürtelrose ist ein bandförmiger roter Ausschlag mit Bläschen, so der Mediziner. Meist betrifft er die Brust, den Rücken oder das Gesicht. Bei 80 Prozent der Patienten treten Schmerzen auf, und circa 40 Prozent müssen ins Spital. Oft brächte die Erkrankung auch teils schwere Komplikationen, wie akute oder chronische Entzündungen der Lunge, Gehirnhaut oder Augen. Es könne zu Nervenlähmungen etwa beim Hörnerv kommen, was Taubheit und Gleichgewichtsstörungen verursacht. "Am häufigsten ist ein intensiver, quälend bohrender Dauerschmerz", sagte er. Dieser beeinträchtigt freilich die Lebensqualität.

"Oft leiden die Patienten unter Depressionen, Schlafstörungen und sogar Selbstmordversuche sind keine Seltenheit", erklärte Müllegger. Eine Behandlung mit antiviralen Medikamenten und Schmerzmitteln wäre möglich, ermöglicht aber bei vielen Patienten (40 Prozent) keine "restlose Beherrschung der Krankheit und Verhinderung von Schmerz und Komplikationen", so der Experte.

ribbon Zusammenfassung
  • Jeder Dritte erkrankt in Österreich im Verlauf seines Lebens an Gürtelrose.
  • Doch in der Risikogruppe der Über-50-Jährigen ist sich nur jeder Fünfzigste des Risikos für die oft schwere Erkrankung bewusst, erklärten Experten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.
  • Meist betrifft er die Brust, den Rücken oder das Gesicht.
  • Bei 80 Prozent der Patienten treten Schmerzen auf, und circa 40 Prozent müssen ins Spital.