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Global-2000-Test: Bienenfreundliche Pflanzen mit Pestiziden

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Zum Weltbienentag am morgigen Freitag hat sich die Umweltorganisation Global 2000 mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) das Angebot bienenfreundlicher Pflanzen angesehen und dabei Vernichtendes herausgefunden: Von 44 getesteten Pflanzen wiesen nur zwei keine Pestizid-Rückstände auf. Eingekauft wurde dafür bei 21 verschiedenen Anbietern. Trauriger Spitzenreiter in puncto Bienengiftigkeit war ein Lavendel aus einer österreichischen Filiale von Blumen 2000.

Bei dem Produkt fanden die Umweltschützer fünf hoch bienengiftige Pestiziden, darunter drei der als Bienenkiller bekannten Neonikotinoide, und insgesamt Rückständen von 14 toxischen Mitteln, so Global 2000 am Donnerstag in einer Aussendung. Hoch bienengiftige Substanzen waren auf etwa 40 Prozent der Proben zu finden, während knapp jede fünfte Pflanze gleich mit mehreren dieser - für Bienen hochgiftigen - Pestizide belastet war. Im Rahmen der Untersuchungen wurden 64 verschiedene Pestizide nachgewiesen, darunter elf, welche als hochgiftig für Bienen eingestuft werden.

Global 2000 kritisierte auch, dass gegenüber dem Test im Vorjahr, als die Umweltschützer erstmals Pflanzen überprüften, keinerlei Verbesserung zu erkennen war. 2021 waren zumindest auf drei Proben keine Pestizide zu finden. Heuer waren es nur zwei Proben - eine aus dem Lagerhaus, die andere aus der Gärtnerei Starkl. Im Schnitt wurden heuer 7,7 Pestizide auf den Pflanzen gefunden. Auf fast der Hälfte aller 2022 getesteten Pflanzen befanden sich Pestizide, welche zum Zeitpunkt der Probenahme gar keine EU-Zulassung mehr besaßen.

"Der aktuelle Test bestätigt leider die Ergebnisse des letzten Jahres und zeigt erneut eine hohe Pestizidbelastung von bienenfreundlichen Pflanzen", resümierte Dagmar Gordon, die Pestizid-Expertin von Global 2000. "Es besteht deshalb dringender Bedarf, Bestäuber besser vor Pestiziden zu schützen. Dass auf als bienenfreundlich gekennzeichneten Pflanzen hochbienengiftige Pestizide zu finden sind, ist in Wirklichkeit ein Skandal."

Wie in der EU nicht zugelassene Gifte auf den Pflanzen zu finden sind, erläuterte Gordon so: "Europäische Herstellerfirmen verkaufen in Europa nicht mehr zugelassene Mittel in andere Länder, was dort die Gesundheit von Mensch und Umwelt gefährdet, und EU-Mitgliedstaaten importieren diese nicht zugelassenen Pestizide dann wieder mit den zugekauften Pflanzen, und das großteils unkontrolliert."

Die Unternehmen, die die Pflanzen verkaufen, bekannten sich laut der Umweltschutzorganisation selbst zu einer dringenden Handlungsnotwendigkeit auf rechtlicher Ebene, sowohl in Österreich als auch in der EU. "Bellaflora hat schon seit 2017 ein freiwilliges Pestizid-Reduktions-Programm im Einsatz. Die Ergebnisse unabhängiger Tests nehmen wir sehr ernst und reagieren sofort - denn wir legen selber sehr strenge Richtlinien an. Wünschenswert wären europaweit und international einheitlichere Richtlinien rund um die Pflanzenproduktion, damit das Endprodukt Pflanze mit möglichst geringer Pestizid-Belastung in den Verkauf und damit in die Gärten kommt – im Sinne von Insekten und Umwelt", sagte etwa Franz Koll von Bellaflora gegenüber Global 2000.

"Zum Schutz von Bienen und anderen wichtigen Bestäubern braucht es dringend ein Gesetz zur Regelung von Pestizidrückständen von nicht in Europa zugelassenen Wirkstoffen auf Zierpflanzen. Das ein solches Gesetz möglich ist, zeigt Deutschland wo es das schon gibt. Gleichzeitig bedarf es jedoch entsprechender Kontrollen", forderte Gordon.

"Es wäre eine kleine Änderung im Gesetz, nach dem Vorbild Deutschland zumindest zu regeln, dass in Europa nicht zugelassene Pestizide auf importierten Jungpflanzen auch in Österreich nicht anhaften dürfen. Darüber hinaus sollte im Angesicht der Biodiversitätskrise schnellstmöglich auch eine gesetzliche Regelung geschaffen werden, die Rückstandsgrenzwerte bei Zierpflanzen sinnvoll festlegt", so die Pestizid-Expertin.

Kritik gab es einmal mehr an der EU: Welche Bedeutung Pestiziden europaweit beigemessen werde, zeige die jüngste Aufschiebung der Glyphosat-Einschätzung von 2022 auf 2023. "Dass selbst auf EU-Ebene ein derartiges Desinteresse an schnellen und zielgerichteten Lösungen vorliegt", unterstreiche die von Global 2000 geforderte rasche Umsetzung eines Gesetzes, welches auch für Zierpflanzen die EU-Einfuhr von mit verbotenen Pestiziden belasteten Produkten verbiete, hieß es.

(S E R V I C E - weitere Informationen zum Test unter http://go.apa.at/qeYOprFV )

ribbon Zusammenfassung
  • 2021 waren zumindest auf drei Proben keine Pestizide zu finden.
  • Im Schnitt wurden heuer 7,7 Pestizide auf den Pflanzen gefunden.

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