APA/Angelika Grabher-Hollenstein

Gemeinde Pfunds lehnt Kraftwerksausbau Kaunertal ab

Heute, 12:34 · Lesedauer 3 min

Die Bevölkerung der Gemeinde Pfunds (Bezirk Landeck) hat sich am Sonntag per Volksbefragung mit 84,45 Prozent deutlich gegen den Ausbau des umstrittenen Kraftwerks Kaunertal ausgesprochen. Das gab Bürgermeisterin Melanie Zerlauth am Sonntagnachmittag auf der Homepage der Gemeinde bekannt. Das Ergebnis ist nicht bindend. Der Tiroler Energieversorger Tiwag plant unter anderem, im Hochtal über Pfunds einen gewaltigen Pumpspeicher samt Stausee zu bauen.

Die Frage zur Volksbefragung lautete: "Soll die Gemeinde Pfunds das Projekt "Ausbau Kraftwerk Kaunertal (AK)" im Rahmen der ihr im UVP-Verfahren zukommenden Rechte befürworten?". Von 2.075 Stimmberechtigten nahmen 68,14 Prozent an der Volksbefragung teil. 1.204 Bürger und Bürgerinnen stimmten mit Nein, nur 205 (14,55 Prozent) mit Ja.

Über das Kraftwerksprojekt im Kaunertal wird seit Jahren debattiert. Während der landeseigene Energieanbieter Tiwag darin einen zentralen Baustein für die Energiewende und wirtschaftliche Impulse für den Standort sieht, wird das Vorhaben von Umweltschützern und Bürgerinitiativen wegen befürchteter negativer Folgen für die Natur, etwa für Moorflächen, abgelehnt. Es könne zudem zu Felsstürzen rund um das Kraftwerk kommen. Ein Umweltbündnis aus mehr als 35 Organisationen sammelte online über 100.000 Unterschriften gegen den Kraftwerksausbau. Gegen den Vorwurf der Zerstörung eines Moores wehrte sich der Landesenergieversorger, es gebe kein Hochmoor im Platzertal.

Umweltschützer und Grüne reagierten erfreut

Der WWF begrüßte nach der Volksbefragung das Ergebnis und forderte einmal mehr den Stopp des Projekts. Statt des "Planungsfossils" Kraftwerk Kaunertal brauche es eine Energiewende mit der Natur und der Bevölkerung, nicht gegen diese, hieß es. Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) müsse jetzt dringend naturverträgliche und wirtschaftlichere Alternativen von der Tiwag einfordern. In dieselbe Kerbe schlugen die Tiroler Grünen. Das Abstimmungsergebnis sei ein "wichtiges Signal, dass die Zeit des Drüberfahrens vorbei ist", so Klubobmann Gebi Mair. Landeshauptmann Mattle müsse das UVP-Verfahren stoppen und einen neuen Dialog mit der Bevölkerung suchen.

Projekt erstmals 2021 zur UVP eingereicht

Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren erstmals 2009 eingereicht worden, die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erstmals 2012. Ende März 2025 hatte die Tiwag das Projekt erneut zur UVP eingereicht, zuvor hatte der Energieversorger viermal Verbesserungsaufträge erteilt bekommen. Inzwischen wurde das Projekt in zwei Vorhaben geteilt. Der zur UVP eingereichte erste Projektteil betrifft die Errichtung des Pumpspeichers Versetz sowie den Speicher Platzertal.

Die Zukunft des zweiten Projektteils - das Unterstufenkraftwerk Prutz 2, das Kraftwerk Imst 2 und Wasserableitungen aus dem Ötztal - ist ungewiss. Gegen dieses Vorhaben hatte es großen Widerstand gegeben, letztlich stellte die Tiwag - auch nach politischem Druck durch Landeshauptmann Mattle - ebenjenes zurück. Weniger Tage später sagte die Bevölkerung von Sölden in einer Volksbefragung mit 96,19 Prozent "Nein" zu den ursprünglichen Plänen. 59,44 Prozent nahmen an der Befragung teil.

Sowohl frühere Landesregierungen als auch die aktuelle aus ÖVP und SPÖ bekannten sich bisher zum Kaunertaler Kraftwerksausbau. Die Tiwag betonte stets, am Kraftwerksprojekt führe kein Weg vorbei, um die in Tirol für 2050 anvisierte Energieautonomie zu erreichen.

Zusammenfassung
  • Bei einer Volksbefragung in Pfunds lehnten 84,45 Prozent der Teilnehmer den geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal ab, bei einer Wahlbeteiligung von 68,14 Prozent.
  • Das Ergebnis ist rechtlich nicht bindend, dennoch forderten Umweltschutzorganisationen wie der WWF und die Tiroler Grünen nach der Abstimmung einen Stopp des Projekts und Alternativen.
  • Die Tiwag hält weiterhin am Vorhaben fest, das als zentraler Baustein für die angestrebte Energieautonomie Tirols bis 2050 gilt, während über 100.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt wurden.