puls24 Logo

Expertin sieht Anstieg von Suizidgedanken bei Jugendlichen

Heute, 09:59 · Lesedauer 3 min

Die Präsidentin des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie (ÖBVP), Barbara Haid, sieht einen dramatischen Anstieg von Suizidgedanken und Suizidversuchen bei Jugendlichen und Kindern. Gründe dafür seien hauptsächlich gesteigerter Leistungsdruck und der verstärkt negative Einfluss von sozialen Medien, erklärte die Psychotherapeutin Haid am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Auch eine Studie des ÖBVP aus dem Jahr 2023 belege diesen Anstieg.

Anhand dieser österreichweiten Studie, für die rund 100 Psychotherapeuten befragt wurden, zeige sich, dass rund 20 Prozent der Jugendlichen und Kinder Suizidgedanken hätten, berichtete Haid. Zu ähnlichen Ergebnissen sei auch eine weitere Befragung von 15.000 Schülern aus dem Jahr 2024 gekommen. Diese Entwicklung lasse sich keinesfalls "nur an den Nachwirkungen von Corona und den Lockdown-Maßnahmen festmachen", betonte die ÖBVP-Präsidentin, die auch als Leiterin der Koordinationsstelle Psychotherapie und Klinische Psychologie der tirol kliniken fungiert.

Vielmehr sei es oft die schwierige und komplexe "gesamtgesellschaftliche Situation mit vielen Krisen", die Angst auslöse und Jugendliche dazu bringe, zum Teil "Angst vor dem Leben zu haben", so Haid. Auch soziale Netzwerke trügen ihren Teil dazu bei: "Viele junge Menschen wissen, dass ihnen übermäßiger Konsum nicht gut tut, wissen aber nicht, wie sie anders damit umgehen könnten."

Darüber hinaus gebe es in Tirol und Österreich in Hinsicht auf die psychische Belastung von Schülern immer wieder "Hilfeschreie aus den Schulen", da auch dort sichtbar werde, dass Suizidgedanken und Suizidversuche zunehmen würden, führte die Expertin weiters aus. Auch Suizide selbst seien in diesem Umfeld und generell im Steigen begriffen: "Die Personen, die Suizide verüben, werden immer jünger." Deshalb gelte es auch, "den Blick ganz genau auf psychische Belastungen und Erkrankungen von jungen Menschen zu lenken" und auch entsprechende Maßnahmen und Angebote zu setzen.

"Yellow September" soll Bewusstsein für psychische Erkrankungen schaffen

Auf ebensolche verwies Christian Haring, Medizinischer Geschäftsführer der tirol kliniken und Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention. Das seien etwa die "Psychosozialen Krisendienste", berichtete er. Dabei handle es sich um "eine niederschwellige Möglichkeit, telefonisch oder auch im Anschluss persönlich vor Ort Krisengespräche zu führen". Auch der "Yellow September" diene als Beitrag dazu. Dieser finde heuer erstmalig statt und soll von 10. September bis 10. Oktober als eine Art "Awareness Monat" verstärkt Bewusstsein rund um psychische Erkrankungen schaffen: "Damit soll auch das Stigma von psychischen Problemen und Erkrankungen weggenommen werden."

Insgesamt müsse es jedenfalls "für Betroffene ein gutes Netz und Möglichkeiten geben, eine entsprechende Behandlung zu bekommen", erklärte schließlich Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP). In Tirol sei man diesbezüglich "in allen Bereichen gut aufgestellt", unterstrich die Landesrätin. Neben entsprechenden Betten in den tirol kliniken gebe es im Bundesland nämlich unter anderem auch die Möglichkeit eines "Home-Treatments", führte Hagele aus.

(S E R V I C E - Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at)

Zusammenfassung
  • Laut einer österreichweiten Studie des ÖBVP aus dem Jahr 2023 berichten rund 20 Prozent der Jugendlichen und Kinder von Suizidgedanken, was durch eine Befragung von 15.000 Schülern im Jahr 2024 bestätigt wurde.
  • Als Hauptursachen für den Anstieg nennt die Psychotherapeutin Barbara Haid gesteigerten Leistungsdruck, den negativen Einfluss sozialer Medien sowie eine komplexe gesellschaftliche Krisensituation.
  • Initiativen wie der erstmals stattfindende 'Yellow September' und psychosoziale Krisendienste sollen das Bewusstsein für psychische Erkrankungen stärken und Betroffenen niederschwellige Hilfe bieten.