APA/APA/dpa/Edith Geuppert

Erster Österreichischer Fußverkehrsgipfel in Graz eröffnet

Heute, 12:59 · Lesedauer 4 min

Der erste Österreichische Fußverkehrsgipfel ist am Dienstag im Congress Graz eröffnet worden. Die Fachkonferenz soll eine Plattform für Austausch zum Thema Gehen sein und zukünftig jährlich stattfinden. Im Mittelpunkt stehen Vorträge, Exkursionen und konkrete Maßnahmen zur Stärkung des Fußverkehrs. Die zweitägige Veranstaltung wird vom Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI), dem Land Steiermark und der Stadt Graz organisiert.

"Österreich ist in Bewegung - im wahrsten Sinne des Wortes", betonte Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) zur Eröffnung per Videobotschaft. Mittlerweile hätten beinahe alle Landeshauptstädte einen "Masterplan Gehen", sagte der Minister. Zu-Fuß-Gehen ist gesund und bringt Menschen auf kurzen Wegen schnell durch die Stadt, dennoch bevorzugen viele andere Mobilitätsformen. Das Ministerium, Land Steiermark und die Stadt Graz laden Entscheidungsträger der Städte, Gemeinden und Bundesländer dazu ein, die Voraussetzungen für den Fußverkehr in ihren Regionen zu hinterfragen und einander als Vorbilder zu dienen. Das Gehen soll durch die geplanten jährlichen Konferenzen als eigenständige Mobilitätsform etabliert und attraktiver sowie sicherer werden - im Alltag und in der Freizeit.

"Wie gestalten wir den öffentlichen Raum so, dass er zum Gehen einlädt, barrierefrei ist und die Lebensqualität aufwertet?", fragte daher auch Cornelia Breuß, Leiterin der Sektion Mobilität des BMIMI. Weiters lobte sie die anwesende Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) und ihre Stellvertreterin Judith Schwentner (Grüne), denn die Stadt sei aus ihrer Sicht eine "Vorreiterin in Sachen sanfte Mobilität".

Auch Elke Zimmer, Staatssekretärin für Verkehr Baden-Württemberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), erwähnte in der ersten Keynote am Dienstag, dass sich das deutsche Bundesland in Sachen Schulstraßen an Graz orientiert habe. Baden-Württemberg nimmt im deutschsprachigen Raum hinsichtlich Fußverkehr eine Pionierrolle ein. "Wir haben uns schon vor vielen Jahren auf den Weg gemacht", sagte Zimmer. Bereits 2014 habe man den Fokus der Politik auf das Gehen gerückt. Trotzdem sei man noch weit von einem "wirklich fußgängerfreundlichen Baden-Württemberg in der Fläche" entfernt. Beispielsweise starben im Bundesland 46 Fußgänger laut Zimmer im Jahr 2024 im Straßenverkehr. In Österreich, das etwas weniger Einwohner hat, kamen laut dem Innenministerium 47 Gehende zu Tode.

Das Zu-Fuß-Gehen in Zahlen

Bei der Eröffnung des Fußverkehrsgipfels ist mehrfach darauf hingewiesen worden, dass insbesondere schutzbedürftige Gruppen wie Kinder und ältere Menschen zu Fuß gehen. Zu letzterer Gruppe zählte sich scherzhaft auch Kahr. Doch sie mache die gesundheitlich positiven Effekte durch das Rauchen wieder wett, so die Bürgermeisterin schmunzelnd. Laut einer Veröffentlichung des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) aus dem Jahr 2024 sind 39 Prozent der Menschen, die Alltagswege zu Fuß erledigen, über 85 Jahre alt. Auf Platz zwei liegen Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren. Die WHO empfiehlt Kindern 30 Minuten Bewegung pro Tag und Erwachsenen 150 Minuten pro Woche, dazu zählt auch das Gehen. Es senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie das allgemeine Sterberisiko und steigert die Konzentration und Schlafqualität. Laut der Website der Initiative "Österreich zu Fuß" wirken sich schon 4.000 Schritte vorteilhaft auf das Wohlbefinden aus und 7.000 Schritte halten langfristig fit.

Wien ist, was den Fußverkehr angeht, Spitzenreiter: 35 Prozent der Strecken wurden im Jahr 2021 ohne Verkehrsmittel gemeistert. Das hatte eine Erhebung des Städtebundes aus dem Jahr 2023, die Zahlen aus den Jahren 2012 bis 2021 berücksichtigte, ergeben. Nur rund ein Viertel der Wege in den österreichischen Landeshauptstädten werden zu Fuß zurückgelegt, 44 Prozent mit dem Auto. Trotzdem betonte die deutsche Staatssekretärin Zimmer: "Wir sind nicht alle Autofahrerinnen oder Radfahrer, aber wir gehen alle zu Fuß." Ein Großteil der Wege beginne gehend, wie beispielsweise das Stück zum geparkten Auto oder zu den Haltestellen des öffentlichen Verkehrs.

Der häufigste Grund, warum Menschen nicht zu Fuß gehen, ist laut einer Umfrage des VCÖ von Anfang 2025, der Transport unhandlicher Gegenstände (82 Prozent). Rund drei Viertel der 5.000 Befragten gaben "keine oder einen unzureichenden Gehweg" an. Typische Strecken, die zu Fuß zurückgelegt werden, sind Wege zu Haltestellen des öffentlichen Verkehrs (37 Prozent täglich, 20 Prozent mehrmals wöchentlich) und das Einkaufen (29 Prozent täglich, 31 Prozent wöchentlich).

Zusammenfassung
  • Der erste Österreichische Fußverkehrsgipfel wurde in Graz eröffnet und bringt jährlich Expertinnen und Entscheidungsträger zusammen, um Maßnahmen für attraktiven und sicheren Fußverkehr zu diskutieren.
  • 2024 kamen in Österreich 47 und in Baden-Württemberg 46 Fußgänger im Straßenverkehr ums Leben, während laut VCÖ 39 Prozent der Alltags-Fußwege von Menschen über 85 Jahren zurückgelegt werden.
  • 35 Prozent der Wege in Wien wurden 2021 zu Fuß bewältigt, doch 82 Prozent der Befragten nannten den Transport unhandlicher Gegenstände und rund 75 Prozent fehlende oder unzureichende Gehwege als Hauptgründe gegen das Zu-Fuß-Gehen.