Elefanten, Haie und Aale im Fokus der Artenschutzkonferenz
"Profitgier bedroht die Artenvielfalt mehr denn je. CITES ist die einzige Konvention, die der kommerziellen Ausbeutung der Natur Einhalt gebieten kann", so Daniela Freyer von Pro Wildlife. "Zum diesjährigen 50-jährigen Jubiläum brauchen wir visionäre Entscheidungen."
Mehrere Länder aus dem südlichen Afrika fordern in ihren Konferenz-Anträgen eine Lockerung des Schutzes für Elefanten, Nashörner und Giraffen. So will etwa Namibia den Handel mit Elfenbein und Nashornhörnern zulassen.
Etwa 77 Prozent der namibischen Breitmaulnashörner gehören privaten Landbesitzern, heißt es in einem Antrag des Landes. Sie müssten angesichts der Wilderei viel Geld für verstärkte Zäune, Rangerpatrouillen und Überwachungssysteme ausgeben. Um diese Kosten zu decken, seien sie auf Tourismus, Trophäenjagd und den Verkauf lebender Tiere angewiesen, doch das reiche oft nicht aus. "Viele Besitzer waren gezwungen, ihre Nashornherden zu verkleinern oder ganz abzuschaffen." Ohne starke wirtschaftliche Anreize hätten sie kaum einen Grund, Lebensraum für Nashörner bereitzustellen.
"Ohne Frage hat Namibia gute Erfolge beim Schutz seiner Nashornbestände erzielt. Aber insbesondere in den potenziellen Abnehmerländern für Rhinozeroshorn wie Vietnam und anderen asiatischen Ländern reichen die Möglichkeiten zur Kontrolle eines legalisierten Handels bei weitem nicht aus. Man sieht es den Nashorn-Hörnern nicht an, ob sie aus legalen oder illegalen Quellen stammen. Das öffnet die Tür für den illegalen Handel noch weiter", warnte Georg Scattolin, Artenschutzexperte vom WWF Österreich.
Erstmals Handelsverbot für einige Haie möglich
Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz ist der Schutz von Meerestieren, darunter Haie, Rochen und Aale. "Beim Schutz mariner Arten ist die EU ein wichtiger Motor", sagt Freyer. "Aber asiatische Staaten und die kommerzielle Fischerei laufen bereits Sturm gegen die neuen Schutzanträge."
Erstmals wird über ein Handelsverbot für Haie diskutiert, darunter auch den kommerziell befischten Weißspitzen-Hochseehai sowie Walhaie. Manta- und Teufelsrochen, die wegen hoher Nachfrage am asiatischen Markt stark befischt werden, sind ebenfalls für ein Handelsverbot vorgeschlagen. "Ein Handelsverbot wäre ein echter Hoffnungsschimmer für diese Fischarten. Es würde den Fischereidruck auf sie erheblich senken, da internationale Absatzmärkte nicht mehr beliefert werden dürften", so Scattolin. Auch die ikonischen Galapagos-Meerechsen und nur dort heimischen Landleguane sollen strenger geschützt und mit Handelsverbot statt -beschränkungen belegt werden.
Insgesamt stehen 51 Schutzanträge auf dem Programm, die den Schutz von über 230 Arten beeinflussen. "Die Rekordzahl von Schutzanträgen verdeutlicht, wie sehr die Artenkrise drängt. Artenhandel ist noch immer ein Haupttreiber für Verlust von Biodiversität. Viele Tier- und Pflanzenarten werden dramatisch übernutzt, weil irgendwo auf der Welt eine massive Nachfrage nach exotischen Haustieren, nach dubiosen Gesundheits- oder Kosmetikprodukten oder nach prestigeträchtigen Edelhölzern besteht. Die CITES-Verhandlungen müssen Fortschritte bringen, um diesen Raubbau an bedrohten Arten einzudämmen", forderte Scattolin.
Zusammenfassung
- Auf der Artenschutzkonferenz in Samarkand beraten 185 Staaten über Handelsverbote und -beschränkungen für mehr als 230 Tier- und Pflanzenarten, darunter Elefanten, Nashörner und Giraffen.
- Namibia fordert mit Verweis auf die hohen Schutzkosten für private Landbesitzer eine Lockerung des Handelsverbots für Elfenbein und Nashornhörner, wobei 77 Prozent der Breitmaulnashörner des Landes in Privatbesitz sind.
- Erstmals steht ein Handelsverbot für bestimmte Haiarten wie den Weißspitzen-Hochseehai sowie für Manta- und Teufelsrochen zur Debatte, während insgesamt 51 Schutzanträge die Dringlichkeit der globalen Artenkrise verdeutlichen.
