Deutlich weniger Erstimpfungen - Impfkampagne stagniert

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Die Zahl der Corona-Schutzimpfungen in Österreich geht stark zurück. Damit stagniert die Durchimpfung gerade zu einem Zeitpunkt, an dem Wissenschaftler wie Virologe Norbert Nowotny einen "Impfturbo" fordern, um der Delta-Variante beizukommen.

Für Mittwoch hat das Gesundheitsministerium nur 73.648 neue Impfungen gemeldet - ein Rückgang um 20.000 gegenüber der Vorwoche und fast halb so viel wie am 2. Juni, dem bisher stärksten Tag der Impfkampagne. Damals wurden an einem Tag mehr als 143.000 Menschen geimpft. Besonders deutlich ist der Rückgang bei den Erstimpfungen: binnen sieben Tagen gab durchschnittlich nur knapp 17.000 "Erststiche" pro Tag. Damit stagniert auch die Durchimpfung.

Im PULS 24 Interview fordert Virologe Norbert Nowotny am Donnerstag aber gerade einen "Impfturbo", um der sich auch in Österreich vorherrschenden Delta-Variante gegensteuern zu können. Das Infektionsgeschehen spielt sich aktuell vor allem bei den Jugendlichen und Jungen ab, die aktuell großteils noch gar nicht geimpft sind.

Erst-Impfquote bei Jugendlichen erst bei 38 Prozent

Erst-Impfquoten von 80 Prozent und mehr werden bisher nur bei den über 65-Jährigen erreicht. Bei den jüngeren Altersgruppen sind erst zwischen 38 Prozent (bei den zwölf- bis 24-Jährigen) und 76 Prozent (bei den 55- bis 64-Jährigen) zumindest einmal geimpft. Bei letzteren gab es in der Vorwoche nur einen minimalen Anstieg um etwas über einen Prozentpunkt. Für über eine Million Kinder unter zwölf Jahren ist noch gar keinen Impfstoff zugelassen.

Zwar schwankt die Zahl der täglich durchgeführten Impfungen deutlich, weil am Wochenenden und an Montagen weniger geimpft wird. Durchschnittlich gab es in den letzten sieben Tagen laut APA-Berechnungen aber nur noch 64.000 Impfungen pro Tag. Zum Vergleich: bis vor einer Woche lag der Durchschnitt noch deutlich über 80.000 Impfungen täglich und vereinzelt sogar über 90.000.

Der Rückgang ist zu einem Gutteil auf weniger Erstimpfungen zurückzuführen. In den vergangenen sieben Tagen gab es nur noch 16.846 Erststiche (inklusive dem Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson) und 47.000 Zweitimpfungen. Zum Vergleich: vor drei Wochen lag der Sieben-Tages-Schnitt noch bei knapp 32.000 Erstimpfungen und 51.000 Zweitstichen.

Besonders ungeimpfte Junge sind Neuinfizierte

Angesichts der mittlerweile wieder stark steigenden Infektionszahlen hat die Regierung daher zuletzt vor allem die jungen Menschen zur Impfung aufgerufen. Laut Zahlen der AGES gab es in der Vorwoche die meisten Neuansteckungen in der Altersgruppe zwischen 15 und 24, mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von fast 45 Infektionen pro 100.000 Einwohnern.

Das ist drei mal so hoch wie im Durchschnitt (15 Infektionen pro 100.000 Einwohner). In dieser Altersgruppe sind erst 44 Prozent zumindest einmal geimpft, im Durchschnitt aller Altersgruppe sind 57 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner geimpft.

Kurz setzt auf "Eigenverantwortung" und will Staat zurückziehen

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte kürzlich im Interview mit PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner, die Impfung stehe allen offen, weshalb er bei der Pandemie-Bekämpfung künftig auf die Eigenverantwortung jedes einzelnen setze. Dass eine vierte Welle im Herbst kommen werde, das sieht inzwischen auch der Kanzler als gegeben.

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ribbon Zusammenfassung
  • Die Zahl der Corona-Schutzimpfungen in Österreich geht stark zurück. Damit stagniert die Durchimpfung gerade zu einem Zeitpunkt wo Wissenschaftler wie Virologe Norbert Nowotny einen "Impfturbo" fordern, um der Delta-Variante beizukommen.
  • Für Mittwoch hat das Gesundheitsministerium nur 73.648 neue Impfungen gemeldet - ein Rückgang um 20.000 gegenüber der Vorwoche und fast halb so viel wie am 2. Juni, dem bisher stärksten Tag der Impfkampagne.
  • Damals wurden an einem Tag mehr als 143.000 Menschen geimpft. Das Infektionsgeschehen spielt sich aktuell vor allem bei den Jugendlichen und Jungen ab, die aktuell großteils noch gar nicht geimpft sind.
  • Bei den jüngeren Altersgruppen sind erst zwischen 38 Prozent (bei den zwölf- bis 24-Jährigen) und 76 Prozent (bei den 55- bis 64-Jährigen) zumindest einmal geimpft.
  • Bei letzteren gab es in der Vorwoche nur einen minimalen Anstieg um etwas über einen Prozentpunkt. Für über eine Million Kinder unter zwölf Jahren ist noch gar keinen Impfstoff zugelassen.

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