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Bodenverbrauch in Österreich "anhaltend zu hoch"

Heute, 09:05 · Lesedauer 3 min

In Österreich ist im vergangenen Jahrzehnt jeden Tag durchschnittlich die zehnfache Fläche des Wiener Stephansplatzes verbaut worden. Der Bodenverbrauch ist hierzulande demnach mehr als viermal zu hoch, kritisierten Umweltschützer vom WWF Österreich am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz. Schuld daran sind laut dem "WWF Bodenreport 2025" mit dem Untertitel "Viel verbautes Österreich" bis heute anhaltende politische Versäumnisse beim Bund, den Ländern und Gemeinden.

"Seit sich der Bund 2002 einem Limit von 2,5 Hektar pro Tag verschrieben hat, ist es in jedem einzelnen Jahr deutlich verfehlt worden", so die Experten. Im Durchschnitt gingen in den vergangenen zehn Jahren (2015-2024) täglich elf Hektar an Boden verloren. Ein Hektar ist ungefähr so groß wie der Stephansplatz in Wien.

2023 und 2024 wurde der Bodenverbrauch allerdings ein bisschen weniger. In den beiden Jahren wurden acht beziehungsweise sieben Hektar verbaut. Dafür seien aber vor allem ein Rückgang bei Erholungsflächen verantwortlich sowie wirtschaftlicher Abschwung, so die Umweltschützer.

"Der hohe Bodenverbrauch ist eines der größten Umweltprobleme", sagte Hanna Simons (WWF Österreich): "Er steigert etwa die Treibhausgas-Emissionen, zerstört aber auch wertvolle CO2-Speicher." Damit werde die Klimakrise doppelt verstärkt. Auch die Folgen von Extremwetter-Ereignissen wie Starkregen und Dürren würden dadurch verschärft, dass die Flächen intakter Böden schwinden. Diese können nämlich große Mengen an Wasser aufnehmen und speichern.

Das Ausdehnen von Siedlungsflächen verursache laut Österreichischer Raumordnungskonferenz (ÖROK) rund 61 Prozent des Bodenverbrauchs (3.453 Quadratkilometer), so Simon Pories (WWF Österreich). 30 Prozent gehen zulasten von Verkehrsflächen (1.720 Quadratkilometer). Dazu kommen Freizeitareale (330 Quadratkilometer) sowie Ver- und Entsorgungsflächen (145 Quadratkilometer).

Anhaltende politische Versäumnisse bekrittelt

Schuld für den übermäßigen Bodenverbrauch ist den WWF-Experten zufolge "jahrzehntelange Fehlentwicklungen in der Politik". Man habe dort "bisher auf allen Ebenen verabsäumt, im notwendigen Umfang gegenzusteuern".

Auch das aktuelle Regierungsprogramm beinhalte kaum konkrete Vorhaben gegen den übermäßigen Bodenverbrauch, heißt es im Bericht: "Zudem gibt es im Programm der Dreier-Koalition mehrere Maßnahmen, die zentrale Ziele des Bodenschutzes konterkarieren". Besonders problematisch sei die angekündigte Forcierung großer Straßenbauprojekte wie der Lobau-Autobahn oder der Bodensee-Schnellstraße.

Die Umweltschützer nannten Lösungsvorschläge. Dazu gehörten: eine Entsiegelungs- und Begrünungsoffensive zu starten, bundesweite Gesetze für Naturschutz und Bodenschutz zu beschließen und den Straßenbau einzuschränken. Weiters sollten leer stehende Gebäude in den Ortszentren vermehrt genutzt werden. "Ganz entscheidend wäre eine verbindliche Obergrenze für die Flächeninanspruchnahme", sagte Simons: "Es gibt derzeit kein Instrument, das Bund, Länder, Gemeinden verpflichtet, irgendeine Obergrenze einzuhalten."

(S E R V I C E - Link zum WWF-Bericht: https://go.apa.at/OZbg7PMw )

Zusammenfassung
  • Im vergangenen Jahrzehnt wurden in Österreich täglich durchschnittlich elf Hektar Boden verbaut, das ist mehr als viermal so viel wie das politische Ziel von 2,5 Hektar pro Tag.
  • 2023 und 2024 sank der Bodenverbrauch zwar leicht auf acht bzw. sieben Hektar pro Tag, was laut WWF aber vor allem auf weniger Erholungsflächen und den wirtschaftlichen Abschwung zurückzuführen ist.
  • Laut WWF-Bericht entfallen 61 Prozent des Bodenverbrauchs auf Siedlungsflächen und 30 Prozent auf Verkehrsflächen, während die Umweltschützer vor allem politische Versäumnisse und fehlende verbindliche Obergrenzen kritisieren.