9/11: Der Stundenplan zur "Mutter aller Terror-Anschläge"

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Als um eine Minute vor acht Uhr morgens Flug 11 vom Flughafen in Bosten abhob, wusste noch niemand, dass der 11. September 2001 die Welt verändern würde. Der Stundenplan einer Katastrophe, die bis heute nachwirkt.

Bevor US-Präsident George W. Bush am 11. September 2001 schlafen geht, schreibt er in sein Tagebuch: "Das Pearl Harbor des 21. Jahrhunderts hat sich heute ereignet (...) Wir glauben, es ist Osama bin Laden."

"Ein zweites Pearl Harbor", schreibt George W. Bush am Abend in sein Tagebuch.

Als Bush an diesem Tag morgens aufsteht, steht unter anderem der Besuch der Emma-E.-Booker-Volksschule in Sarasota, Florida, auf seinem Terminplan. Nichts weist daraufhin, dass dieser Tag fast 3.000 Menschenleben kosten, Kriege auslösen und Flugreisen für immer verändern wird.  

9/11 - Der Ablauf der Katastrophe

Alles beginnt um 7.59 Uhr Eastern Daylight Time, in Österreich also um 13.59 Uhr. Eine Minute vor acht Uhr hebt der Flug 11 der American Airlines vom Bostoner Flughafen Logan ab, 15 Minuten später startet der Flug 175 der United Airlines vom gleichen Flughafen. 

08.19 Uhr: Stewardess Betty Ong vom Flug 11 meldet sich per Funk bei American Airlines und meldet, dass sie keine Antwort aus dem Cockpit bekommt. Sie berichtet über Tränengas, Erstochene und eine mutmaßliche Flugzeugentführung.

08.20 Uhr: Flug 77 von American Airlines startet vom Dulles International Airport Washington D.C.

08.24 Uhr: Per Funk bekommt der Flughafen Boston die Ansage des Todespiloten Mohamed Atta über mehrere entführte Flugzeuge mit, die offenbar nur an die Insassen von Flug 11 gerichtet war.

08.38 Uhr: Die Nordamerikanische Luftraumüberwachung (NORAD) wird informiert und ersucht, Flug 11 mit militärischen Abfangjägern zu überwachen.

08.41 Uhr: Flug 93 von United Airlines startet von Newark (New Jersey).

08.46 Uhr: Flug 11 rast in den Nordturm des World Trade Centers (WTC) im New Yorker Stadtteil Manhattan und reißt ein großes Loch in das mit mehr als 400 Metern höchste Gebäude der Stadt. Die Behörden gehen zunächst von einem Unfall aus.

Zu dieser Zeit haben die Entführer gerade die Kontrolle über Flug 175 übernommen, als die Piloten von zwei F-15-Kampfjets am Otis Air National Guard Base (Massachusetts) gerade den Befehl erhalten, Flug 11 aufzuspüren und abzufangen.

Die Routen der Flugzeuge vom Anschlag am 11. September

08.49 Uhr: CNN zeigt Bilder einer permanenten Kamera vor Ort. Man sieht den brennenden Nordturm. Die erste Überschrift: "Flugzeug in Turm des World Trade Centers gestürzt". Noch gehen Behörden und Öffentlichkeit von einem Unfall aus.

09.00 Uhr: US-Präsident George W. Bush beginnt seinen Besuch in der Emma-E.-Booker-Volksschule in einem armen Viertel von Sarasota und weiß bereits von dem "Unglück".

09.03 Uhr: Flug 175 rast in den Südturm World Trade Centers und explodiert. Beide WTC-Türme sind in Brand. Den Behörden wird klar, dass es sich um keinen Unfall handelt.

Flug 175 schlägt im Südturm ein und explodiert 9/11

Angriff wird Bush ins Ohr geflüstert

09.05 Uhr: Stabschef Andrew Card flüstert Bush die Nachricht vom Südturm ins Ohr, während er zuhört, wie den Kindern vorgelesen wird.

09.17 Uhr: Die US-Bundesflugbehörde (Federal Aviation Administration/FAA) lässt alle New Yorker Flughäfen schließen, Abfangjäger steigen zum Schutz von New York auf. Die New Yorker Hafenbehörde lässt in der Folge alle Brücken und Tunnels schließen.

09.31 Uhr: Bush spricht von der Schulbibliothek in Sarasota aus von einem "offensichtlich terroristischen Anschlag" und einer "nationalen Tragödie". Es folgt eine Schweigeminute.

Journalistin und Ex-ORF-Anchorwoman Hannelore Veit über ihre Sondersendung am 11. September 2001.

Erstmals kompletter Zivilflugstopp in den USA

09.40 Uhr: Die FAA stoppt erstmals in der Geschichte der USA landesweit alle zivilen Flüge: Alle in der Luft befindlichen Maschinen müssen unter Androhung des Abschusses auf dem nächstmöglichen Flughafen landen, kein Flugzeug darf mehr starten.

09.43 Uhr: Flug 77 stürzt in das US-Verteidigungsministerium (Pentagon) in Arlington bei Washington. Rauch steigt aus dem Gebäude auf, umgehend beginnt die Evakuierung.

Das brennende Pentagon nach dem Einschlag von Flug 77

09:45 Uhr: Das Weiße Haus wird evakuiert.

Der Südturm fällt, giftige Staubwolke überrollt Manhattan

10.05 Uhr: Der Südturm des WTC stürzt in sich zusammen, viele benachbarte Gebäude werden dabei ebenfalls zerstört. Eine Schutt-und Staubwolke breitet sich aus.

Der Südturm stürzt als erstes ein, die Trümmer zerstören dabei umliegende Gebäude.

10.10 Uhr: Ein viertes entführtes Flugzeug, Flug 93 von United Airlines, stürzt im kleinen Ort Shanksville südöstlich von Pittsburgh (Pennsylvania) ab. Nachher wird bekannt, dass offenbar Passagiere die Terroristen überwältigten. Es ist unklar, welches Ziel angesteuert wurde. Vermutet wird entweder Camp David, das Urlaubsdomizil des Präsidenten, das Kapitol in Washington oder das Weiße Haus.

10.10 Uhr: Ein Teil des Pentagon stürzt ein.

10.13 Uhr: Das UNO-Hauptquartier in New York wird evakuiert. In Washington werden das Außenamt und das Justizministerium evakuiert sowie die Weltbank, eine knappe halbe Stunde später dann alle US-Bundesbehörden in Washington.

Auch 20 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sind bei Angehörigen und Betroffenen die Wunden nicht verheilt.

Der Nordturm fällt

10.28 Uhr: Der Nordturm des WTC stürzt in sich zusammen.

11.02 Uhr: Der New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani fordert die Bevölkerung auf, den Süden von Manhattan zu verlassen. Die New Yorker sollten zu Hause bleiben.

Von den Haupttürmen des World Trade Center blieb nichts übrig.

12.04 Uhr: Der Los Angeles International Airport, planmäßiges Ziel von drei der entführten Maschinen, wird evakuiert, der San Francisco International Airport, Ziel der United Airlines 93 folgt elf Minuten später. Höchste Alarmbereitschaft an den Grenzen zu Mexiko und Kanada.

Um 12.30 Uhr sind nur noch 50 Flugzeuge im US-Luftraum, die aber keine Probleme vermelden.

Bush: Verantwortliche "jagen und bestrafen"

13.04 Uhr: Bush erklärt auf dem Luftwaffenstützpunkt Barksdale (Louisiana), auf den er sich begeben hat, die Streitkräfte seien in "höchste Alarmbereitschaft" versetzt worden; alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen seien getroffen. Der US-Präsident kündigt an, die Verantwortlichen "zu jagen und zu bestrafen".

13.27 Uhr: Die Hauptstadt Washington ruft den Notstand aus.

13.44 Uhr: Das US-Verteidigungsministerium gibt bekannt, dass fünf Kriegsschiffe und zwei Flugzeugträger von der Marinebasis in Norfolk (Virginia) zum Schutz der Ostküste entsandt wurden.

CNN nennt Osama bin Laden als Verdächtigen

16.00 Uhr: CNN berichtet, es gebe auf Basis brandaktueller Informationen nach den Anschlägen "gute Anhaltspunkte", dass der wegen verheerender Anschläge auf US-Botschaften in Afrika im Jahr 1998 gesuchte Saudi Osama bin Laden an den Anschlägen beteiligt sei.

17.20 Uhr: Das Gebäude 7 des WTC-Komplexes stürzt ein, nachdem es zuvor beim Einsturz der Türme beschädigt und in Brand geraten war. Andere Häuser auf dem Areal brennen weiterhin.

Kämpfe in Kabul

18.00 Uhr: Berichte über Explosionen und Gefechtslärm in der afghanischen Hauptstadt Kabul: Die Nordallianz hat die Taliban-Regierung angegriffen.

18.54 Uhr: Bush kehrt per Hubschrauber ins Weiße Haus zurück

78 Polizisten und 200 Feuerwehrleute tot

19.45 Uhr: Das New York Police Department erklärt, man vermisse 78 Polizisten, die Hälfte der ersten 400 Feuerwehrleute am Anschlagsort sei getötet worden.

20.30 Uhr: US-Präsident George W. Bush macht in seiner Fernsehansprache der Bevölkerung Mut: "Terroristen können das Fundament Amerikas nicht erschüttern.''

Als die Türme fallen breitet sich eine giftige Staubwolke über Manhattan aus, Menschen fliehen in Panik. 

Am 11. September 2001 starben 2.753 Menschen beim Anschlag auf die New Yorker Twin Towers, die beiden Haupttürme des World Trade Center, das aus sieben Gebäuden bestand.

Mehr Tote durch Spätfolgen als beim Angiff

Die Zahl der Toten durch Spätfolgen der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA übersteigt offenbar die Zahl der Opfer am Tag des Angriffs. Das teilte am Dienstag der Verwalter des Entschädigungsfonds mit, der nach den Angriffen zur Entschädigung der Opfer eingerichtet wurde. Demnach wurden alleine 3.900 Entschädigungsanträge im Namen von bereits Verstorbenen gestellt.

Seit 2011 sind mehr als 67.000 Anträge von Menschen eingegangen, die sich am 11. September in der Nähe eines der Anschlagsorte befanden und in der Folge erkrankten. Bei den meisten Fällen handelt es sich um Menschen, die in der Nähe des World Trade Centers lebten oder arbeiteten, als die Türme einstürzten.

Durch den Einsturz hatte sich eine Wolke giftiger Dämpfe über das gesamte Viertel von New York gelegt. Viele Anrainer und Einsatzkräfte erkrankten später an Krebs.

Nach den Anschlägen wurde ein Entschädigungsfonds für Angehörige und Überlebende eingerichtet. 2011 wurde dieser Fonds gesetzlich neu aufgelegt und auf neue Zielgruppen ausgedehnt, nachdem sich insbesondere bei Feuerwehrleuten und Helfern Krebserkrankungen häuften. 2019 wurde die Laufzeit bis 2090 verlängert.

Nach Angaben der Fondsgesellschaft erhielten bisher über 40.000 Menschen insgesamt knapp neun Milliarden Dollar.

Usāma ibn Muhammad ibn Awad ibn Lādin, allgemein bekannt als Osama bin Laden, Gründer der Al-Kaida, wurde am 2. Mai 2011 von Navy Seals getötet. 

Osama bin Laden

Die Folge des Terrorangriffs war der "Krieg gegen den Terror", der die fast zwanzig Jahre dauernde US-Militärpräsenz in Afghanistan einläutete, die erst mit dem Truppenabzug Ende September 2021 endete sowie die Jagd nach Osama Bin Laden, den Führer der Terrororganisation Al-Kaida.

Er wurde zehn Jahre nach dem Anschlag, am 2. Mai 2011 von Spezialeinheiten der Navy Seals im zweiten Stock seines Anwesens in Abbottabad in Pakistan erschossen, seine Leiche wurde noch am gleichen Tag im Arabischen Meer versenkt.

ribbon Zusammenfassung
  • Als um eine Minute vor acht Uhr morgens Flug 11 vom Flughafen in Bosten abhob, wusste noch niemand, dass der 11. September 2001 die Welt verändern würde. Der Stundenplan einer Katastrophe, die bis heute nachwirkt.