Statistiker Neuwirth über die nachgemeldeten Corona-Toten: "Kaum Kontrolle"

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Das Problem ist, dass die Daten nicht zentral, sondern von den einzelnen Bezirkshauptmannschaften ins EMS eingetragen werden, meint Statistiker Erich Neuwirth. "Die Datenqualität liegt an der Eingabe und an den Kontrollen der Eingabe."

Für eine böse Überraschung hat die bereinigte Statistik der Corona-Todesfälle gesorgt. 3.412 Tote mehr sind für das Jahr 2021 nachgemeldet worden, nachdem die Statistik Austria die Daten des Epidemiologischen Meldesystems (EMS) bereinigt hat. 

Demnach sind in Niederösterreich etwa drei von zehn Corona-Todesfällen bisher nicht in der Statistik aufgeschienen, noch größer ist der Anteil der Nachmeldungen in Tirol mit gut einem Drittel. Wie nachmittags veröffentlichte Daten der AGES zeigen, reichen die Nachmeldungen bis 2020 zurück.

"Wenn die Daten nicht in Ordnung sind, ist es schwierig, gute Analysen zu erstellen", meinte Neuwirth im Gespräch mit der APA und mit PULS 24. Mit den vom Gesundheitsministerium am Dienstag veröffentlichten Nachmeldungen steigt die Zahl der seit Pandemiebeginn an oder mit Corona Verstorbenen nun von 16.470 auf 19.882 an.

Kaum Kontrollmechanismen

Die Daten werden "vor Ort" von den Mitarbeitern der Bezirkshauptmannschaften eingetragen, meist "relativ schnell", meinte Neuwirth. Da gebe es kaum einen Kontrollmechanismus. Dies könne dann zu Problemen führen, wenn die Werte nicht einheitlich und klassifiziert eingetragen werden. Die Statistik Austria überarbeitet dann diese, indem sie die Todesursachen mit den Sterbeurkunden abgleicht und nachträgt. Weil dies nun nur von einer Stelle gemacht wird, könne man davon ausgehen, dass dies ein "homogener" Prozess sei, meinte Neuwirth.

Neuwirth fordert Zentralisierung

Seiner Meinung nach sollte die Erfassung dieser Daten zentralisierter erfolgen und eine schnellere Datenkontrolle eingebaut werden. "Seit fast von Anfang an moniere ich immer wieder, dass es wichtig wäre, hier gute Daten zur Verfügung gestellt zu bekommen", meinte der Statistik-Experte. Oft scheitere es an den fehlenden Ressourcen. Wenn jemand mit Covid-19 ins Spital eingeliefert wird und daran verstirbt, erfolgt die Erfassung natürlich schneller, als wenn jemand an einer anderen Erkrankung verstirbt und dieser dann nachträglich coronapositiv getestet wird.

Neuwirth will sich nun in den kommenden Tagen die Daten ansehen. Als Forscher habe er Zugang zu den anonymisierten Einzeldaten. "Ich hatte noch keine Zeit für eine gründliche Analyse. Und das braucht Zeit", meinte der Wissenschafter.

ribbon Zusammenfassung
  • Für eine böse Überraschung hat die bereinigte Statistik der Corona-Todesfälle gesorgt. 3.412 Tote mehr sind für das Jahr 2021 nachgemeldet worden, nachdem die Statistik Austria die Daten des Epidemiologischen Meldesystems (EMS) bereinigt hat. 
  • Das Problem ist, dass die Daten nicht zentral, sondern von den einzelnen Bezirkshauptmannschaften ins EMS eingetragen werden, meint Statistiker Erich Neuwirth. "Die Datenqualität liegt an der Eingabe und an den Kontrollen der Eingabe."
  • "Wenn die Daten nicht in Ordnung sind, ist es schwierig, gute Analysen zu erstellen", meinte Neuwirth im APA-Gespräch.
  • Die Daten werden "vor Ort" von den Mitarbeitern der Bezirkshauptmannschaften eingetragen, meist "relativ schnell", meinte Neuwirth. Da gebe es kaum einen Kontrollmechanismus.