Kretschmer zu Shanghai-Lockdown: Null-Covid "zum Scheitern verurteilt"

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Der Journalist und China-Korrespondent Fabian Kretschmer spricht im PULS 24 Interview davon, dass die Corona-Politik Chinas "extremst aus dem Ruder gelaufen" ist. Dies merke man vor allem an der Situation in Shanghai, wo mehr als 25 Millionen Menschen im strengen Lockdown sind.

Nach Einschätzung von Fabian Kretschmer ist in Shanghai in der letzten zwei Wochen die Situation "extremst aus dem Ruder gelaufen". Die mehr als 25 Millionen Einwohner der Wirtschaftsmetropole dürfen seit längerem auf unbestimmte Zeit ihre Wohnungen nicht verlassen. Die Stadt ist seit Wochen aufgrund anhaltend hoher Neuinfektionen abgeriegelt.

Die Null-Covid-Politik, welche im Jahr 2020 für die chinesische Politik aufgrund fehlender Impfstoffe und nicht so ansteckenden Virus-Mutationen noch "funktioniert" hat, "ist jetzt zum Scheitern verurteilt", so der Journalist. Das Festhalten an diesem "Dogma", wie Kretschmer die Null-Toleranz-Politik nennt, der chinesischen Führung hat nun "radikalen Züge angenommen", so werden Haustiere auf offener Straße getötet, da deren Besitzerinnen und Besitzer "ins Quarantänezentrum verfrachtet wurden und man Angst hat, dass die Tiere das Virus übertragen".

Die Menschen in der Metropole sind für Kretschmer momentan "in Ohnmacht" – man sei unter anderem abhängig von staatlichen Essenlieferungen, da die Supermärkte geschlossen sind und es ohnehin Ausgangssperren gibt und auch Zugänge von Wohnblöcken "versperrt" sind. Dieser Lieferungen sind laut Kretschmer allerdings von verminderter Qualität und sehr klein rationiert. Menschen, die zuvor nichts in ihre "Vorratskammer eingelagert" haben, sind nun von Nachbarn oder vom Schwarzmarkt abhängig.

In Isolation "vor sich hinvegetieren"

Neben der Angst, nicht genug zu essen zu haben – welches sowohl wohlhabende als auch ärmere Bewohnerinnen und Bewohner Shanghais betrifft – sorgt man sich auch davor, von den eigenen Kindern getrennt zu werden. Die strenge Isolationspolitik bedeutet nämlich, dass jeder der positiv auf das Coronavirus getestet wird, in ein Isolationszentrum gebracht wird, erklärt der Journalist.

Isolationszentren dürfe man sich allerdings nicht als "Wellness" vorstellen, so Kretschmer. Es handelt sich hier um "riesige Hangar-Hallen oder riesige Messehallen" mit mehreren zehntausend Menschen auf einem Fleck. Dort gebe es "keine medizinische Behandlung", so Kretschmer, man würde dort "vor sich hinvegetieren" bis man ein negatives Testergebnis hat.

Leichte Öffnungsschritte

Die angekündigten Lockerungen der Maßnahmen in Shanghai, die nun schrittweise erfolgen sollen, zeigen sich darin, dass Wohnkomplexe, in welchen lange Zeit niemand mehr positiv getestet worden ist, einen kleinen Bewegungsfreiraum erhalten. Öffentliche Plätze und Orte bleiben allerdings weiterhin geschlossen und sobald ein neuerlicher positiver Fall aufkommen sollte, werden die Lockerungen sofort rückgängig gemacht.

Diese leichten Bewegungen hin zur Öffnung der Stadt deutet der Journalist dennoch als "Eingeständnis" der Verantwortlichen, dass hier etwas "aus dem Ruder gelaufen ist" – auch wenn man dies nie direkt aussprechen würde.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Journalist und China-Korrespondent Fabian Kretschmer spricht im PULS 24 Interview davon, dass die Corona-Politik Chinas "extremst aus dem Ruder gelaufen" ist.
  • Dies merke man vor allem an der Situation in Shanghai, wo mehr als 25 Millionen Menschen im strengen Lockdown sind.
  • Die Null-Covid-Politik, welche im Jahr 2020 für die chinesische Politik aufgrund fehlender Impfstoffe und nicht so ansteckenden Virus-Mutationen noch "funktioniert" hat, "ist jetzt zum Scheitern verurteilt".
  • Die Menschen in der Metropole sind für Kretschmer momentan "in Ohnmacht".
  • Man sei unter anderem abhängig von staatlichen Essenlieferungen, da die Supermärkte geschlossen sind und es ohnehin Ausgangssperren gibt und auch Zugänge von Wohnblöcken "versperrt" sind.