Intensivmediziner Staudinger: "Entlastung frühestens in ein bis eineinhalb Monaten"

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Intensivmediziner Thomas Staudinger vom AKH rechnet im kommenden Monat mit keinen Verbesserungen. Die Betreuung der Covid-Patienten gehe auf Kosten der anderen Kranken. Patienten über 60 sehe er kaum. Und auch in Zukunft könnte er durch den entstehenden Rückstau bei OPs nicht abschätzen, was das in Hinsicht auf die medizinische Versorgungsqualität bedeute.

Intensivmediziner Thomas Staudinger bespricht im PULS 24 Newsroom LIVE mit Anchor Thomas Mohr die derzeitige Situation auf seiner Station im Wiener AKH. Seit seinem letzten Interview mit PULS 24 vor drei Wochen hat sich die Situation wieder deutlich verschlimmert. 

"Wir sehen bis jetzt noch keinen Effekt irgendwelcher Maßnahmen auf den Intensivstationen. Das war aber auch nicht zu erwarten, weil wir wissen, dass sich dieser Effekt frühestens nach ein bis zwei Wochen einstellt." Das täten sie zurzeit aber noch nicht. Er rechnet durch die lange Liegezeit der Patienten auf den Intensivstationen in frühestens ein bis eineinhalb Monaten mit einer Entspannung. 

Covid-Patienten-Betreuung auf Kosten der anderen

Es sei klar gewesen, dass die große Anzahl an Covid-Patienten auf Kosten der anderen Patienten betreut werden. "Das musste so gemacht werden, weil wir die Patienten sonst nicht mehr versorgen hätten können", so Staudinger. "Alles was nicht akut lebensbedrohlich ist, alles was verschiebbar ist, wird verschoben." 61 Prozent der Betten wären im Moment für Covid-Patienten reserviert und belegt. "Diese Betten sind voll." Daraus ergebe sich, dass für die anderen Patienten nur 40 Prozent zur Verfügung stünden "und damit weniger als die Hälfte".

Qualität der medizinischen Versorgung nicht abschätzbar

Die Frage von PULS 24 Anchor Thomas Mohr, bis wann dieser Rückstau dann wieder bewältigt werden könnte, konnte Staudinger nicht "guten Gewissens" beantworten. "Was das bedeutet in Hinsicht auf die medizinische Versorgungsqualität, das können wir derzeit überhaupt nicht abschätzen."

Keiner über 60, Verläufe "sehr viel schwerer"

Staudinger hat das Gefühl, dass das Alter auf seiner Intensivstation immer weiter nach unten geht. "Sehr viel älter als 60-Jährige sehen wir kaum mehr auf den Intensivstationen." Das läge aber auch daran, dass das AKH auch Patienten von anderen Spitälern für spezielle Therapien, wie zum Beispiel Lungen-Ersatz-Therapien übernehmen würden. Der jüngste Patient sei zurzeit "deutlich unter 30". Die Verläufe seien "sehr viel schwerer". Fast alle Patienten wären an der britischen Mutante erkrankt. 

ribbon Zusammenfassung
  • Intensivmediziner Thomas Staudinger bespricht im PULS 24 Newsroom LIVE mit Anchor Thomas Mohr die derzeitige Situation auf seiner Station im Wiener AKH. Seit seinem letzten Interview vor drei Wochen hat sich die Situation wieder deutlich verschlimmert.
  • "Wir sehen bis jetzt noch keinen Effekt irgendwelcher Maßnahmen auf den Intensivstationen. Das war aber auch nicht zu erwarten, weil wir wissen, dass sich dieser Effekt frühestens nach ein bis zwei Wochen einstellt."
  • Es sei klar gewesen, dass die große Anzahl an Covid-Patienten auf Kosten der anderen Patienten betreut werden. "Das musste so gemacht werden, weil wir die Patienten sonst nicht mehr versorgen hätten können", so Staudinger.
  • 61 Prozent der Betten wären im Moment für Covid-Patienten reserviert und belegt. "Diese Betten sind voll." Daraus ergebe sich, dass für die anderen Patienten nur 40 Prozent zur Verfügung stünden "und damit weniger als die Hälfte".
  • Bis wann dieser Rückstau dann wieder bewältigt werden könnte, konnte Staudinger nicht "guten Gewissens" beantworten. "Was das bedeutet in Hinsicht auf die medizinische Versorgungsqualität, das können wir derzeit überhaupt nicht abschätzen."
  • "Sehr viel älter als 60-Jährige sehen wir kaum mehr auf den Intensivstationen." Der jüngste Patient sei zurzeit "deutlich unter 30". Die Verläufe seien "sehr viel schwerer".

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