Nach Dopingsperre
Emotionale Rückkehr von Jannik Sinner
Der Hype um den Südtiroler ist in seiner Heimat ungebrochen. Das Fernsehen zeigt sogar Trainingsbilder live, Tausende Fans waren vor Ort beim ersten Training dabei. Manche italienischen Journalist:innen vermeldeten in Anlehnung an das am Mittwoch, nur wenige Kilometer entfernt, beginnende Konklave zur Wahl des Papstes gar "Habemus Sinner". Wenn im Vatikan weißer Rauch aufsteigt, dann wird traditionell "Habemus Papam" verkündet - wir haben einen Papst.
Sinner: "Bin glücklich, wieder Tennis zu spielen"
Sinner räumte im dicht besetzten Raum vor Journalist:innwn bei der ersten Pressekonferenz gleich einmal mit Liebesgerüchten auf ("Ich bin nicht in einer Beziehung"). Auf die erste Frage antwortete er dann, er habe die Sperre anfangs nicht akzeptieren wollen, weil er wisse, was wirklich passiert sei. "Aber manchmal muss man in einem sehr schlechten Moment das Beste wählen, und das haben wir getan. Jetzt ist also alles vorbei. Ich bin glücklich, wieder Tennis zu spielen", sagte der Weltranglistenerste über die Einigung.
Bei dem Südtiroler, der nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze in Sexten aufgewachsen ist, waren im März 2024 Spuren des Dopingmittels Clostebol entdeckt worden. Er gab an, dass die Substanz über die Hände eines Masseurs unwissentlich in seinen Körper gelangt sei. Die für Dopingverfahren zuständige Agentur (ITIA) glaubte dem Tennisprofi und verzichtete auf eine Sperre. Dagegen ging die WADA später vor und rief den Sportgerichtshof (CAS) an. Die Verhandlung wurde nach der außergerichtlichen Einigung abgesagt.
Konkurrenz konnte Vakuum nicht nutzen
Sinner bleibt zumindest bis zu den French Open (ab 25. Mai) auf dem Tennisthron sitzen. Die Konkurrenz hat die Chance vergeben, nach Antritt der Sperre nach Sinners Sieg bei den Australian Open das Vakuum zu füllen. Seither gab es vier Masters-1000-Turniere und sechs ATP-500er-Events - und zehn verschiedene Sieger. Seine zwei größten Herausforderer, Alexander Zverev und Carlos Alcaraz, gewannen je eines davon - Zverev in München, Alcaraz in Monte Carlo. Dem Deutschen fehlen aktuell 1.645 Punkte auf Sinner, dem Spanier 1.880.
Leicht gefallen ist Sinner die Pause aber nicht. In einem Interview mit dem italienischen Fernsehen RAI verriet er vergangene Woche, dass es ihm "wirklich schwergefallen ist, die dreimonatige Sperre zu akzeptieren, denn in meinem Geist habe ich keinen Fehler begangen."
Zverev, S. Williams sahen Deal skeptisch
Die Sperre von drei Monaten war eine Art Deal, doch selbst unmittelbare Konkurrenten wie Zverev äußerten Unverständnis. "Ich finde es Schwachsinn. Wenn du positiv getestet wirst und du Schuld dran hast, solltest du viel länger gesperrt sein als drei Monate", sagte Zverev auf APA-Nachfrage zuletzt in Monte Carlo. Da aber WADA und ITIA den Südtiroler von der Schuld freigesprochen haben, sei die Sperre absurd.
Zumindest die Optik war wohl nicht die beste, Serena Williams sagte etwa sehr überspitzt, dass sie "20 Jahre" bekommen hätte und ihr Grand-Slam-Titel aberkannt worden wären. Wie auch immer, für Sinner, der sich eben nicht als "Sünder" sieht, geht es nun endlich wieder sportlich weiter. Am härtesten sei die Suspendierung am Anfang gewesen, schilderte er. Er habe keine Sportveranstaltungen besuchen dürfen. Er konnte nicht ins Stadion gehen, um ein Fußballspiel zu sehen, seine Freunde nicht bei Radrennen unterstützen. An seine Teilnahme in Rom habe Sinner jetzt geringe Erwartungen. "Das Ziel wird Paris sein, aber ich bin hier, um zu sehen, auf welchem Niveau ich bin."
Zusammenfassung
- Jannik Sinner kehrt nach einer dreimonatigen Dopingsperre beim Masters-1000-Turnier in Rom zurück und bleibt die Nummer eins der Männer im Tennis.
- Während seiner Abwesenheit gab es zehn verschiedene Sieger bei vier Masters-1000- und sechs ATP-500er-Turnieren, doch die Konkurrenz konnte das Vakuum nicht nutzen.
- Die Sperre, die auf Spuren von Clostebol zurückzuführen ist, wurde von der WADA angefochten, während Konkurrenten wie Zverev die kurze Dauer kritisierten.