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Salzburg will historische Sensation gegen "Mauer Europas"

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Vor dem Champions-League-"Finalduell" mit Atletico Madrid im Mittwoch (21.00 Uhr/live Sky) hat Fußball-Serienmeister Red Bull Salzburg durchaus Argumente auf seiner Seite. Zum Beispiel, dass man den Spaniern beim 2:3 im Hinspiel so viele Tore schoss, wie sie in La Liga bisher in zehn Partien insgesamt erhielten. Das zeigt freilich auch, wie schwer es ist die "Mauer Europas", zu überwinden. Und genau das muss Salzburg am Mittwoch schaffen, will man das Achtelfinalticket holen.

Ein Remis ist zu wenig, nur drei Punkte würden Salzburg vor die Spanier auf Platz zwei hieven. Ein in Spanien kaum vorstellbares Szenario für einen Club, den viele schon jetzt als logischen Champion der laufenden Saison sehen. Mit dem 2:0 über Valladolid übernahm die Elf von Diego Simeone die Tabellenführung der Primera Division, zum achten Mal stand bei Goalie Jan Oblak die "Null". Ein einsamer Spitzenwert in Europas Topligen - und wohl auch darüber hinaus.

Anders in der "Königsklasse": Da musste die Madrilenen in fünf Partien viermal zumindest einen Gegentreffer hinnehmen, besonders das Auftakt-0:4 gegen die Bayern sticht diesbezüglich ins Auge. "Ja, die Champions League bereitet uns Kopfzerbrechen", gestand Simeone, dessen Team nur den einen Sieg über Salzburg am Konto hat. "Es wird ein sehr hartes Spiel gegen Salzburg, eine schnelle, dynamische Mannschaft, die absolut konkurrenzfähig ist und keinerlei Angst hat. Wir bekommen es sicher mit einem harten Gegner zu tun", lobte er die "Bullen".

Das blamable 0:1 bei der Admira am Samstag wird vergessen sein, sollte die Sensation gegen den spanischen Topclub gelingen. "Es wird ein sehr heißes Spiel", fieberte Goalie Cican Stankovic dem Saison-Höhepunkt entgegen. Der blutleere Auftritt gegen die Admira unterstrich zwar nicht mannschaftliche Stärke, könnte aber als Hinweis darauf dienen, dass die Kicker bereits voll auf Atletico fokussiert sind. "In diesem Spiel geht es um alles. Was davor war, ist wirklich egal", wollte sich Stankovic damit gar nicht aufhalten.

Vor zwei Jahren noch dachten nur wenige an ein mögliches CL-Achtelfinale mit Salzburg. Der Club, der in unzähligen Quali-Versuchen gescheitert war, schien quasi verflucht. Knapp zwei starke Gruppenphasen in der Königsklasse später ist die Lage völlig anders. Die bisherigen Auftritte zeigten zudem, dass man sich auch vor einem spanischen Großclub wie Atletico nicht fürchten muss: Im Auswärtshinspiel am 27. Oktober lag die Elf von Diego Simeone 1:2 in Rückstand und stellte den 3:2-Erfolg erst in der 85. Minute sicher.

Zwei Gegentore hatten die Madrilenen in einem Heimspiel davor seit September 2019 nur einmal kassiert. "Mit dieser Offensive spielen wir immer, auch gegen ganz große Mannschaften, unsere Chancen heraus. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zu unseren Chancen kommen werden", meinte Stankovic vor der Revanche am Mittwoch.

Der Respekt vor Luis Suarez und Co. ist vorhanden, Selbstvertrauen aber auch. "Eine Mannschaft mit vielen Stars, mit einer sehr kompakten, sehr aggressiven Spielweise. Aber sie wissen auch, dass sie bei einer Niederlage draußen sind", merkte Österreichs Teamtormann an.

Ein Remis würde Atletico zum Aufstieg reichen. "Sicher haben sie Superstars, aber es spielt die Mannschaft und nicht Einzelspieler. Als Mannschaft, in der Zusammenarbeit, können wir es sogar besser als sie", war Offensivmann Dominik Szoboszlai überzeugt.

Der Mittwoch könnte - selbst wenn das höchst unwahrscheinlich ist - freilich auch mit einer totalen Enttäuschung enden. Dann nämlich, wenn Lok Moskau im Parallelspiel in München gewinnt und Salzburg verliert oder remisiert. Das würde den Rückfall hinter Lok auf Platz vier bedeuten, und dass man nicht mehr international überwintert.

Ein Erfolg am Mittwoch würde ein österreichische Team erstmals in die K.o.-Phase der CL bringen (Sturm Graz erreichte 2000/01 die zweite Gruppenphase, die damals das Achtelfinale ersetzte). Historisch wäre ein Salzburger Sieg auf jeden Fall. Atletico hat in neun Spielen noch nie gegen ein österreichisches Team verloren. Bei acht Siegen war ein 1:1 von Rapid 1976 im Sechzehntelfinale des Cupsieger-Cups in Madrid das höchste der Gefühle - auch das reichte damals aber nach dem 2:1 von Atletico in Wien nicht für den Aufstieg.

Finanziell würde sich ein Erfolg am Mittwoch klarerweise rechnen. Legt man die UEFA-Prämien der Vorsaison zugrunde, hat Salzburg schon jetzt rund 33 Millionen Euro verdient: 14,4 Mio. Euro aus dem Koeffizienten-Ranking, 15,25 Mio. für die Teilnahme an der Gruppenphase, dazu ein Sieg (2,7 Mio. Euro) und ein Remis (900.000 Euro). Gelingt der Aufstieg, also ein weiterer Sieg, dann kommen 2,7 Mio. plus zusätzliche 9,5 Mio. Euro für das Erreichen des Achtelfinales hinzu. Noch immer hat die UEFA die Ausgestaltung der Prämien 2020/21 öffentlich nicht kommuniziert. Vielerorts wird angesichts der Corona-Pandemie aber von leicht verringerten Summen ausgegangen.

ribbon Zusammenfassung
  • Vor dem Champions-League-"Finalduell" mit Atletico Madrid im Mittwoch hat Fußball-Serienmeister Red Bull Salzburg durchaus Argumente auf seiner Seite.
  • "Ja, die Champions League bereitet uns Kopfzerbrechen", gestand Simeone, dessen Team nur den einen Sieg über Salzburg am Konto hat.
  • "Es wird ein sehr heißes Spiel", fieberte Goalie Cican Stankovic dem Saison-Höhepunkt entgegen.
  • Ein Remis würde Atletico zum Aufstieg reichen.