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Rangnick trotz 3:0-Traumstart in Kroatien nicht euphorisch

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Viel besser hätte Ralf Rangnicks Einstand als österreichischer Fußball-Teamchef nicht laufen können. Dennoch fiel Rangnicks Analyse betont nüchtern aus, überbordende Freude ließ der 63-Jährige nicht erkennen.

Beim Debüt des neuen deutschen Teamchefs feierte die ÖFB-Auswahl am Freitag in der Nations League gegen Kroatien einen 3:0-Sieg, gewann damit nach zuvor fünf Niederlagen erstmals gegen den amtierenden Vizeweltmeister und fügte ihm im 14. Spiel in Osijek die erste Niederlage zu.

Rangnick: Keiner euphorisch

"Ich glaube nicht, dass bei uns irgendeiner euphorisch wird", erklärte Rangnick. "Das Ergebnis klingt fantastisch, aber für mich ist es wichtiger, wie wir nach der Umstellung aufgetreten sind." Seine Auswahl hatte nach einer knappen halben Stunde von Dreier- auf Viererkette gewechselt - davor standen die Österreicher unter Druck, danach wendete sich das Blatt. "Wir hatten in den ersten 20, 25 Minuten Probleme, nicht nur gegen den Ball. Wir haben es kaum geschafft, den Gegner unter Druck zu setzen und haben die Bälle viel zu schnell hergegeben", meinte der Coach. "Da hätte es 1:0 oder 2:0 für Kroatien stehen können."

Die Änderung habe der Mannschaft gut getan. "Und das Tor kurz vor der Pause hat uns natürlich geholfen. Dann haben frische Leute geholfen, uns zu stabilisieren." Die zweite Hälfte war ganz nach Rangnicks Geschmack. "Da haben wir nichts zugelassen, wunderschöne Tore geschossen und hätte noch zwei, drei mehr machen können."

Dies bedeute aber nicht, dass künftig nur noch die Viererkette angesagt sei. Rangnick: "Grundsätzlich ist mit dieser Mannschaft natürlich auch eine Dreierkette möglich. Aber das heutige Spiel hat gezeigt, dass wir mit einem Mann mehr im Mittelfeld mehr Möglichkeiten mit und gegen den Ball hatten."

"Ein bisschen Glück"

Vor der Umstellung habe die Balance gefehlt. "Wir hatten in dieser Phase auch ein bisschen Glück. Doch insgesamt war es natürlich ein guter Start in die Nations League", resümierte Rangnick. Der Trainer blickte optimistisch in die Zukunft. "Es war ein Anfang, es war das erste Spiel in einer schwierigen Gruppe, aber ich finde schon, dass die Partie in der letzten Stunde gezeigt hat, was mit dieser Mannschaft möglich ist, welche Qualität sie hat."

Am Ende stand der erste Pflichtspielsieg der ÖFB-Auswahl gegen ein in der Weltrangliste vor ihr liegendes Team seit September 2008 (3:1 gegen Frankreich). Der Erfolg sei ein "großer Erfahrungsschritt" für die Akteure gewesen und vor allem deshalb wichtig, "weil er den Glauben der Spieler an das, was wir machen, verstärkt", erklärte Rangnick. "Wenn der Gegner unsere Power spürt, hat man gesehen, dass wir uns vor niemanden verstecken müssen."

"Keine unnötigen Körner verblasen"

Besonders gut gefallen hat Rangnick nach eigenen Angaben auch, wie souverän sein Team den Vorsprung nach Hause spielte. "Da haben wir keine unnötigen Körner verblasen." Neben dem Pauschallob hob der Teamchef namentlich Gernot Trauner, Andreas Weimann, Nicolas Seiwald, Christopher Trimmel, Marko Arnautovic, Michael Gregoritsch und Heinz Lindner hervor.

Groß war die Freude des Teamchefs zudem über Maximilian Wöber und Marco Friedl, die links in der Viererkette überzeugten - auf einer Position, die Rangnick offenbar etwas Kopfzerbrechen bereitet hatte. "Mit Wöber und Friedl haben wir sehr wohl zwei Spieler, die linker Verteidiger spielen können." Dies sei "eine zusätzliche Erkenntnis, die enorm wichtig war", betonte der frühere Manchester-United-Coach. Generell gebe es in der ÖFB-Auswahl "enorm viele Spieler für verschiedene Positionen und einen starken Konkurrenzkampf".

Match gegen Weltmeister

Mit Blick auf das heftige Programm der kommenden Tage ist die hohe Kaderdichte und -Qualität von besonderer Bedeutung. Schließlich geht es bis 13. Juni noch zweimal gegen den EM-Finalisten Dänemark und einmal gegen Weltmeister Frankreich, der zum Auftakt gegen die Dänen eine 1:2-Heimniederlage kassierte.

Die nächste Partie steigt bereits am Montag im Happel-Stadion gegen Dänemark, wobei es in der ÖFB-Startformation zu einigen Änderungen kommen dürfte. "Dass ich nicht die gleichen Spieler durch diese vier Partien jagen kann, ist klar, das würde an Körperverletzung grenzen. Deswegen werden gegen Dänemark sicher Neue in die Mannschaft kommen", kündigte Rangnick an.

Lienhart-Ausfall

Philipp Lienhart wird nicht dazugehören. Der Freiburg-Profi hatte in den vergangenen Tagen Fieber, nun wird er von einem Husten geplagt. "Im Moment ist davon auszugehen, dass er nicht mehr zur Mannschaft stoßen wird", sagte Rangnick. Dafür wird der in Osijek geschonte David Alaba am Montag beginnen.

Für das Duell mit Dänemark waren vor dem Kroatien-Match erst rund 15.000 Karten abgesetzt - deutlich zu wenig für den Geschmack von Rangnick. "Dahingehend darf man mit der Berichterstattung ein bisschen euphorisch sein, weil es wichtig ist, dass das Stadion gefüllt ist", sagte Rangnick zu den mitgereisten Journalisten.

ribbon Zusammenfassung
  • Viel besser hätte Ralf Rangnicks Einstand als österreichischer Fußball-Teamchef nicht laufen können.
  • Dennoch fiel Rangnicks Analyse betont nüchtern aus, überbordende Freude ließ der 63-Jährige nicht erkennen.
  • "Ich glaube nicht, dass bei uns irgendeiner euphorisch wird", erklärte Rangnick. "Das Ergebnis klingt fantastisch, aber für mich ist es wichtiger, wie wir nach der Umstellung aufgetreten sind."

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