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Parallelbewerb als Faschingsscherz? - FIS: "War nicht fair"

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Zwei unterschiedlich schnelle Kurse, ein wohl unfaires Zeitpenalty-System, zudem eine unkundige Jury - der Ski-Weltverband FIS sieht sich nach der WM-Premiere des Parallelbewerbs am Faschingsdienstag in Cortina d'Ampezzo mit bitterböser Kritik konfrontiert. "Es ist leider so passiert", sagte Damen-Renndirektor Peter Gerdol. Und sein Herren-Pendant Markus Waldner gestand: "Es war nicht fair. Wir sind nicht glücklich." Die Aufnahme ins WM-Programm wird hinterfragt werden.

Weil der rote Kurs auf der Rumerlo-Piste am Dienstag deutlich schnellere Zeiten ermöglichte als der blaue, waren Athleten, die zunächst auf dem roten fahren mussten, schwer benachteiligt. Denn der Maximalvorsprung ist mit 5 Zehntelsekunden festgesetzt, auch wenn jemand über eine Sekunde schneller war. Da die Kurse so unterschiedlich waren, reichte diese Strafzeit als Vorsprung im zweiten Lauf nicht aus. "Ich bin wirklich verärgert. Das ist nicht fair", tobte die Italienerin Federica Brignone, die sich im Viertelfinale ihrer Landsfrau und späteren Co-Weltmeisterin Marta Bassino geschlagen geben musste.

Waldner erklärte die Unterschiede im Terrain mit dem wieder wärmer werdenden Wetter in der Region. Der blaue Kurs habe den hohen Temperaturen bei drei Toren nicht standhalten können, obwohl man den Untergrund in den Tagen zuvor vorausblickend vereist hatte. "Dann war keine Chance mehr", sagte der Südtiroler. Wenn man während dem Rennen hätte eingriffen wollen, hätte man Tore erheblich versetzen müssen, und dann wäre der rote Kurs auf einmal der langsamere gewesen, erläuterte er.

"Wir haben gesehen, wenn der Kurs so sehr leidet, ist die 0,5-Sekunden-Penalty nicht wirksam. Das wäre ja die Strategie für so einen Fall gewesen. Also lernen wir jedes Mal dazu, wenn wir einen Parallelbewerb haben. Wir haben das Format geändert, zwei Läufe eingeführt und haben gedacht, dieses Format ist fair. Aber es ist noch immer nicht fair", zeigte sich Waldner zerknirscht. "Wir müssen an den Regeln arbeiten und evaluieren, wie wir mit diesem Event weitermachen wollen." Von "Geburtswehen" sprach ÖSV-Damenchef Christian Mitter.

Bleibt die Konfusion um das Damen-Resultat. Warum Bassino Gold und Katharina Liensberger nur Silber haben sollte, obwohl die beiden zeitgleich über den Zielstrich gerauscht waren, wollte niemand einleuchten. Laut Gerdol war es eine "Falschinterpretation der Regeln". Er erklärte, dass der Fehler bei der Zeitnehmung und der Grafik lag. Der Computer sei noch auf Achtelfinal- und Viertelfinal-Modus programmiert gewesen und wies so diejenige mit der besseren zweiten Laufzeit als Siegerin aus.

Das wäre eklatant unfair gewesen, da Liensberger über beide Läufe gerechnet die Schnellere war. Der ÖSV intervenierte und legte der FIS-Jury den maßgeblichen Punkt 5 der Weltcup-Regeln für den Parallelbewerb vor, die auch bei Weltmeisterschaften zur Anwendung kommen. Dieser besagt, dass die Laufzeit-Regelung im kleinen Finale und Finale außer Kraft ist und Ex-aequo-Platzierungen möglich sind. Gerdol: "WM geht ja nach Weltcup-Regeln." Die Vorarlbergerin durfte ergo als Weltmeisterin gemeinsam mit Bassino das oberste Treppchen besteigen.

Warum es etwa eine halbe Stunde dauerte, bis das Ergebnis offiziell korrigiert war, ist jedoch eine weitere Frage, die sich die FIS gefallen lassen muss. "Wir haben danach gemeinsam mit der Zeitnehmungsfirma noch einmal alles genau kontrolliert", informierte Gerdol. "Das hat ein bisschen gedauert."

Ein weiteres Problem, das am Dienstag jedoch nicht schlagend wurde, ist das Szenario, dass Stürze auch den Gegner gefährden können. "Es ist schon genug passiert bei solchen Bewerben. Wenn der Gegner stürzt und auf deine Spur kommt, wird es brutal gefährlich mit den scharfen Kanten", meinte Kombi-Weltmeister Marco Schwarz, der schon in der Qualifikation gescheitert war. "Ich bin generell gespannt, ob sich das Format am Ende durchsetzen wird", artikulierte der Kärntner die Gedanken vieler Zuschauer. "Es ist, so blöd es klingt, vielleicht ein bisschen ein Glücksbewerb auch."

ribbon Zusammenfassung
  • Da die Kurse so unterschiedlich waren, reichte diese Strafzeit als Vorsprung im zweiten Lauf nicht aus.
  • "Es ist, so blöd es klingt, vielleicht ein bisschen ein Glücksbewerb auch."

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