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EM: Österreichs "gute Ausgangslage" im Gruppenfinale

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Ab ins EM-Viertelfinale oder in den Urlaub: Auf Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam wartet am Freitag in Brighton zum Abschluss der Gruppe A gegen Norwegen ein "Finale".

Von der Papierform tritt die ÖFB-Auswahl gegen den Weltranglistenelften als Außenseiter an, ist aber mit den besseren Vorzeichen ausgestattet. Während Österreich ein Punkt für den Aufstieg reicht, muss Norwegen nach dem 0:8-Debakel gegen England siegen.

Gefinkelte Situation 

Das ist kein einfaches Unterfangen, zumal die Defensive das Prunkstück der Österreicherinnen ist. Bei der EM 2017 kassierten sie nur gegen Frankreich ein Gegentor, bei dieser Endrunde musste Manuela Zinsberger nur beim 0:1 gegen England hinter sich greifen. In sieben EM-Spielen landete nur zweimal der Ball im eigenen Tor. "Das spricht für die Arbeit des Teams", betonte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann.

Die Hoffnung auf ein Zu-Null-Ergebnis ist da berechtigt. "Es zeichnet uns aus, dass wir als Kollektiv extrem gut verteidigen. Wenn wir das machen, dann muss uns erst einmal jemand ein Tor schießen", sagte Abwehrspielerin Virginia Kirchberger. Nordirland gelang das nicht, dank einem 2:0 schob sich die ÖFB-Truppe am punktgleichen Norwegen vorbei auf Rang zwei. "Unsere Ausgangslage ist ganz gut, nichtsdestotrotz müssen wir auf das Spiel voll brennen, alles reinhauen", meinte Offensivspielerin Julia Hickelsberger-Füller.

Wie geht es den Norwegerinnen?

Völlig offen ist, in welcher Verfassung der Gegner ist. "Sicher kann so eine Niederlage Spuren hinterlassen, ich hoffe, dass sie noch darunter leiden", sagte Fuhrmann. Zu viel dürfe man sich aber nicht erwarten. "Wir wissen, dass ein verwundetes Tier ein sehr gefährliches ist. Sie werden alles daran setzen, ihr wahres Gesicht zu zeigen. Wir müssen uns auf einen echten Sturmlauf einstellen", so Fuhrmann. Und Marie-Therese Höbinger betonte: "Alles, was war, ist komplett zweitrangig."

Gegen England waren die Norwegerinnen nach einem umstrittenen Elfer auseinander gefallen. Untypisch für ein Team, das zuvor sechs Spiele in Folge gewonnen und in der Defensive geglänzt hatte. "Ich glaube, dass da vom Kopf her ganz viel schiefgegangen ist", vermutete Fuhrmann. An ihrem Respekt vor dem zweifachen Europameister hat sich dadurch nichts geändert. Ein ähnlich starkes Offensivtrio wie es Ada Hegerberg, Caroline Graham Hansen, die viele im ÖFB-Lager als "Ausnahmespielerin" bezeichnen, und Guro Reiten bilden, gibt es in Europa selten.

Fuhrmann vorsichtig optimistisch 

"Wir wissen, wie stark Norwegen agieren kann, welch individuell extreme Qualität sie vor allem offensiv haben", ist sich Fuhrmann bewusst. Abwehrspielerin Carina Wenninger nannte die Eins-gegen-Eins-Situationen und die Schnelligkeit des EM-Dauergastes als große Stärken. Der will ein zweites EM-Out nach der Gruppenphase in Folge vermeiden. Die Ansprüche sind höhere. "Sie wissen schon, dass sie als Favorit ins Spiel gehen. Sie müssen natürlich auch, haben mehr Druck", betonte Fuhrmann.

Ihr gegen Norwegen noch siegloses Team hat mit dem "Gruppenfinale" ein Mindestziel erreicht. Zufrieden geben will man sich damit nicht. "Jeder will weiterkommen, wer da Underdog ist oder nicht, ist nicht wichtig. Es ist wichtig, eine geschlossene Performance auf den Platz zu bringen", verlautete Nicole Billa. Die Tirolerin kam in der Offensive noch nicht richtig zur Geltung. Dass sie sehr viel Arbeit für das Team verrichtet, ist nur einer der Gründe. "Sie kriegt die Bälle nicht, weil wir sie nicht einsetzen. Die Situation ist für sie nicht angenehm", nahm Fuhrmann ihre Topstürmerin in Schutz.

Mehr erwartet 

Gegen Norwegen forderte sie eine "bessere Qualität" bei Flanken und den letzten Pässen. "Wenn wir wieder am Limit performen können und möglichst fehlerfrei sind bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir nicht nur offensiv Nadelstiche setzen können, sondern ihnen auch im Pressing wehtun können", blickte Fuhrmann optimistisch voraus. Dominieren werde man das Spiel wohl nicht können. "Aber wir werden Ballbesitzphasen haben, wenn wir mutig sind." Auch Wenninger forderte, dass man mutig draufgehen müsse. Und Sportdirektor Peter Schöttel fügte hinzu: "Ich denke, dass wir sie in der Abwehr knacken können."

Auf ein 0:0 zu spielen, sei keine Option. "Wir wollen auf Sieg spielen, denn ein Unentschieden kann man nicht planen", betonte Fuhrmann. Zusatzmotivation ist, dass im Viertelfinale Deutschland warten würde. "Das wäre schon cool", betonte Sarah Zadrazil, die schon einige Nachrichten von Clubkolleginnen erhalten hat.

Feiersinger kehrt zurück 

Im Vergleich zum jüngsten 2:0 wird Laura Feiersinger in die Startelf zurückkehren. "Sie ist jetzt dort, wo wir sie brauchen", lobte Fuhrmann die Salzburgerin. Durch die Rückkehr der an Corona erkrankt gewesenen Laura Wienroither gibt es auch auf der Rechtsverteidigerposition die Qual der Wahl. "Sie hat die letzten beiden Trainings voll absolviert und keine Beschwerden", berichtete Fuhrmann. Die Qual der Wahl hat sie auch in der Innenverteidigung, wo Kapitänin Viktoria Schnaderbeck trotz Knieproblemen und einem abgespeckten Trainingsprogramm wohl neben Wenninger starten wird.

ribbon Zusammenfassung
  • Ab ins EM-Viertelfinale oder in den Urlaub: Auf Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam wartet am Freitag in Brighton zum Abschluss der Gruppe A gegen Norwegen ein "Finale".
  • Während Österreich ein Punkt für den Aufstieg reicht, muss Norwegen nach dem 0:8-Debakel gegen England siegen.
  • "Das spricht für die Arbeit des Teams", betonte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann.
  • Sie müssen natürlich auch, haben mehr Druck", betonte Fuhrmann.

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