Stephan HelmAPA/EXPA/Reinhard Eisenbauer

Bundesliga

Austria-Krise: "Gesamtkonstellation extrem bitter"

Heute, 05:36 · Lesedauer 4 min

Für die Wiener Austria bleibt die Lage düster. Das 1:2 beim LASK brachte am Sonntag den nächsten Tiefschlag, mit nur einem Punkt aus drei Runden vegetieren die "Veilchen" auf Platz zehn. Ein Remis in Linz wäre wohl verdient gewesen, die Erkenntnis half aber nicht weiter. Und während sich Coach Stephan Helm über verpasste Gelegenheiten ärgerte, bejubelte LASK-Trainer João Sacramento die ersten Punkte sowie die Rückkehr der "Basics". Seine Spieler "haben es verstanden".

Beim LASK haben die "ernsten Worte" offenbar gefruchtet. Dem Auftakt-0:2 und dem zeitweise blutleeren Auftritt beim 1:3 bei der WSG Tirol folgte am Sonntag die erhoffte Reaktion. "Es war kein Fußball-Leckerbissen", gab Stürmer Maximilian Entrup zu, das war aber auch nicht gefordert worden. "Wir haben versucht, aus dem letzten Spiel zu lernen. Wir wollten heute diesen Geist sehen, darüber haben wir unter der Woche gesprochen", betonte Sacramento. "Das sind die Basics. Ohne sie kannst du Philosophie und Taktik vergessen."

"Haben das wirklich gebraucht"

Unterhaltsam für die 12.510 Fans im Stadion war die Partie allemal. Ein Hin- und Her und zahlreiche Chancen in der zweiten Hälfte sorgten für einen atemlosen Schlagabtausch auf Augenhöhe, an deren Ende die Linzer vielleicht auch etwas glücklicher waren. Und auch sie brauchten ein Erfolgserlebnis wie den sprichwörtlichen Bissen Brot. "Wir haben gewusst, dass das richtungsweisend werden kann", freute sich der 21-jährige Tormann Lukas Jungwirth, der mit wichtigen Paraden als würdiger Nachfolger von Tobias Lawal glänzte.

Sacramento sah förmlich den Knoten platzen. "Ich will das Wort 'verzweifelt' nicht verwenden, aber wir haben das wirklich gebraucht", gab der Portugiese zu. Was ihn besonders freute, war, dass man sich vom frühen und unglücklichen Rückstand durch das Eigentor Kéba Cissés nicht aus der Ruhe bringen ließ. "Heute waren wir in der Lage, uns zurückzukämpfen", stellte er fest. Die robuste Doppelspitze aus dem wieder fitten Entrup und Torschütze Samuel Adeniran zeigte Wirkung.

"Wiesinger und Lee haben alles dagegengehalten, was sie gehabt haben, einmal ist er uns leider entwischt", meinte Austria-Tormann Samuel Şahin-Radlinger, der so wie Jungwirth dem Spiel seinen Stempel aufdrückte. Letzterer sah sein Team nun schon in viel aussichtsreicherer Verfassung für das kommende Gastspiel bei Vizemeister Salzburg. "Wenn wir in jedem Spiel so auftreten, dann ist in dieser Saison viel möglich", befand Jungwirth.

Helm glaubt weiter ans Potenzial

Diese Überzeugung hat sich aufseiten von Violett aller Unbill zum Trotz Stephan Helm bewahrt. "Ich glaube, dass in dieser Mannschaft richtig viel Potenzial steckt. Wir können es momentan nicht so abrufen, dass wir das in Ergebnisse ummünzen", konstatierte der Burgenländer. Nach dem Fehlstart in Cup, Liga und Europacup ist von der Partystimmung der Vorsaison nicht mehr viel übrig. Der finanziell klamme Klub muss wohl noch einen Leistungsträger wie Maurice Malone oder Dominik Fitz verkaufen, medial wurde bereits die Trainerfrage gestellt.

Wie schon Sportdirektor Manuel Ortlechner drei Tage zuvor betonte am Rande der Partie in Linz auch Sportvorstand Jürgen Werner, dass man eine Diskussion über Helm für verfehlt halte. Wohl auch deswegen, weil der 42-Jährige schon bewiesen hat, dass er einen Karren aus dem Dreck ziehen kann. "Ich denke, das Gute ist, dass wir letzte Saison in einer ähnlichen Situation waren", erinnerte Şahin-Radlinger an den Frühherbst 2024. "Da haben wir es eigentlich nur so geschafft, dass wir zusammengehalten, dass wir nichts eingelassen haben in den Kreis der Mannschaft, dass wir trotzdem positiv geblieben sind."

"Müssen klarer und genauer werden"

Nach dem internationalen Aus hat man nun eine Woche Zeit, um sich auf das Heimspiel gegen Hartberg vorzubereiten. "Wenn man die Gesamtkonstellation sieht, ist es extrem bitter, dass wir uns da reinmanövriert haben", ächzte Helm. Zugleich wies er auf den guten körperlichen Zustand seiner Truppe hin, die auch in Sachen mannschaftlicher Geschlossenheit keine Zerfallserscheinungen zeigte. "Wir müssen klarer, genauer werden und so schnell wie möglich in die Erfolgsspur finden", stellte er klar.

Dazu wird es aber auch nötig sein, vorne effizienter zu agieren. Nur zwei "echte" Tore hat man in drei Partien gegen den GAK (2:2), WAC (0:2) und LASK erzielt. Einschussmöglichkeiten wären in Linz jedenfalls genügend vorhanden gewesen. Als "sehr ärgerlich" müsse man diesen Umstand klassifizieren, sagte Helm. "Wir haben in allen Phasen des Spiels Chancen kreiert, einmal muss man das dann auch finalisieren können."

Zusammenfassung
  • Austria Wien kassierte beim 1:2 gegen den LASK die nächste Niederlage und steht nach drei Runden mit nur einem Punkt auf Platz zehn.
  • LASK-Trainer João Sacramento lobte nach dem ersten Saisonsieg die Rückkehr zu den "Basics" und die Reaktion seiner Mannschaft auf die schwachen Auftaktspiele.
  • Das Spiel bot den 12.510 Fans zahlreiche Chancen und einen offenen Schlagabtausch, wobei LASK letztlich etwas glücklicher war.
  • Austria-Trainer Stephan Helm sieht trotz der Negativserie weiterhin viel Potenzial im Team, beklagt aber die mangelnde Chancenverwertung – in drei Spielen gelangen nur zwei echte Tore.
  • Finanzielle Probleme und die Diskussion um einen möglichen Trainerwechsel setzen Austria zusätzlich unter Druck, während die Mannschaft laut Helm und Spielern weiterhin Zusammenhalt zeigt.