Michael RafflAPA/Helmut Fohringer

"Ausländer reduzieren": Michael Raffl kritisiert ICE-Liga

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Österreichs Eishockey-Star Michael Raffl geht mit der heimischen ICE-Liga hart ins Gericht. Besonders die Ausländerregelung bedürfe einer Reform, meint der NHL-erfahrene Kärntner.

Kaum ein Thema polarisiert Eishockey-Österreich so sehr wie die Ausländerregelung der win2day ICE Hockey League. Trotz einer 2022 durchgeführten Reform gibt es immer noch zahlreiche kritische Stimmen. Besonders ÖEHV-Star Michael Raffl scheint von der heimischen Entwicklung überhaupt nicht begeistert zu sein, wie er im "win2day Hockey O'Clock"-Podcast mit Martin Pfanner offenbart.

Raffl wieder in Europa

Nach sämtlichen Nachwuchsgruppen des EC iDM Wärmepumpen VSV und eine Zwischenstation in Schweden gelang Raffl vor knapp einem Jahrzehnt der Sprung in die nordamerikanische National Hockey League (NHL). 629 Spiele absolvierte der gebürtige Kärntner in der besten Eishockey-Liga der Welt - die meisten davon für die Philadelphia Flyers.

Seit August 2022 ist Raffl, der derzeit an einer Knieverletzung laboriert, bei Lausanne HC in der Schweizer National League (NL) unter Vertrag. Umso stärker scheint für ihn der Kontrast zur österreichischen ICE-Liga zu sein. "Ausländer reduzieren, aber das versteht man in Österreich leider überhaupt nicht", sagt Raffl auf die Frage, wie das heimische Eishockey-Niveau noch gesteigert werden könnte.

Michael RafflAPA/Herbert Neubauer

Auf 190 Scorer-Punkte kam Raffl in der NHL.

Neue Ausländerregelung seit 2022

Im Jänner 2022 verkündete die ICE-Liga ihren neuen - laut mancher Gazetten "revolutionären" - Legionärsmodus. Maximal zehn Ausländer dürfen pro Spiel eingesetzt werden, unabhängig von der Anzahl der Legionäre im Vereinskader. Zudem müssen pro Partie 12 österreichische Spieler in der Aufstellungsliste stehen - mindestens zwei davon jünger als 24 Jahre.

Als Raffl in den 2000er-Jahren für Villach spielte, habe es "vielleicht sechs Ausländer" gegeben, aber "alle mit Qualität, wo du dir etwas abschauen konntest". Österreich sei "damals am besten Weg" gewesen. Für die folgende Entwicklung problematisch fand der Ex-NHL-Spieler vor allem die Coaching-Ära von Pierre Pagé bei EC Red Bull Salzburg.

Pierre PageAPA/KRUGFOTO

Pierre Pagé

Kritik an Ex-Salzburg-Headcoach

Von 2007 bis 2013 trainierte Pagé die Salzburger "Bullen". Ganze dreimal krönte sich der Kanadier zum Meister. Für Raffl sei allerdings besonders Pagé dafür verantwortlich gewesen, immer mehr junge Nordamerika-Legionäre in die Liga zu geholt zu haben: "Warum kommt ein junger Kanadier nach Österreich? Weil er trotz Talent keine gute Einstellung hat oder sich einfach Europa anschauen möchte."

Ausgerechnet der amtierende Titelverteidiger ist es jedoch, bei dem in den vergangenen Jahren eine rot-weiß-rote Kehrtwende stattgefunden hat. Über weite Strecken der bisherigen Spielzeit setzten sich die ersten beiden Angriffslinien der "Bullen" rein aus Österreichern zusammen. Ähnliches gilt für den EC-KAC, der laut ICE-Legende Gert Prohaska "einige der besten Österreicher in der ganzen ICE-Liga" habe.

Legionärsmodus in der Schweiz

Wie Raffl nun auch aus persönlicher Sicht weiß, sieht die Ausländerregelung in der Schweiz etwas anders aus. Nur vier Legionäre - egal welcher Herkunft - sind pro Partie einsatzberechtigt. Insgesamt dürfen pro Kader acht Ausländer gelistet sein. Auch Österreichs NHL-Hoffnung David Reinbacher, der im Sommer von den Montreal Canadiens gepickt wurde, feilt in der Schweiz noch an seinen Skills.

Seit der Corona-Krise befindet sich die ICE-Liga zweifelsohne wieder im Aufwärtstrend. Um die Entwicklung jedoch weiterhin nach vorne zu pushen, bräuchte es laut Raffl nicht nur strukturelle, sondern auch personalbezogene Änderungen: "Dazu musst du Leute einsetzen, die sich im Eishockey auskennen. Die die richtigen Werte und einen großen Plan vor sich haben [...] und wo nicht jeder nur auf sich schaut."

Die win2day ICE Hockey League im Free-TV: PULS 24 und JOYN übertragen am Freitag, den 22. Dezember, live ab 19:05 Uhr das rot-weiß-rote ICE-Duell zwischen dem HC TIWAG Innsbruck und den spusu Vienna Capitals.

ribbon Zusammenfassung
  • Österreichs Eishockey-Star Michael Raffl geht mit der heimischen ICE-Liga hart ins Gericht.
  • Besonders die Ausländerregelung bedürfe einer Reform, meint der NHL-erfahrene Kärntner.
  • "Ausländer reduzieren, aber das das versteht man in Österreich leider überhaupt nicht", sagt Raffl.

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