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Zwei Unbeteiligte nach Demo von Identitären attackiert

05. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

Ein Marsch der rechtsextremen Identitären durch die Wiener Innenstadt am 26. Juni zieht weitere Folgen nach sich. Zwei junge Männer, die mit der Demonstration nichts zu tun hatten, dürften nach deren Ende von Teilnehmern in einer U-Bahn attackiert worden sein. Wie der "Standard" berichtete und die Polizei der APA bestätigte, wurde Anzeige erstattet. Indes wurde gegen mehrere Gegendemonstranten Anzeige erstattet.

Laut der Tageszeitung waren der 24-Jährige und sein um zwei Jahre jüngerer Band-Kollege gerade am Heimweg von einer Bandprobe, als mehrere Rechtsextreme und Neonazis den Waggon bestiegen und dabei Hassparolen skandierten. "Ein Blick hat gereicht, und sie sind auf uns losgegangen", so der 24-Jährige. Die beiden seien noch während der Fahrt rassistisch und homophob beschimpft, danach niedergeprügelt und getreten worden.

Beim Nestroyplatz seien die beiden ausgestiegen und vor den Angreifern geflohen. In einem Lokal auf der Praterstraße hätten sie schließlich die Polizei gerufen. "Ich habe 133 gewählt, eine halbe Stunde ist niemand gekommen", schildert der 24-Jährige dem "Standard". Von der Polizei hieß es dazu gegenüber der APA: "Die Kollegen waren binnen weniger Minuten vor Ort, konnten die beiden aber nicht finden". Sie dürften auch telefonischen Kontakt gehabt haben, allerdings hätten die beiden Männer ihren Aufenthaltsort nicht genau schildern können.

Schließlich hätten die beiden auf einer Polizeiinspektion Anzeige erstattet, so die Darstellung der Polizei. Dem widerspricht der Betroffene: "Mich hat definitiv niemand zurückgerufen, und wir waren auch auf keiner Inspektion." Angezeigt hätte man den Vorfall bei einem Polizisten, der vor einer Synagoge stand.

Ermittlungen laufen

Die beiden zogen Jochbein-Fissuren davon, der 24-Jährige auch einen geprellten Kiefer und der 22-Jährige ein blaues Auge. Das Videomaterial aus der U-Bahn-Station wurde der Polizei übergeben, davon erhoffe man sich Aufschlüsse über die Täter, so die Polizei zur APA. Den Vorwurf, dass die Securitys der Wiener Linien die Rechtsextremen in die U-Bahn "eskortierten", weisen diese von sich: "Die Sicherheitsdienstmitarbeiter*innen kamen ihrer Aufgabe nach, auf die Einhaltung der Beförderungsbedingungen zu achten. Sie wurden nicht auf Übergriffe, weder persönlich noch über die Notrufeinrichtungen, aufmerksam gemacht."

Mehr als 200 Anzeigen gegen Gegendemonstranten

Rund um die Identitären-Demo, an der wenige hundert Personen auch aus dem Ausland teilnahmen, kam es zu mehr als 200 Anzeigen und 56 Festnahmen, hatte die Polizei tags darauf berichtet. Diese erfolgten bei der Auflösung der insgesamt drei Sitzblockaden, mit denen Gegendemonstranten den rechtsextremen Demonstrationszug durch die Wiener Innenstadt verhindern wollten. Die Grünen brachten zuletzt mehrere Sachverhaltsdarstellungen gegen Teilnehmer der Identitären-Demo ein. Mehrere strafrechtlich relevante Tatbestände - darunter Verstöße gegen das Symbolegesetz sowie mutmaßliche Verhetzung in Form ausländerfeindlicher Parolen - seien auf Bildern und Videos dokumentiert.

Die Demo der Identitären findet jährlich im Sommer in Wien statt. Laut Dokumentationsarchiv Österreichischer Widerstand ist diese "Tummelplatz der Rechtsextremisten". Auch einige FPÖ-Mitarbeiter dürften an der Demo teilgenommen haben.

Zusammenfassung
  • Nach dem Marsch der rechtsextremen Identitären am 26. Juni in Wien wurden zwei unbeteiligte junge Männer in der U-Bahn von mutmaßlichen Teilnehmern attackiert, wobei sie rassistisch und homophob beschimpft sowie körperlich verletzt wurden.
  • Die Polizei verzeichnete rund um die Demonstration mehr als 200 Anzeigen und 56 Festnahmen, hauptsächlich bei der Auflösung von Sitzblockaden durch Gegendemonstranten.
  • Videomaterial zur Attacke wurde der Polizei übergeben, während die Wiener Linien den Vorwurf zurückweisen, ihre Sicherheitskräfte hätten Rechtsextreme in die U-Bahn eskortiert.