APA/HERBERT NEUBAUER

Zehn Monate Corona in Zitaten: "Keine Sorge", "Wiederauferstehung" und "Treffen Sie niemanden"

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Zehn Monate beherrscht Corona bereits das Leben der Österreicher - und der österreichischen Politik. Wurde die Gesundheitskrise schon einmal für beendet erklärt, heißt es derzeit wieder: "Treffen Sie niemanden". Die Zitate im Überblick.

"Derzeit ist absolut kein Grund zur Aufregung, aber es braucht größte Aufmerksamkeit und internationale Abstimmung" - 22. Jänner 2020 - Noch ist Europa Corona-frei, Gesundheitsminister Rudolf Anschober sieht Österreich "gut vorbereitet".

"Derzeit gibt es keinen Grund zur Sorge in Österreich." - 26. Jänner - Innenminister Karl Nehammer beruft nach dem ersten Verdachtsfall in Österreich dennoch einen Einsatzstab zum Coronavirus ein.

"Es gibt absolut keinen Grund zur Panik, dafür aber für erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsicht. Viel besser vorbereitet kann man nicht sein." - 27. Jänner - Anschober sieht mit drei bestätigten Fällen in Frankreich das Coronavirus in Europa angekommen.

"Auch um Österreich wird Corona keinen Bogen machen." - 26. Februar - Bundeskanzler Sebastian Kurz unmittelbar vor dem Bekanntwerden der ersten beiden Fälle in Österreich.

"Es wird auch zu Maßnahmen an Schulen kommen." - 10. März - Kurz kündigt das Aus für den Präsenzunterricht in Schulen, diese schließen am 16. März.

"Ab Montag müssen wir unser soziales Leben auf ein Minimum reduzieren." - 13. März - Kurz kündigt den 1. Lockdown an...

"Das bedeutet, bleiben Sie zu Hause." - ...und verkündet drei Tage später auch die "Ausgangsbeschränkungen", die vorerst eine Woche dauern sollen.

"Halten Sie durch" - 20. März - wieder Kurz, denn die Ausgangsbeschränkungen werden zum ersten Mal verlängert - und schlussendlich bis zum 30. April.

"Wir werden auch in Österreich bald die Situation haben, dass jeder irgendjemanden kennt, der an Corona verstorben ist." - 30. März - Kurz warnt vor "Verharmlosern", die Regierung weitet die Maßnahmen aus und macht die Maske im Supermarkt und Drogerien zur Pflicht.

"Wie die weiteren Fahrpläne eines langsamen Hochfahrens sein können, werden wir ja ab nächster Woche vorstellen." - 3. April - Vizekanzler Werner Kogler deutet erste Lockerungen an.

"Es wird eine Woche sein, die ausschlaggebend dafür ist, ob die Wiederauferstehung nach Ostern, die wir uns alle wünschen, auch so stattfinden kann." - 6. April - Kurz kündigt den Stufenplan zur Öffnung nach Ostern an, dafür kommt aber die Maskenpflicht in allen Geschäften und den öffentlichen Verkehrsmitteln.

"Wir sind sozusagen die Flex, die Trennscheibe für die Gesundheitsbehörden, um die Infektionskette rasch zu durchbrechen." - 16. April - Nehammer bietet den Ländern Polizisten für die Rückverfolgung der Infektionskette an.

"Unser Ziel, mein Ziel war und ist es, die Schüler zurück in die Schule zu bringen." - 24. April - Bildungsminister Heinz Faßmann kündigte die schrittweise Wiedereröffnung der Schulen ab 18. Mai an.

"Wir können diese Ausgangsbeschränkungen auslaufen lassen." - 28. April - Anschober erklärt das Aus der Bewegungseinschränkungen ab 1. Mai und weitere Öffnungsschritte.

"Ein Grippevirus, das für über 80 Prozent der Bevölkerung nicht gefährlich ist" - 13. Mai - FPÖ-Chef Norbert Hofer fordert ein sofortiges Hochfahren des Landes.

"Ich bin sehr optimistisch, dass es in Österreich zu keiner zweiten Welle kommen wird." - 6. Juni - Anschober hofft auf eine flache Kurve.

"Nachdem wir die gesundheitlichen Folgen der Krise überstanden haben, müssen wir jetzt angesichts der Weltwirtschaftskrise die Konjunktur in Österreich wieder ankurbeln (...)" - 13. Juni - Alles im Griff, meint auch Kurz.

"Wo es vielleicht zu eng wird, wo es in der jeweiligen Situation Sinn macht und wo man sich mit MNS sicherer fühlt, sollte der MNS in Eigenverantwortung getragen werden." - 14. Juni - Anschober appelliert - einen Tag vor Fallen der Maskenpflicht in vielen Bereichen - an den Verstand.

"Vorsicht ist die Mutter der Porzellan-Kiste." - 1. Juli - Außenminister Alexander Schallenberg verkündet Reisewarnungen für Länder des Westbalkans.

"Es gibt Bereiche des täglichen Lebens, wo man sich nicht aussuchen kann, ob man hingeht oder nicht." - 21. Juli - Kanzler Kurz begründet die Wiedereinführung der Maskenpflicht für Lebensmittelhandel, Supermärkte, Banken, Post, Tankstellenshops und Gesundheitseinrichtungen.

"Das Virus kommt mit dem Auto nach Österreich." - 16. August - Die Urlauber kehren zurück, Kurz sieht dunkle Wolken am Corona-Horizont aufziehen.

"Es gibt schön langsam Licht am Ende des Tunnels" - 28. August - Kurz hofft auf einen Impfstoff und rechnet mit "gewohnter Normalität" im Sommer 2021.

"Ziel ist, einen Lockdown zu verhindern." - 11. September - Nach drastischem Anstieg der Neuinfektionen setzt der Kanzler auf eine Ausweitung der Maskenpflicht und weitere Event-Einschränkungen.

"Was wir gerade erleben, ist der Beginn der zweiten Welle." - 13. September - Kurz erwartet einen "harten Herbst und Winter".

"Wenn wir auch in der Politik wieder ein bisschen geschlossener und gemeinsamer auftreten und wenn wir die Maßnahmen, die jetzt da sind, auch verwirklichen, dann bin ich sehr optimistisch, dass wir nicht in eine zweite Welle hineinkippen." - Gesundheitsminister Anschober am 29. September noch zuversichtlich.

"Zweiter Lockdown offenbar schon in Vorbereitung" - 30. September - FPÖ-Chef Norbert Hofer orakelt.

"Das ist nicht nur eine Ente, das ist eine ganze Entenfarm. Da ist wirklich nichts dran." - Keine Spur von Lockdown, kontert Anschober.

"Völlig an den Haaren herbeigezogen." - 3. Oktober - Auch Vizekanzler Werner Kogler dementiert.

"Dass ein weicher Lockdown (...) am 2. November starten könnte, oder eben am 16. November, das Ganze für zwei oder drei Wochen." - ORF-Innenpolitik-Chef Hans Bürger weiß am 10. Oktober schon mehr.

"Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen." - 11. Oktober - Anschober ungläubig.

"Es gibt keinerlei Absichten, nach den Herbstferien hier zu einem schulischen Schließen zu kommen" - Bildungsminister Heinz Faßmann am 24. Oktober.

"Die Lage ist extrem ernst, die Situation spitzt sich zu." - 25. Oktober - Kurz warnt angesichts der immer steileren Infektionskurve...

"Jetzt geht es um alles! Die nächsten drei, vier Wochen werden entscheidend für unsere Zukunft sein!" - ...und auch Anschober nun im Alarm-Modus.

"Die Regierung darf nicht planlos in einen zweiten Lockdown hineintaumeln." - 27. Oktober - Ex-Gesundheitsministerin und SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner verlangt von der Regierung eine entsprechende Vorbereitung.

"Da stehen wir weit davon entfernt." - Anschober verweist am selben Tag zur Frage, ab wann er für einen Lockdown ist, darauf, dass dazu die Intensivkapazitäten "unmittelbar vor dem Zusammenbruch" stehen müssten.

"Aus meiner Sicht haben wir wirklich einen akuten Handlungsbedarf." - Der Gesundheitsminister zwei Tage später bei der Ankündigung, dass tiefgreifende Maßnahmen in zwei Tagen angekündigt werden - gemeinsam mit dem Bundeskanzler.

"Ab Dienstag den 3. November null Uhr bis Ende November wird es zu einem zweiten Lockdown in Österreich kommen." - Am 31. Oktober lässt Kurz gemeinsam mit Anschober die Katze aus dem Sack.

"Was die Schulen und Universitäten betrifft, wird die Oberstufe und der Universitätsbetrieb auf distance learning umgestellt." - der Kanzler auf klar anderem Kurs als sein Bildungsminister.

"Das heißt, dass wir dann Triage-Situationen haben könnten in einzelnen Spitälern." - 6. November - Anschober warnt vor dem Erreichen der Kapazitätsgrenze bei den Intensivbetten.

"Kommt es zu keiner Entspannung durch Wirksamkeit des Teil-Lockdowns, dann werden wir den Teil-Lockdown verschärfen müssen." - 8. November - Der Gesundheitsminister winkt mit dem Zaunpfahl.

"Alle, die jetzt gegen Schulschließung reden, müssen dazusagen, dass sie damit für Triage spätestens ab 18. November sind." - 9. November - Vier Wittgenstein-Preisträger bezeichnen Schulen als einen der "Treiber von respiratorischen Viren, das ist eine bewiesene Tatsache".

"Ich habe immer gesagt, wir werden nach zehn Tagen beginnen zu evaluieren. Wir haben heute Tag zehn." - 12. November - Anschober legt sich zu Schulschließungen und weiteren Maßnahmen noch nicht fest.

"Das ist keine Angelegenheit des Bildungsministers, sondern eine Sache des Gesundheitsministers in Zusammenarbeit mit der Regierungsspitze." - gleicher Tag, Bildungsminister Heinz Faßmann baut in Sachen "Schulen zu" schon vor.

"Eine Maßnahme von geringem Nutzen und großem Schaden" - SPÖ-Chefin Rendi-Wagner klar dagegen...

"Die Eltern haben mittlerweile mehr Angst vor Homeschooling als vor Corona." - ...und FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl warnt vor einer "Lost Generation".

"Aktuell ist die Auswirkung sehr, sehr niedrig einzuschätzen." - Pessimismus: Simulationsforscher Niki Popper sieht keine Auswirkungen des "Lockdown light".

"Treffen Sie niemanden!" - 14. Oktober - Kurz ruft den zweiten "harten" Lockdown aus.

"Wir brauchen daher eine Notbremsung, und zwar sofort." - weiß auch Anschober.

"Das Corona-Virus ist eine Zumutung, eine Belastung." - selbst Innenminister Nehammer hat schon genug.

"Es zipft jeden an, sich an die Maßnahmen zu halten." - Trotzdem wird die Polizei kontrollieren, so seine Warnung.

"Eines ist sicher: Diese entbehrungsreichen Zeiten werden enden." - Kurz blickt dennoch in die Zukunft.

"Es kann so sein, dass uns das Weihnachtsfest mit unseren Liebsten und Freunden zusammenbringt." - Weihnachten ist das neue Ostern - Kanzler Kurz.

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  • Zehn Monate beherrscht Corona bereits das Leben der Österreicher - und der österreichischen Politik. Wurde die Gesundheitskrise schon einmal für beendet erklärt, heißt es derzeit wieder: "Treffen Sie niemanden". Die Zitate im Überblick.

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