Wieder Gewalt bei Anti-Regierungsdemos in Indonesien
Das Tränengas habe bei einigen Studierenden Atembeschwerden verursacht. Nach Darstellung der Polizei versuchten die Einsatzkräfte, den Protest aufzulösen. Sie seien nicht auf das Gelände der Hochschulen vorgedrungen. Bei den Teilnehmern habe es sich nicht um Studenten gehandelt. Sie hätten lediglich versucht, auf dem Unigelände Zuflucht zu finden.
Rund um die teils heftigen Anti-Regierungsproteste mit mindestens acht Toten werden in dem südostasiatischen Inselstaat nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation mindestens 20 Menschen vermisst. Bis Dienstag habe es 23 Vermisstenmeldungen gegeben, erklärte die Kommission für Verschwundene und Gewaltopfer. 20 dieser Fälle seien noch ungeklärt.
Nach Angaben der Kommission wurden die Vermisstenfälle in den Städten Bandung und Depok auf der Insel Java sowie in drei Teilstädten der Hauptstadt Jakarta registriert. In einem Fall sei der Ort nicht bekannt. Die indonesische Polizei gab auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst keine Stellungnahme ab. Wie die staatliche Nachrichtenagentur ANTARA berichtete, nahm die Polizei allein in Jakarta seit Montag vergangener Woche 1.240 Personen fest.
Die Demonstrationen hatten vor einer Woche in der Hauptstadt Jakarta begonnen. Sie richteten sich zunächst gegen aus Sicht der Demonstranten viel zu hohe Sonderzulagen für Abgeordnete. Nachdem ein Polizeifahrzeug einen Motorrad-Taxifahrer erfasst hatte und dieser dabei ums Leben kam, weiteten die Proteste sich auf das ganze Land aus. Zum Teil kam es zu Ausschreitungen und Plünderungen. Die Häuser von Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati sowie von mehreren Parlamentsabgeordneten wurden geplündert.
Mehrere Tote
Einem Minister zufolge starben bisher sogar mindestens acht Menschen. Staatspräsident Prabowo Subianto hat mit einem harten Vorgehen von Polizei und Militär gegen gewaltsame Eskalationen gedroht. Internationale Menschenrechtsorganisationen haben das Vorgehen der Sicherheitskräfte als unverantwortlich kritisiert. Die Rechtshilfeorganisation Lokataru Foundation teilte am Dienstag mit, ihr Direktor sei festgenommen worden. Von der Polizei lag zunächst keine Stellungnahme vor.
Die Vorfälle am Montagabend ereigneten sich etwa 140 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Jakarta an der Islamischen Universität von Bandung und der nahe gelegenen Pasundan Universität. Studierende gelten in Indonesien seit langem als Verfechter der Demokratie. Sie spielten eine führende Rolle bei den Protesten, die 1998 zum Sturz des autoritären Präsidenten Suharto beitrugen. Der heutige Präsident Prabowo war damals ein führender Militärvertreter unter Suharto. Es handelt sich um die schwerwiegendsten Unruhen seit dem Amtsantritt von Staatschef Prabowo Subianto im Herbst des Vorjahres.
Demos werden fortgesetzt
Obwohl die Sicherheitsvorkehrungen inzwischen massiv verstärkt wurden, dauern die Proteste an. Für Dienstag hat eine Protestgruppe, die Allianz der indonesischen Frauen, zu einer Demonstration vor dem Parlament in Jakarta aufgerufen.
Zusammenfassung
- Bei den regierungskritischen Protesten in Indonesien kam es erneut zu Gewalt, wobei die Polizei in Bandung Tränengas einsetzte und ein Student durch ein Gummigeschoss verletzt wurde.
- Nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation gibt es mindestens acht Tote und 20 Vermisste, während die Polizei allein in Jakarta 1.240 Personen festgenommen hat.
- Die Proteste, ausgelöst durch hohe Sonderzulagen für Abgeordnete und den Tod eines Motorrad-Taxifahrers, weiteten sich landesweit aus und führten zu Ausschreitungen sowie Plünderungen von Häusern von Regierungsmitgliedern.