APA/APA (AFP)/MANOLIS LAGOUTARIS

Warum viele Geflüchtete kein neues Lager auf Lesbos beziehen wollen

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Mehr als 5.000 Migranten sind nach offiziellen Angaben in den vergangenen Tagen ins Zeltlager von Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos gegangen. Viele wollen dort aber nicht hin.

Hunderte Menschen bilden eine Schlange vor dem Eingang des Zeltlagers von Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos. Viele zögern, das neue Quartier zu beziehen, weil sie befürchten, dort eingesperrt zu werden. Einige sagen, sie würden lieber auf der Straße schlafen, als ein neues Lager auf Lesbos zu beziehen. 

"Auf Moria wurden sie eingesperrt, als das Virus dort ausbrach", sagt Eric Marquardt, EU-Politiker der deutschen Grünen, im Gespräch mit PULS 24 Anchorwoman Sabine Loho. Er befindet sich selbst auf Lesbos und beobachtet die Situation mit Sorge. In den Lagern würden Munitionsreste herumliegen, das seien nachvollziehbare Gründe, warum die Menschen nicht in das neue Zeltlager wollen. "Es gibt durchaus praktikablere Lösungen, als Menschen auf einem Schießplatz unterzubringen", sagt Marquardt. Die griechischen Behörden würden Menschen jetzt dorthin drängen, glaubt er. 

So sieht die Lage vor Ort in Moria aus

Nach dem Brand des Lagers Moria waren vergangene Woche auf Lesbos gut 12.000 Migranten obdachlos geworden. Sie fordern, von der Insel aufs Festland gebracht zu werden. Das wollen auch humanitäre Organisationen. Athen hält sich aber an das Abkommen der EU mit der Türkei vom Jahr 2016. Demnach müssen alle Migranten auf den Inseln bleiben, bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist. Wer kein Asyl bekommt, muss in die Türkei zurück.

Polizei versucht Familien zu überreden

Ein Sonderkommando der griechischen Polizei, darunter 70 Frauen, versucht seit Donnerstag allen voran Familien zu überreden, ins Zeltlager zu gehen. Bisher laufe die Aktion gut, sagte ein Polizeioffizier im Rundfunksender Skai. Wenn diese Phase mit den Familien vollendet ist, soll die Bereitschaftspolizei auch die Migranten aufsuchen, die sich vehement weigern, ins Lager zu gehen. Mit Flugblättern wurden alle informiert, dass der einzige Weg aus Lesbos über ein Asylverfahren führe. Und das gebe es nur, wenn man ins Zeltlager geht.

Bisher wurden nach Angaben des Migrationsministers Notis Mitarakis 135 Migranten positiv auf das Coronavirus getestet. Sie wurden im Zeltlager isoliert. Humanitäre Organisationen bemängeln, es gebe nicht ausreichende Gesundheitsfürsorge im Lager. Dies wies die Regierung in Athen zurück.

ribbon Zusammenfassung
  • Mehr als 5.000 Migranten sind nach offiziellen Angaben in den vergangenen Tagen ins Zeltlager von Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos gegangen.
  • Auch am Freitagfrüh bildeten Hunderte Menschen eine Schlange vor dem Eingang des Lagers, zeigte das Staatsfernsehen.
  • Athen hält sich aber an das Abkommen der EU mit der Türkei vom Jahr 2016.
  • Demnach müssen alle Migranten auf den Inseln bleiben, bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist.

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