Van der Bellen sieht Apartheidgegner als Inspiration
Die österreichische Anti-Apartheid-Bewegung sei im Jahr 1977 nach dem Aufstand im Johannesburger Township Soweto gegründet worden. "Sie mobilisierte die Bürger, organisierte Boykotte, machte Druck für Sanktionen", erinnerte Van der Bellen. "Ich bin sehr geehrt, die Namen von sechs Österreichern zu enthüllen, die Teil dieser Bewegung waren."
Die drei Frauen und drei Männer sind allesamt schon verstorben. Es handelt sich um den Grazer Völkerrechtler Konrad Ginther (1934-2012), die Sekretärin des Österreichischen Friedensrates Elfriede Grundböck (1924-2001), den Bischofskonferenz-Geschäftsführer Helmut Ornauer (1938-2022), die Mit-Gründerin der Anti-Apartheid-Bewegung Elfriede Pekny (1947-2004), die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Waltraud Schütz (1957-2005) sowie den Direktor der Evangelischen Akademie Ulrich Trinks (1930-2008).
"Diese Aktivisten, von denen viele nie südafrikanischen Boden betreten haben, verstanden, dass der Freiheitskampf nicht nur eine Angelegenheit Südafrikas alleine war, sondern eine allgemeine", betonte Van der Bellen. "Würdigen wir ihre Erinnerung, aber lassen wir uns vor allem inspirieren von ihrem Mut und bekräftigen wir unser Eintreten für eine Welt, in der Freiheit, Gleichheit und Respekt für alle sich durchsetzt."
Van der Bellen legte mit seiner Ehefrau Doris Schmidauer auch einen Kranz für die Opfer des Apartheid-Regimes nieder. Der südafrikanische Kulturminister Gayton McKenzie würdigte den Einsatz der österreichischen Apartheidgegner. Ohne sie wäre der südafrikanische Kampf um Freiheit nicht vollkommen gewesen, betonte er.
Zuvor hatte bereits Staatspräsident Cyril Ramaphosa bei mehreren öffentlichen Auftritten mit Van der Bellen den österreichischen Beitrag im Kampf gegen die Apartheid gewürdigt. "Österreich spielte eine entscheidende Rolle in den dunklen Jahren unseres Landes, den Jahren der Apartheid", sagte Ramaphosa bei einem Wirtschaftsforum am Freitagnachmittag in Pretoria. "Österreich hat unseren Kampf unterstützt."
Apartheid-Regime bestand von 1948 bis 1994
Das Apartheid-Regime bestand von 1948 bis 1994, als die europäischstämmige weiße Minderheit die schwarze Bevölkerungsmehrheit diskriminierte und von politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Teilhabe ausschloss. Das Regime war jedoch mit wachsendem internationalen Widerstand konfrontiert, insbesondere in den 1980er-Jahren, nachdem es zu organisierten Aufständen der schwarzen Bevölkerung gekommen war.
Der Afrikanische Nationalkongress (ANC) wurde insbesondere auch von der Sowjetunion unterstützt, was dem Kampf auch eine weltpolitische Note gab. Nach dem Zusammenbruch der staatskommunistischen Systeme und im Zuge der globalen Demokratisierungswelle konnte sich auch das Apartheid-Regime nicht mehr halten und willigte in einen friedlichen Übergang zu. Der langjährige ANC-Chef Nelson Mandela wurde im Jahr 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. Gemeinsam mit seinem burischen Vorgänger Frederik Willem de Klerk erhielt er den Friedensnobelpreis.
Zusammenfassung
- Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat in Pretoria die Namen von sechs österreichischen Anti-Apartheid-Aktivist:innen enthüllt, die sich seit 1977 für Boykotte und Sanktionen gegen das südafrikanische Regime engagierten.
- Van der Bellen hob hervor, dass der Kampf gegen Apartheid eine weltweite Aufgabe war und würdigte den Mut der Aktivist:innen, von denen viele nie in Südafrika waren.
- Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa und Kulturminister Gayton McKenzie betonten den entscheidenden Beitrag Österreichs im Kampf gegen das Apartheid-Regime, das von 1948 bis 1994 bestand.