USA-Experte zu Afghanistan: "Verbockt haben es viele"

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Nach dem raschen Abzug der USA aus Afghanistan wird US-Präsident Joe Biden heftig kritisiert. "Verbockt" haben es aber auch Bidens Vorgänger, sagt US-Experte Reinhard Heinisch. Auch Politikberater Stefan Sengl sagt, dass Biden nur das umsetze, was schon länger angekündigt war.

In den USA habe man generell damit gerechnet, dass Kabul fallen wird, sagt Reinhard Heinisch, Politikwissenschaftler und US-Experte. Die Mission der Amerikaner habe sich schon "vor vielen Jahren gewandelt". Schon während der Regierung von George W. Bush sei das passiert. "Die Mission war nie zu gewinnen, sondern die Terrorbekämpfung", erklärt der Politologe im PULS 24 Interview.

"Verbockt haben es viele", sagt Heinisch auf die Frage, welcher US-Präsident schuld an der Situation sei. Der Einsatz der USA und der NATO sei schon vor 10 Jahren gescheitert, erklärt er im Gespräch. Aber: "Letztlich wird Biden dafür kritisiert werden", erklärt der Politologe.

Biden habe aus innenpolitischem Interesse gehandelt, denn der Abzug der US-Truppen in Afghanistan sei hinsichtlich der nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA "langfristig, politisch vorteilhaft gewesen".

US-Präsident Biden wird heftig kritisiert, steht aber zum Abzug des US-Militärs. Er nimmt auch Afghanistan in die Pflicht.

Abzug ist Folge der "America First"-Politik

Biden "setzt das um, was lange angekündigt war", sagt USA-Experte Stefan Sengl. Der US-Präsident habe zwar die Situation falsch eingeschätzt, stehe aber hinter seiner Entscheidung. Generell sei die amerikanische Bevölkerung kriegsmüde, daher sei der Abzug eine Folge der "America First"-Politik, die bereits von Trump und Obama angekündigt wurde, erklärt der Politikberater.

Nun räche sich allerdings die Missachtung einer langjährigen Doktrin: Keinen Kriegsbeginn ohne Exit-Strategie. Nach 20 Jahren bleiben nur "tausende Tote und horrende Kosten", sagt Sengl. "Am Ende hat man das militärische Ziel schon vor Jahren erreicht. Die Präsenz dort war nur der Tatsache geschuldet, dass man durch den Einmarsch zu den instabilen Verhältnissen beigetragen hat und nicht verantwortlich sein wollte", erklärt der USA-Experte.

Stefan Sengl, USA-Experte und Politikberater, spricht mit PULS 24 über die aktuelle Lage in Afghanistan und die Rolle der USA.

ribbon Zusammenfassung
  • "Verbockt haben es viele", sagt Reinhard Heinisch, Politikwissenschaftler und US-Experte, auf die Frage, welcher US-Präsident schuld an der Situation sei.
  • Die Mission war nie zu gewinnen, sondern die Terrorbekämpfung", erklärt er im PULS 24 Interview.
  • "Letztlich wird Biden dafür kritisiert werden", erklärt der Politologe. Dennoch habe Biden aus innenpolitischem Interesse gehandelt.
  • Biden "setzt das um, was lange angekündigt war", sagt USA-Experte Stefan Sengl. Der US-Präsident habe zwar die Situation falsch eingeschätzt, stehe aber hinter seiner Entscheidung.
  • Generell sei die amerikanische Bevölkerung kriegsmüde, daher sei der Abzug eine Folge der "America First"-Politik, die bereits von Trump und Obama angekündigt wurde, erklärt der Politikberater.
  • "Am Ende hat man das militärische Ziel schon vor Jahren erreicht. Die Präsenz dort war nur der Tatsache geschuldet, dass man durch den Einmarsch zu den instabilen Verhältnissen beigetragen hat und nicht verantwortlich sein wollte", erklärt der US-Experte.

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