UNO-Zwischenbericht zu UNRWA sieht "kritische Bereiche"
Konkret benannt wurden die kritischen Berichte nicht. Die Experten stellten aber auch fest, dass UNRWA "eine bedeutende Zahl von Mechanismen und Prozeduren" zur Gewährleistung von Neutralität nutze. UNRWA ist seit einiger Zeit in den Schlagzeilen, weil Israel einem Dutzend seiner Mitarbeitenden vorwirft, an den Terrorakten der islamistischen Hamas vom 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein. Im Zuge der Vorwürfe entließ UNRWA mehrere Mitarbeiter. Mehrere westliche Länder stellten vorübergehend die Zahlungen an das Hilfswerk ein, darunter die beiden größten Geldgeber, die USA und Deutschland. Auch Österreich leistet keine Zahlungen mehr an UNRWA. UNO-Generalsekretär António Guterres versprach umfassende Aufklärung.
Die unabhängige Expertengruppe unter Leitung der ehemaligen französischen Außenministerin Catherine Colonna war Anfang Februar eingesetzt worden. Colonna arbeitete mit Fachleuten vom Raoul-Wallenberg-Institut in Schweden, dem Michelsen-Institut in Norwegen und dem Dänischen Institut für Menschenrechte zusammen. Die Gruppe geht der Frage nach, inwiefern UNRWA Maßnahmen zur Wahrung der Neutralität im Nahostkonflikt eingehalten oder verletzt hat. Auch können Vorschläge für verbesserte Schutzmaßnahmen und Veränderungen gemacht werden.
Zu dem Zwischenbericht gab es am Mittwoch lediglich eine Mitteilung der UNO, der komplette Bericht sollte nach UNO-Angaben nicht veröffentlicht werden. Ein für den 20. April erwarteter Abschlussbericht soll dagegen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zeitgleich mit der unabhängigen Prüfung findet eine zweite, interne Untersuchung durch die Vereinten Nationen statt. Diese beschäftigt sich mit den individuellen Vorwürfen gegen Mitarbeiter des UNO-Hilfswerks. Sie soll dem Vernehmen nach mehrere Wochen dauern.
UNRWA kümmert sich bereits seit Jahrzehnten speziell um die Belange palästinensischer Flüchtlinge und betreibt unter anderem Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Insgesamt arbeiten mehr als 30 000 Menschen für die Organisation, etwa 13.000 im Gazastreifen. Dort gilt UNRWA für die humanitäre Versorgung von mehr als zwei Millionen Zivilisten, die unter den Folgen des Gaza-Krieges leiden, momentan als alternativlos.
Zusammenfassung
- Nach Kritik Israels an UNRWA wegen angeblicher Beteiligung von Mitarbeitern an Terrorakten der Hamas, sieht eine unabhängige Expertengruppe Verbesserungsbedarf bei der Organisation.
- Die USA, Deutschland und Österreich haben Zahlungen an das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA eingestellt; ein Abschlussbericht der Untersuchung wird für den 20. April erwartet.
- UNRWA ist für die humanitäre Versorgung von mehr als zwei Millionen Zivilisten im Gazastreifen verantwortlich und gilt dort als alternativlos.