APA/APA (AFP)/NICHOLAS KAMM

Trump geht nun doch von etwa 100.000 Toten in USA aus

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US-Präsident Donald Trump geht nach eigenen Angaben inzwischen von deutlich mehr Coronavirus-Toten in den USA aus als noch vergangene Woche. Die Zahl könne bei 100.000 liegen, sagte er am späten Sonntagabend auf einer virtuellen Bürgerveranstaltung des Senders Fox News. "Das ist eine schreckliche Sache."

US-Präsident Donald Trump geht nach eigenen Angaben inzwischen von deutlich mehr Coronavirus-Toten in den USA aus als noch vergangene Woche. Die Zahl könne bei 100.000 liegen, sagte er am späten Sonntagabend auf einer virtuellen Bürgerveranstaltung des Senders Fox News. "Das ist eine schreckliche Sache."

In der vergangenen Woche hatte er von 60.000 bis 70.000 Todesopfern gesprochen und noch am Freitag die Hoffnung geäußert, man werde die 100.000 nicht erreichen. Trump sagte weitere finanzielle Hilfen der Regierung zu, die sich auf sechs Billionen Dollar addieren könnten - mehr als das Doppelte der bisherigen Summe. "Weitere Hilfe ist unterwegs", sagte er. "Sie muss es sein."

Nach einem internen Dokument von Gesundheitsministerium und FEMA könnte sich die Corona-Krise in den USA allerdings noch zuspitzen. Die "New York Times" veröffentlichte am Montag eine Präsentation, dessen Inhalt prognostiziert, dass die Zahl der neuen Coronavirus-Fälle bis zum 1. Juni auf rund 200.000 pro Tag zunehmen könnte. Zuletzt hatten die Behörden von Samstag auf Sonntag einen Anstieg um knapp 30.000 verzeichnet.

In den USA sind mehr als 67.000 Todesfälle und über 1,1 Millionen Infektionen mit dem Coronavirus bekannt. Wie in anderen Ländern wird über Zeitpunkt und Umfang von Lockerungen der Maßnahmen gegen die Epidemie diskutiert. Etwa die Hälfte der Bundesstaaten haben erste Schritte unternommen. Am Wochenende lockte zudem das schöne Wetter in vielen Teilen der USA die Menschen ins Freie.

Befürworter von weniger strengen Regeln verweisen insbesondere auf die wirtschaftlichen Folgen: Etwa 30 Millionen Amerikaner haben einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. "Wir können das Land nicht geschlossen lassen oder wir werden kein Land mehr haben", sagte Trump bei der Veranstaltung. Er zeigte sich trotz der Skepsis der Fachleute zuversichtlich, dass es bis Ende des Jahres einen Impfstoff geben wird.

Angesichts der Folgen der Pandemie hat die US-Regierung bisher fast drei Billionen Dollar an verschiedenen Hilfsgeldern bewilligt. In Washington wird nun zwischen Demokraten und Republikanern im Kongress über weitere Programme gestritten. Die Demokraten, die das Repräsentantenhaus kontrollieren, wollen Unterstützung für die Bundesstaaten und Kommunen, was die Republikaner im Senat kritisch sehen. Trump wiederum erneuerte am Sonntagabend seine Forderung nach einem massiven Infrastrukturprogramm und einer niedrigeren Lohnsteuer. Er habe Finanzminister Steven Mnuchin gesagt, dass die Regierung ohne diese Erleichterung "gar nichts machen wird", sagte der Präsident. Der Kongress soll in dieser Woche die Arbeit nach der Osterpause wieder aufnehmen.

Der Streit findet vor dem Hintergrund des Wahlkampfes vor den Präsidenten- und Kongresswahlen Anfang November statt. Die Regierung in Washington steht in der Kritik, nicht schneller reagiert zu haben, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Sie hat dies zurückgewiesen und wirft ihrerseits China massive Versäumnisse vor. Bei der Veranstaltung erklärte Trump, die Regierung in Peking habe einen "schrecklichen Fehler" begangen. Er machte weder genaue Angaben noch lieferte er Belege. Im Streit über die Rolle Chinas hat der Präsident mit neuen Strafzöllen gedroht, was am Montag die Börsen belastete.

China weist die Anschuldigungen der US-Regierung zurück. Es sei eine Strategie, von der eigenen "Unfähigkeit" im Kampf gegen die Pandemie abzulenken, kommentierte am Montag die Zeitung "Global Times", die vom kommunistischen Parteiorgan "Volkszeitung" herausgegeben wird.

Die Äußerungen von US-Außenminister Mike Pompeo, Geheimdienste gingen "signifikanten" Belegen nach, dass das Virus aus einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan stamme, nannte das Blatt einen "Bluff". "Die Wahrheit ist, dass Pompeo keinerlei Beweise hat." Wenn es sie gäbe, sollten die USA die Belege Forschungsinstituten und Wissenschaftern geben, damit diese sie prüfen könnten.

Zu der Theorie, dass das Virus aus dem Labor in Wuhan stammen könnte, sagte auch Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau nach Angaben kanadischer Medien, es sei "zu früh, um feste Schlüsse zu ziehen". Kanada ist Mitglied der Geheimdienstallianz "Five Eyes" mit den USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland.

Die australische Zeitung "Saturday Telegraph" hatte zuvor über ein Geheimpapier der Gruppe berichtet, in dem schwere Vorwürfe gegen China erhoben wurden. Das 15-seitige Dossier beklagt dem Blatt zufolge Vertuschung und weist auf riskante Forschungsarbeiten in dem Labor in Wuhan hin. Es erwähnt demnach allerdings auch die Differenzen in dem Geheimdienstbündnis über den Verdacht, dass das Virus wirklich aus dem Labor stammen könnte.

Wissenschafter halten es für viel wahrscheinlicher, dass Sars-CoV-2 von Fledermäusen über ein anderes Tier und durch den Wildtierhandel auf den Menschen übertragen wurde. China hatte im März den Handel mit wilden Tieren per Gesetz verboten. Experten haben auch nachgewiesen, dass das Virus nicht künstlich erzeugt worden ist, sondern natürlichen Ursprungs ist, wie vergangene Woche auch die US-Geheimdienste bestätigt hatten.

ribbon Zusammenfassung
  • US-Präsident Donald Trump geht nach eigenen Angaben inzwischen von deutlich mehr Coronavirus-Toten in den USA aus als noch vergangene Woche.
  • Die Zahl könne bei 100.000 liegen, sagte er am späten Sonntagabend auf einer virtuellen Bürgerveranstaltung des Senders Fox News.
  • "Das ist eine schreckliche Sache."
  • Im Streit über die Rolle Chinas hat der Präsident mit neuen Strafzöllen gedroht, was am Montag die Börsen belastete.

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