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So massiv stiegen die Russland-Gewinne von Raiffeisen

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Trotz Kriegs: Die RBI machte im Vorjahr deutlich mehr Geschäft in Russland. Die Überschüsse vervierfachten sich auf mehr als zwei Milliarden Euro.

Obwohl die Raiffeisen Bank International (RBI) ihr Kreditgeschäft in Russland im Vorjahr um ein knappes Drittel zurückgefahren hat, ist der Gewinn massiv angestiegen. Im Jahresvergleich hat sich der Überschuss nach Steuern mehr als vervierfacht, von 474 Mio. Euro im Jahr 2021 auf 2,058 Mrd. Euro im Jahr 2022. Grund sind vor allem Währungseffekte und das Geschäft mit dem Devisentausch.

"Russland hat eine sehr strenge Devisenbewirtschaftung", so der Chef der RBI, Johann Strobl, am Mittwoch. Beispielsweise müssten Unternehmen Erlöse aus dem Ausland innerhalb weniger tage in Rubel tauschen. Das stützt das Dienstleistungsgeschäft der Bank. Das Kreditgeschäft sei dagegen im Vorjahr um insgesamt 30 Prozent reduziert worden.

Kein Zugriff

Die hohen Gewinne sind jedoch derzeit nur bedingt nützlich für den Konzern, denn wegen der Sanktionen hat die Bank derzeit keinen Zugriff auf die Überschüsse in Russland und auch Dividenden dürfen nicht ausgeschüttet werden. Seit dem vergangenen Februar führt der Kreml ja einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, was auch zu vielfältigen Wirtschaftssanktionen des Westens führte. 

Als reinen "Papiergewinn" sieht Strobl die Zahlen aber nicht. Für den Cashflow könne man die Gewinne zwar tatsächlich nicht verwenden, dennoch tragen die Zahlen zur Verbesserung der Kapitalsituation des Konzerns bei, so Strobl.

Ob es zu einem RBI-Ausstieg aus dem Russland-Geschäft kommt, wie ihn viele westliche Geldinstitute seit Kriegsbeginn vollzogen hatten, ließ der Vorstand am Mittwoch erneut offen. Wie in den vergangenen Monaten sagte Strobl, man erwäge derzeit alle Optionen inklusive eines völligen Ausstiegs. Einen Zeithorizont, wann eine Entscheidung fallen könnte, wollte er nicht geben.

Ein solcher Prozess sei aber sehr komplex, das habe man beim Verkauf des Bulgarien-Geschäfts wieder gesehen. In Russland käme dazu, dass sich die Rahmenbedingungen laufend ändern. "Daher ist es schwieriger, eine Lösung zu finden", so Strobl. "Wir haben gewusst, dass dieser Prozess ein langer sein wird."

Interessenten

Interessenten für die russische Raiffeisen-Tochter gebe es, räumte Strobl ein. Aus welchem Land diese kommen, wollte er nicht im Detail sagen, aus westlichen Ländern seien ihm aber keine Interessenten bekannt.

ribbon Zusammenfassung
  • Trotz Kriegs: Die RBI machte im Vorjahr deutlich mehr Geschäft in Russland.
  • Die Überschüsse vervierfachten sich auf mehr als zwei Milliarden Euro.