Tirol ehrt Alt-Landeschef Platter mit "Ring des Landes"
"Ich möchte dir im Namen aller 750.000 Tirolerinnen und Tiroler herzlich Danke sagen: Vergelt's Gott", sagte Mattle, der die Festansprache im historischen Landtagssitzungssaal im Alten Landhaus hielt. "Du warst 36 Jahre in verantwortlicher Position in der politischen Arbeit in deiner Gemeinde, des Landes und der Republik Österreich", blickte der Landeshauptmann auf die im Jahre 1986 begonnene politische Laufbahn des Zammers zurück, in der er Gemeinderat, Bürgermeister, Nationalratsabgeordneter, Landesrat, Innen- und Verteidigungsminister und schließlich von 2008 bis 2022 Landeshauptmann sein sollte. Der Ring sollte auch sein ehrenamtliches Engagement unterstreichen, etwa als Gründer und nunmehriger Obmann vom "Netzwerk Tirol hilft" oder als langjähriger Präsident des Tiroler Blasmusikverbandes.
Mattle streute seinem politischen Weggefährten - den er seit den 1990er-Jahren während ihrer gemeinsamen Zeit in der Bürgermeistermusikkapelle Landeck kennt - Rosen, indem er "das Verbindende" in seiner Art betonte. Dies sei eine "Wesensart" des 71-Jährigen, schließlich habe er auf Bundesebene sowohl mit der SPÖ, als auch FPÖ und BZÖ in Regierungen zusammengearbeitet, im Land mit SPÖ und Grünen. Während der Festredner die Leistungen Platters, wie sein Engagement für Südtirol oder die jahrelange Einhaltung eines Nulldefizits betonte, ging er auch auf die schwierigen Regierungsjahre während der Coronapandemie ein. Platter habe diese Herausforderungen "großartig bewältigt".
Auch Platter nahm in seiner Dankesrede Bezug auf die letzten Jahre seiner insgesamt 14 Jahre andauernden Landeshauptmann-Ära. "Die Monate nach dem Februar 2022 werde ich nie vergessen", hielt er fest. "Ich gebe zu, dass ich manchmal an der Belastungsgrenze angekommen war. Weil wir international massiv angefeindet wurden, als wäre das Virus in Tirol ausgebrochen", erinnerte er sich an die Schlagzeilen nach einem größeren Virus-Ausbruch im Wintersportort Ischgl. In Tirol musste man "harte Entscheidungen" treffen und es habe auch "österreichweite Entscheidungen gegeben, mit denen ich nicht glücklich war, sie aber aus Verantwortung mitgetragen habe." Platter richtete sein Wort an jene, die er damals verletzt habe und die sich heute noch verletzt fühlen: "Es tut mir leid. Ich möchte mich in aller Form entschuldigen."
Darüber hinaus bekannte er, dass sein "politischer Wegweiser" stets der "soziale Friede" gewesen sei. Es ging ihm um ein "gerechtes Miteinander" zwischen den Generationen, Geschlechtern und Sozialpartnern und es gehöre dazu, dass "Leistung honoriert" wird. "Nur dann haben wir die Chance, dass wir uns den Sozialstaat leisten können", setzte er eine politische Botschaft ab. Ein wichtiges Anliegen sei ihm die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino und der Bau des Brennerbasistunnels (BBT). "Ich bin froh, dass das, was unrecht war - die Trennung Tirols - durch den BBT wieder zusammengeführt wird", sagte er im Beisein von Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher und Alt-Landeschef Luis Durnwalder (beide SVP).
Schließlich dankte Platter den Tirolerinnen und Tirolern für die Unterstützung - und seinem Nachfolger Mattle: "Es war angenehm, einem Freund die Verantwortung als Landeshauptmann zu übertragen", Tirol sei bei ihm "in guten Händen". Auch an die Opposition, die Sozialpartner, Mitarbeiter sowie an seine Familie richtete er Dankesworte: "Die haben es nicht immer leicht gehabt." Die Festsitzung wurde feierlich von einem Ensemble der Musikkapelle Zams umrahmt, bei der der begeisterte Musiker Platter selbst fast drei Dekaden lang mitspielte. Überreicht wurde Platter die Auszeichnung von Mattle und Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann (ÖVP). Zum Schluss wurde von den Anwesenden - unter den Ehrengästen befanden sich neben Platters Familie (Ehefrau, beide Söhne und Mutter) die Alt-Landeshauptleute Herwig van Staa, Wendelin Weingartner, Alois Partl (alle ÖVP), der ehemalige Abt Raimund Schreier sowie Vertreter der Sozialpartner - mit "Zu Mantua in Banden" die Landeshymne gesungen.
Nur 15 lebende Ringträger erlaubt
Der Beschluss des Landtages über die Verleihung des Ehrenringes an Platter bedurfte zweier Anläufe. Im Gesetzesbeschluss des Mai-Landtages wurde irrtümlich der Paragraf für die Verleihung der Lebensrettermedaille angewandt, und nicht jener über die höchste Auszeichnung des Landes. Der Beschluss wurde schließlich korrigiert. Die Zahl der Ringträger wurde im Jahr 1964 indes auf 15 "Lebende" begrenzt. Neben Platter zählen auch die Ex-Landeshauptleute Van Staa, Weingartner und Partl sowie Südtirols früherer Landeshauptmann Luis Durnwalder zu dem Kreis. Dass Altlandeshauptmänner quasi "automatisch" den Ring verliehen bekommen, hatte im Frühjahr zu teils scharfer Kritik aus den Reihen der Opposition geführt. Darüber hinaus waren auch Unternehmerpersönlichkeiten wie Arthur Thöni oder Ingeborg Hochmair-Desoyer mit dem Ring ausgezeichnet worden.
In der Vergangenheit war es aber auch schon vorgekommen, dass der Ring wieder aberkannt worden war. Ein solches Prüfverfahren wurde jüngst im Fall von SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner (1980) und dessen Nachfolger Helmut Kutin (2011) eingeleitet. Im Landes-Auszeichnungsgesetz ist festgelegt, dass eine Auszeichnung bei rechtskräftiger Verurteilung wegen strafbarer Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung ex lege als widerrufen gilt oder posthum aberkannt wird, sofern Tatsachen im Nachhinein bekannt werden, die einer Verleihung entgegengestanden wären.
Zusammenfassung
- Der ehemalige Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) wurde am Dienstag mit dem 'Ring des Landes Tirol', der höchsten Auszeichnung des Landes, geehrt.
- Platter war 36 Jahre in politischen Funktionen aktiv, davon 14 Jahre als Landeshauptmann von 2008 bis 2022.
- Sein Nachfolger Anton Mattle hob Platters verbindendes Wesen und die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Parteien hervor.
- In seiner Dankesrede sprach Platter über die Herausforderungen während der Coronapandemie, insbesondere nach dem Ausbruch in Ischgl, und entschuldigte sich bei Betroffenen.
- Der Ehrenring wird aktuell nur von sieben Personen getragen und ist seit 1964 auf 15 lebende Träger begrenzt.
