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Tage im Langzeitkrankenstand werden mehr

02. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Österreichs unselbstständig Beschäftigte verbrachten im Jahr 2024 durchschnittlich 15,1 Kalendertage im Krankenstand, ähnlich wie im Jahr davor, mit leicht fallender Tendenz. Das geht aus dem am Mittwoch präsentierten Fehlzeitenreport des Wifo hervor. Auffällig sei die Polarisierung, wurde erklärt: 43,2 Prozent der Fälle dauerten weniger als vier Tage. Der Anteil der Langzeitkrankenstandstage (mit 43 Tagen Dauer oder mehr) steigt hingegen stetig.

Der Report, vom Dachverband der Sozialversicherungsträger zusammen mit Arbeiter- und Wirtschaftskammer in Auftrag gegeben, fokussiert heuer genau auf diese Langzeitfälle. Seit 1990 werden diese dokumentiert, definiert als Arbeitsunfähigkeiten von mehr als sieben Wochen bzw. mit einer Dauer von 43 Tagen oder länger. Dabei gibt es einen deutlichen Anstieg im Zeitverlauf. Während im Jahr 1990 31,6 Prozent aller Krankenstandstage auf Langzeitkrankenstände entfielen, lag dieser Anteil im Jahr 2024 bei 39,2 Prozent. In Bezug auf die Krankenstandsfälle ist der Anteil hingegen rückläufig: Er sank im selben Zeitraum von 4,3 auf 2,9 Prozent.

Fälle mit einer durchgehenden Abwesenheit von mindestens 40 Tagen (diese Definition wurde im weiteren Teil der Analyse verwendet) machten dabei 3,1 Prozent aller Krankenstandsfälle aus, verursachten jedoch rund 40 Prozent der gesamten Krankenstandstage. Betrachtet man alle Fälle mit kumulierten 40 Krankenstandstagen im Jahr, sind es sogar 18,3 Prozent der Fälle, die für über die Hälfte (54,0 Prozent) der Krankenstandstage verantwortlich waren.

Bei den Langzeitkrankenständen konzentrierte sich die Mehrzahl der Fehltage auf die drei Diagnosen "Verletzungen", "Muskel-Skelett-Erkrankungen" und "psychische Störungen". Laut Wifo-Analyse könnten durch eine Reduktion der Langzeitkrankenstände um zehn Prozent 2,6 Mio. zusätzliche Arbeitstage generiert werden. Das entspricht etwa 7.000 Vollzeitkräften.

Insgesamt gesehen lag die durchschnittliche Zahl der Krankenstandstage pro beschäftigter Person in der Dekade vor Covid bei rund 13 Tagen, ab 2022 gab es einen deutlichen Anstieg (2020 und 2021 sind eingeschränkt vergleichbar, weil pandemiebedingte Ausfälle nicht als Krankenstandsfälle erfasst wurden). Die durch krankheitsbedingte Ausfälle verursachten direkten und indirekten Kosten beliefen sich im Jahr 2024 auf rund 5,8 Milliarden Euro bzw. 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

"Können uns Nichthandeln nicht leisten"

Bei der Präsentation der Studie am Mittwoch betonte die stellvertretende Wifo-Direktorin Christine Mayrhuber die Bedeutung von Prävention. "Wir können uns ein Nichthandeln nicht leisten", sagte sie, denn das koste gerade im Gesundheitsbereich extrem viel.

Für Peter McDonald, aktuell Vorsitzender im Dachverband der Sozialversicherungsträger, ist es wichtig, die Menschen länger in Beschäftigung zu halten. Er will eigenverantwortliches Verhalten für die eigene Gesundheitsförderung mit Anreizen unterstützen, aber auch einen Fokus auf die Krebsprävention setzen. Auch beim Thema Krankenstandsmissbrauch soll angesetzt werden.

Wolfgang Panhölzl von der AK plädierte ebenfalls für Prävention und altersgerechte Arbeitsplätze, vor allem weil sich die Regierung zum Ziel gesetzt hat, die Altersbeschäftigung zu steigern. Hier müsse mehr investiert und nicht kleinlich finanziert werden. Rolf Gleißner (WK) betonte, dass ein Krankenstandstag einem Betrieb im Schnitt 250 Euro koste. Es gelte, auf Gesunderhaltung zu setzen und das Arbeitsmarktservice stärker bei der Wiedereingliederung einzubinden.

Zusammenfassung
  • Im Jahr 2024 verbrachten unselbstständig Beschäftigte in Österreich durchschnittlich 15,1 Kalendertage im Krankenstand, wobei der Anteil der Langzeitkrankenstandstage (ab 43 Tagen) auf 39,2 Prozent anstieg.
  • Nur 3,1 Prozent der Krankenstandsfälle dauerten mindestens 40 Tage, verursachten jedoch rund 40 Prozent aller Krankenstandstage, während 18,3 Prozent der Fälle mit kumulierten 40 Tagen für 54 Prozent der Krankenstandstage verantwortlich waren.