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SV-Chef McDonald sorgt sich um Demografie

Heute, 03:01 · Lesedauer 3 min

Peter McDonald, derzeit Vorsitzender im Dachverband der Sozialversicherungsträger, sorgt sich angesichts der demografischen Entwicklung und der damit verbundenen steigenden Inanspruchnahme der Leistungen um die künftige Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens. Die Zahl der Über-65-Jährigen werde nämlich in den kommenden Jahren "massiv ansteigen", so McDonald im Gespräch mit der APA: "Und das wird uns in große Schwierigkeiten bringen."

Aktuell sind die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 55 und 65 Jahre, was bedeutet, dass die Bevölkerungspyramide sich mit der großen Breite jetzt in das Alter über 65 schiebe. Diese Breite und diese großen Jahrgänge werden uns in den kommenden Jahren "noch massiv beschäftigen", betonte McDonald, der auch Co-Vorsitzender der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ist und im Juli den Dachverbands-Chefposten im halbjährlichen Turnus übernommen hat: "Der Druck auf die Gesundheitsausgaben wird daher in den nächsten 20 Jahren permanent eine Herausforderung bleiben."

Vor 25 Jahren, im Jahr 2000, habe die Gruppe der Über-65-Jährigen 1,2 Mio. Versicherte umfasst. "Derzeit sind es um 50 Prozent mehr, nämlich 1,8 Mio.", erklärte McDonald: "Und wenn wir jetzt die Prognose für die kommenden 25 Jahre hernehmen, wächst diese Gruppe noch einmal um 50 Prozent auf 2,7 Mio. an."

Damit steigt die Zahl der älteren, leistungsintensiveren Versicherten, für die die Versicherungsgemeinschaft einstehen muss, in 25 Jahren um weitere 50 Prozent, erklärte McDonald. Gleichzeitig werden die Menschen, die im beschäftigungsfähigen Alter sind, in den kommenden 25 Jahren um 300.000 Personen weniger, hob McDonald hervor: "Alleine die Reduktion des Arbeitskräftepotenzials bedeutet in heutiger Währung knapp eine Milliarde weniger Einnahmen."

Über-65-Jährige gehen im Schnitt jede zweite Woche zum Arzt

Was mit der demografischen Entwicklung einhergehe, sei das Phänomen, dass damit auch die Inanspruchnahme der Leistungen von Ärzten und Apotheken merklich steigen werde. "Die Österreicherinnen und Österreicher sind nämlich Weltmeister, was die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen anbelangt", betonte McDonald: "Über-65-Jährige gehen durchschnittlich jede zweite Woche zum Arzt. Das ist 26 Mal pro Jahr." Die Gruppe der Unter-65-Jährigen geht hingegen nur zwölfmal im Jahr zum Arzt. "Das stellt eine große Herausforderung für die Versicherungsgemeinschaft dar."

Eingebettet sei das alles in die ohnehin schwierige Situation, in der sich die Krankenkassen derzeit befinden. Schließlich seien diese neben Mehrkosten für den medizinischen Fortschritt und die Alterung der Gesellschaft auch mit geringeren Beitragseinnahmen konfrontiert, was eng mit dem schwachen Wirtschaftswachstum und der gestiegenen Arbeitslosigkeit zusammenhänge. "Weniger Wirtschaftswachstum und höhere Arbeitslosigkeit bedeuten geringere Beitragseinnahmensteigerungen", betonte McDonald, der davor warnte zu glauben, dass mit dem kurzfristigen Erreichen der schwarzen Null alle Probleme der Krankenkassen gelöst wären. "Wir müssen uns jetzt für die Zukunft rüsten und über neue Methoden zu einer besseren Patientensteuerung, stärkeren Gesundheitskompetenz und -vorsorge sowie mehr Verantwortungsübernahme des Einzelnen diskutieren."

Zusammenfassung
  • Die Zahl der Über-65-Jährigen in Österreich wird laut Prognose von derzeit 1,8 Millionen auf 2,7 Millionen in den nächsten 25 Jahren steigen, was den Druck auf das Gesundheitssystem massiv erhöht.
  • Gleichzeitig sinkt das Arbeitskräftepotenzial um 300.000 Personen, was nach aktuellen Berechnungen etwa eine Milliarde Euro weniger Beitragseinnahmen für die Krankenkassen bedeutet.
  • Über-65-Jährige besuchen im Schnitt 26 Mal pro Jahr einen Arzt – doppelt so oft wie Jüngere –, wodurch die finanzielle Belastung der Sozialversicherung weiter steigt.