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Sozialwirtschaft: GPA gegen Abschluss unter Inflation

Heute, 03:01 · Lesedauer 3 min

Am 1. Oktober starten mit der Übergabe der gegenseitigen Forderungen die Kollektivvertragsverhandlungen in der Sozialwirtschaft. Beide Seiten betonten im Vorfeld die schwierige wirtschaftliche Lage. Für die Arbeitnehmerseite ist dennoch ein Abschluss unter der Inflationsrate nicht vorstellbar, wie Chefverhandlerin Eva Scherz von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) zur APA sagte. Von der Arbeitgeberseite hieß es: "Unser Spielraum ist heuer sehr gering."

Im Vorjahr waren die KV-Verhandlungen mit einem Plus von vier Prozent abgeschlossen worden. Detaillierte Forderungen wollten beide Seiten im Vorfeld mit Verweis auf den Übergabetermin am 1. Oktober noch nicht verraten. "Die Erwartungshaltung für unseren Bereich ist, dass die professionelle Arbeit, die tagtäglich geleistet wird, von den Arbeitgebern auch honoriert wird", sagte Scherz.

Gefragt nach den geringen Lohnabschlüssen der Metaller unter der Inflationsrate (Ist-Löhne und Gehälter +1,41 Prozent, Mindestentgelte +2 Prozent) betonte Scherz, dass dies kein Beispiel sein könne: "Wir sind mit der Metallindustrie nicht vergleichbar, die exportorientiert arbeitet. Uns geht die Arbeit nicht aus, wir haben nicht zu viel Arbeitskräfte in unserem Bereich, sondern zu wenig Arbeitskräfte." Und man sei auch ein wachsender Bereich, betonte sie. "Abschlüsse unter der Inflationsrate können wir uns gar nicht vorstellen."

In den Bereichen wie Pflege, Behindertenarbeit und Kinderbildung und -betreuung brauche man noch viel mehr Kolleginnen und Kollegen. Auch wirke in der Branche die Corona-Pandemie nach wie vor: Einerseits habe man durch Abgänge weiterhin Personalmangel, andererseits merke man bereits wieder krankheitsbedingte Ausfälle: Ausgelöst durch die aktuelle Covid-Welle gebe es bereits wieder zahlreiche Krankenstände. Abseits der Erhöhungen seien auch die Arbeitsbedingungen ein wichtiger Punkt - etwa was die Teilzeit betrifft. Hier brauche es Verbesserungen, die Detailforderungen dazu werde man aber erst stellen.

Arbeitgeber verweisen auf Spardruck

Seitens der Arbeitgeberseite, der Sozialwirtschaft Österreich, verwies eine Sprecherin auf die schwierige Wirtschaftslage: Man starte in einer Situation, die es so seit Bestehen des Kollektivvertrages noch nie gegeben habe, verwies sie auf den "Spardruck der öffentlichen Hand in allen Bereichen" - bei Bund, Ländern und Gemeinden, was sich auf den Bereich stark auswirke.

So seien etwa im Behindertenbereich teils Einsparungen im Bundesbudget von 50 Prozent erfolgt, beim Arbeitsmarktservice würden einzelne Projekte um bis zu 30 Prozent gekürzt werden. Auch bei Projekten des Sozialministeriumsservice gebe es starke Kürzungen, brachte sie ein weiteres Beispiel.

Arbeitgeber fordern von Politik mehr Information ein

"Unser Problem ist auch, dass wir zwar wissen, dass Einsparungen kommen werden - wir gehen auch davon aus, dass das nicht nur 2026 sondern auch 2027 betreffen wird. Aber wir haben wenig klare Informationen seitens der Politik", forderte die Sprecherin mehr Transparenz sowohl vom Bund als auch den Ländern ein.

Gleichzeitig betonte die Sprecherin der Arbeitgeberseite, dass man nicht nur gegenüber den Arbeitnehmern und Mitarbeitern eine Verantwortung habe, sondern man müsse den Kollektivvertrag "so abschließen, dass wir die Versorgung der Klienten nicht gefährden" - das heiße: "Nicht zu hoch und nicht zu niedrig." Auch verwies sie auf die Abschlüsse der Vorjahre: Diese habe man trotz hoher Inflation immer über der Inflationsrate abgeschlossen. "Damit haben wir schon attraktive Arbeitsbedingungen geschaffen."

Nach der Übergabe der gegenseitigen Forderungen am 1. Oktober ist dann für den 21. Oktober die erste Verhandlungsrunde angesetzt.

Zusammenfassung
  • Am 1. Oktober starten die Kollektivvertragsverhandlungen in der Sozialwirtschaft, wobei beide Seiten die wirtschaftlich angespannte Lage betonen.
  • Die Branche kämpft weiterhin mit Personalmangel und zahlreichen krankheitsbedingten Ausfällen, besonders durch die aktuelle Covid-Welle, und die erste Verhandlungsrunde ist für den 21. Oktober angesetzt.