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SOS Kinderdorf: Massaker und Vergewaltigungen in Tigray

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Die Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf berichtet über schwerste Verbrechen und eine humanitäre Katastrophe in der äthiopischen Bürgerkriegsregion Tigray. "Augenzeugen berichten von brutalsten Massakern, Hunderten von Mädchen und Frauen, die vergewaltigt wurden", so Valerie Neuhold-Maurer in einer Aussendung vom Freitag. Millionen Menschen seien in dem Gebiet von Hungersnot bedroht.

Es seien rund 2,5 Millionen Menschen auf der Flucht, berichtet SOS-Kinderdorf in der Mitteilung. "Doch auch in den Flüchtlingscamps an der Grenze zum Sudan gehen Wasser und Essen zur Neige. Ohne Hilfslieferungen werden laut der UNO 4,5 Millionen Menschen den Hungertod sterben." Die zusammengebrochene Strom- und Wasserversorgung, die zerstörten medizinischen Einrichtungen und Schulen setzten den Menschen weiter zu.

Nun konnten die Hilfsorganisationen in die Region zurückkehren. In der Hauptstadt Mekelle sei die Nothilfe bereits angelaufen, wie Sahlemariam Abebe, Leiter von SOS-Kinderdorf Äthiopien berichtet. "Wir konnten 300 geflüchtete Kinder und ihre Familien mit Hygienematerial und Lebensmittel für die nächsten sechs Monate versorgen. Doch es braucht noch viel mehr, um den Rückschlag unserer Arbeit aufzufangen und den Kindern und Familien wieder etwas Hoffnung zu schenken."

Die äthiopischen Truppen hatten Anfang November eine Offensive gegen die in Tigray regierende abtrünnige Volksbefreiungsfront TPLF begonnen. Bereits nach wenigen Wochen erklärte Ministerpräsident Abiy Ahmed die TPLF für besiegt. Allerdings gab es laut Experten immer wieder Hinweise auf weitere Kämpfe. Anfang April räumte dann auch die äthiopische Regierung weitere Kampfhandlungen an mehreren Fronten in Tigray ein.

Abiy hatte 2019 den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um den Friedensschluss zwischen Äthiopien und dem Nachbarland Eritrea erhalten. Im Konflikt in Tigray wurden seine Truppen von eritreischen Kräften unterstützt. Anfang April soll der Abzug der eritreischen Kräfte aus Tigray begonnen haben.

Der Konflikt entlarvte die tiefen Risse in Äthiopien. Die Partei und Rebellengruppe TPLF dominierte mehr als 25 Jahre lang das Land und regierte mit harter Hand, wurde aber seit 2018 von Abiy zunehmend rausgedrängt. Abiy gehört der Bevölkerungsmehrheit der Oromo an und hat auch familiäre Wurzeln in Amhara. Die beiden Nachbarregionen Tigray und Amhara streiten seit geraumer Zeit über den Verlauf ihrer Grenze.

Seit Beginn der Kämpfe wurden Tausende Menschen getötet, viele flohen ins Nachbarland Sudan. Auch nach Eritrea flüchteten zahlreiche Menschen, zudem griff die TPFL dort Ziele an. Der Konflikt innerhalb Äthiopiens, das aus zehn ethnischen Regionen besteht, drohte das gesamte Gebiet am Horn von Afrika zu destabilisieren.


Mit seinem Nothilfe-Aufruf sammelt SOS-Kinderdorf derzeit Spenden für die dringendsten Hilfeleistungen: Nothilfepakete mit Essen, Trinkwasser und Hygienematerial und psychosoziale Unterstützung für betroffene Kinder und Familien.

( S E R V I C E: SOS-Kinderdorf, Nothilfe Äthiopien:
Spendenkonto: IBAN AT 62 1600 0001 0117 3240, Kennwort: Äthiopien )

ribbon Zusammenfassung
  • Die Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf berichtet über schwerste Verbrechen und eine humanitäre Katastrophe in der äthiopischen Bürgerkriegsregion Tigray.
  • "Augenzeugen berichten von brutalsten Massakern, Hunderten von Mädchen und Frauen, die vergewaltigt wurden", so Valerie Neuhold-Maurer in einer Aussendung vom Freitag.
  • Es seien rund 2,5 Millionen Menschen auf der Flucht, berichtet SOS-Kinderdorf in der Mitteilung.

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