Roger KöppelAPA/AFP/Fabrice COFFRINI

ServusTV-Moderator lässt sich mit Putins "Chef-Hetzer" ablichten

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Der Schweizer Journalist und Politiker Roger Köppel hat Moskau einen Besuch abgestattet. Dabei hat er die russische Kinderbeauftragte Marija Lwowa-Belowa - gegen sie wurde ein Haftbefehl erlassen - und den sanktionierten Putin-Propagandisten Wladimir Solowjow getroffen. Mit letzterem hat er sogar noch ein Selfie gemacht.

Roger Köppel ist Chefredakteur der Schweizer "Weltwoche" und Nationalratsabgeordneter der SVP (Schweizerische Volkspartei). Außerdem moderiert er auf ServusTV das monatliche Talk-Format "Der Pragmaticus". Ein Mann mit großer Reichweite und Bekanntheitsgrad also. In seiner Funktion als Journalist reiste der 58-Jährige zuletzt nach Moskau, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen.

Putins "Chef-Hetzer" getroffen

Auf Social Media zeigte sich Köppel von seinem Besuch begeistert: Er flaniert über den roten Platz, lobt das schnelle Handynetz der Hauptstadt und postet ein Selfie nach dem anderen. Doch er war nicht nur fürs Sightseeing dort. Auf seiner Russland-Reise traf er unter anderem den sanktionierten Propagandisten Wladimir Solowjow. Der 59-Jährige ist als TV-Moderator des russischen Staatssenders Rossija 1 bekannt, aber auch als "Chef-Hetzer" des russischen Präsidenten Wladimir Putin 

Solowjow hat Köppel im Moskauer TV-Studio zum Interview getroffen und sich dabei noch ein Selfie mit dem Propagandisten gesichert. Köppel schreibt in seinem Artikel, er habe den "den Teufel" besucht. In ihrem Gespräch wiederholt Solowjow, was seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine erzählt wird: Die ukrainische Regierung sei voller Nazis, Russland begehe keine Kriegsverbrechen, es handle sich nicht um einen "Angriffskrieg", sondern um eine "Befreiung". Köppel gibt Solowjow eine Plattform, um seine Hetze auch in der Schweiz zu verbreiten, obwohl dieser im März 2023 mit einer Invasion auf die Schweiz gedroht hatte.

Russlands Kinderrechtebeauftragte: Ukrainische Kinder werden gerettet

Neben Solowjow traf Köppel noch Marija Lwowa-Belowa, Russlands Beauftragte für Kinderrechte. Der internationale Strafgerichtshof in Den Haag wirft ihr vor, tausende ukrainische Kinder nach Russland deportiert zu haben, weswegen gegen sie ein Haftbefehl erlassen wurde. Köppel ist stolz und rühmt sich dafür als erste "westliche Zeitung" mit Lwowa-Belowsa gesprochen zu haben. In ihrem Interview behauptet sie felsenfest, die Kinder würde nicht verschleppt, sondern gerettet werden.

Russland freut sich über den Besuch von Köppel und schlachtet die Eindrücke des TV-Moderators aus. In einschlägigen Telegram-Kanälen wird Köppels Besuch als durchweg positiv dargestellt. In einem ist zum Beispiel zu lesen, dass "hier (Anm. Russland) alles sehr gut" sei. In der Schweiz und auf Social Media wird seine Reise dagegen nicht so gut aufgenommen.  

Russland bedrohte Schweizer

Erst zwei Tage vor dem Besuch wurde der ebenfalls aus der Schweiz stammende "NZZ"-Journalist Ivo Mijnssen wegen dessen Berichterstattung über den russischen Angriffskrieg bedroht. Russland wirft Mijnssen "Terrorismuspropaganda" vor. Vor der russischen Botschaft im Bern sei ihm gesagt worden, sollte er versuchen nach Russland zu reisen, drohe ihm eine Haftstrafe.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Schweizer Journalist und Politiker Roger Köppel hat Moskau einen Besuch abgestattet.
  • Dabei hat er die russische Kinderbeauftragte Marija Lwowa-Belowa getroffen - gegen sie wurde ein Haftbefehl erlassen - und den sanktionierten Putin-Propagandisten Wladimir Solowjow getroffen.
  • Mit letzterem hat er sogar noch ein Selfie gemacht.