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Selenskyj rechnet mit Rückkehr ukrainischer Flüchtlinge

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geht erst nach einem Ende der Kampfhandlungen von einer Rückkehr ukrainischer Flüchtlinge aus. "Es macht hier keinen Sinn mit irgendwelchen Losungen die Ukrainer zu motivieren", sagte der Staatschef am Dienstag in Berlin auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz. Er gehe davon aus, dass es nach Kriegsende eine große Motivation für eine Rückkehr gebe, um den Staat wieder aufzubauen.

"Es wird Arbeitsplätze und Sicherheit geben", begründete Selenskyj seine Überzeugung. Dabei gebe es bereits jetzt genügend Bedarf auch an qualifizierten Arbeitskräften. "Fraglos wird es einen globalen Wiederaufbau erst nach dem Krieg geben", räumte Selenskyj ein.

Scholz seinerseits sagte der Ukraine weitere militärische Unterstützung durch Deutschland zu - äußerte sich aber nicht zu Details. Deutschland bleibe bei seinem Kurs, keine ukrainischen Soldaten in ihrer Heimat auszubilden. Die Deutsche Bundeswehr bilde ukrainische Soldaten in Deutschland aus und dabei bleibe es auch, sagte er auf die Frage nach Ideen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, Soldaten in der Ukraine durch französische Spezialisten zu trainieren.

Zu den Erfolgschancen der Schweizer Friedenskonferenz für die Ukraine am 15. und 16. Juni äußerte sich Scholz vorsichtig optimistisch. "Dort werden wir uns über Grundsätze für einen gerechten, dauerhaften Frieden austauschen", sagte Scholz.

"Das sind noch keine Verhandlungen über ein Ende des Krieges, denn dafür müsste (der russische Präsident Wladimir) Putin erkennen lassen, dass er bereit ist, seinen brutalen Feldzug zu beenden und Truppen zurückzuziehen", ergänzte Scholz. "Doch vielleicht kann ein Weg aufgezeigt werden, wie ein Einstieg in einen Prozess gelingen könnte, bei dem eines Tages auch Russland mit am Tisch sitzt." Dies entscheide jedoch alleine die Ukraine. Solange Putin an seinen Kriegszielen erbarmungslos festhalte, "wird unsere Botschaft daher lauten: Wir werden in unserer Unterstützung der Ukraine nicht nachlassen." Man stehe weiter fest an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer.

Die gemeinsame Pressekonferenz fand am Rande der Wiederaufbau-Konferenz für die Ukraine statt, an der bis Mittwoch etwa 2.000 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und von internationalen Organisationen erwartet wurden.

Die First Lady der Ukraine, Olena Selenska, besuchte am Rande der Wiederaufbau-Konferenz verletzte ukrainische Soldaten, die in Berlin behandelt werden. Die Frau von Selenskyj kam dazu gemeinsam mit Elke Büdenbender, der Ehefrau von Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, am Dienstag ins Bundeswehrkrankenhaus in der deutschen Hauptstadt. Dabei waren auch der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach und sein Amtskollege Viktor Ljaschko. In dem Krankenhaus werden nach Ministeriumsangaben derzeit neun Patienten aus der Ukraine versorgt. Deutschland sagte demnach knapp 100 Millionen Euro zu, unter anderem für Projekte zur psychischen Gesundheit, für Klinikpartnerschaften besonders zur telemedizinischen Versorgung über das Internet sowie für spezialisierte Einrichtungen für Frauen.

ribbon Zusammenfassung
  • Der ukrainische Präsident Selenskyj erwartet die Rückkehr ukrainischer Flüchtlinge erst nach dem Ende der Kampfhandlungen. Er betonte, dass es nach Kriegsende eine große Motivation zur Rückkehr geben wird, um den Staat wieder aufzubauen.
  • Deutschland sagte der Ukraine weitere militärische Unterstützung zu, jedoch ohne Details zu nennen. Scholz betonte, dass ukrainische Soldaten weiterhin in Deutschland und nicht in der Ukraine ausgebildet werden.