Schuldenreport
Über 8.000 Menschen schlitterten 2024 in Privatkonkurs
2024 habe man die "größte Zahl der Erstberatungen seit 2009" verzeichnet, erklärte Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatung, am Montag in einer Pressekonferenz. Man habe hier eine Steigerung von 6,8 Prozent verzeichnet. Gleichzeitig stagniere die Eröffnung von Privatkonkursen.
Seit Jahren seien vor allem Arbeitslosigkeit und Einkommensverschlechterung die Gründe für eine Überschuldung. Danach folgt eine mangelnde Finanzbildung oder eine ehemalige Selbstständigkeit. Beinahe ein Fünftel der Privatkonkurse 2025 betrafen ehemalige Selbständige. 2024 gab es insgesamt 8.835 Privatkonkurse in Österreich.
44 Prozent der Klient:innen der Schuldnerberatung haben einen Pflichtschulabschluss als höchsten Abschluss, nur 8,6 Prozent haben die Matura. Menschen, die in die Schuldnerberatung kommen haben monatlich im Medien nur 1.490 Euro zur Verfügung. 36,2 Prozent der Klient:innen der Schuldnerberatung haben nicht mehr als das Existenzminimum zur Verfügung.
Das Durchschnittsalter der Menschen, die eine Schuldnerberatung aufsuchen, beträgt 42 Jahre. 59,3 Prozent der Klient:innen sind männlich, 40,7 Prozent weiblich. Die Durchschnittsverschuldung von Frauen lag mit 45.036 Euro deutlich unter der von Männern mit 62.047 Euro.
Der Anteil der Unter-30-Jährigen in der Schuldnerberatung sei laut dem Report rückläufig. 21,6 Prozent der Menschen, die sich 2024 das erste Mal an die Schuldnerberatung wandten, waren maximal 30 Jahre alt. 2020 waren es noch 24,7 Prozent.
Schuldnerberatung wirkt
Im Rahmen einer Wirkungsmessung habe man auch den Erfolg der Schuldnerberatung festgestellt, erzählte Mitterlehner. So sehen 98 Prozent der Befragten nach der Beratung einen Ausweg für ihre Schuldenprobleme.
90 Prozent können besser schlafen. 85 Prozent sagen, dass sich die Situation in der Familie oder der Beziehung verbessert hat. 98 % sagen, dass sie keine neuen Schulden machen. Auch die Chancen am Arbeitsmarkt verbessern sich nach der Beratung, wie 74 Prozent der Befragten angaben.
"Diese Ergebnisse machen einmal mehr die Notwendigkeit einer verbesserten und flächendeckenden Finanzierung der staatlich anerkannten Schuldenberatungen deutlich", so Mitterlehner. Staatssekretärin für Gesundheit und Konsument*innenschutz, Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ), wies darauf hin, dass Schulden ein Gesundheitsrisiko mit sich tragen.
"Sie führen zu enormem psychischem Druck – zu Angst, Schlaflosigkeit und sozialem Rückzug. Gerade in Krisenzeiten wie Pandemie oder Teuerung geraten viele durch nicht beeinflussbare Faktoren in die Schuldenfalle". Die Wirkungsmessung zeige daher, wie wichtig die Beratung ist.
Wichtig ist ihr daher auch die Finanzbildung. 2026 werde die Bundesregierung eine neue Finanzbildungsstrategie vorlegen, meint sie.
Zusammenfassung
- Am Montag wurde der Schuldenreport der ASB Schuldnerberatung präsentiert.
- Die Zahl der Menschen, die in Beratung gehen, ist in den letzten Jahren gestiegen.
- Gleichwohl wird die Überschuldung oftmals mit steigenden Wohn- und Lebenserhaltungskosten begründet.