Russland spionierte offenbar Karl Habsburg aus
2021 sei bei einer Reparatur eine fingerkuppengroße Spionage-Wanze in Habsburgs Mercedes-Sportwagen entdeckt worden, schreibt der bulgarische Investigativjournalist. Grozev wurde selbst Ziel des Kremls und hatte 2023 seine Wahlheimat Wien verlassen, wo er sich nicht mehr sicher fühlte. "Heute wissen wir: Das kleine Abhörgerät wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von jenem Agentennetzwerk angebracht, das auch mich ausspionierte", so Grozev.
"Wann und wie genau die Wanze in Karls Mercedes installiert wurde, wissen wir nicht. Der Zeitpunkt der Chatnachrichten lässt aber vermuten, dass das Abhörgerät rund eineinhalb Monate im Auto gewesen sein muss, bevor es bei der Reparatur entdeckt wurde. Auch ob die Spione die Wanze in Karls Auto anbrachten, weil sie es für meines hielten, ist nicht klar. Vielleicht wollten sie auch Karl persönlich überwachen, weil er mir nahesteht. Karl hatte allerdings zu keinem Zeitpunkt etwas mit meinen Russland-Recherchen zu tun", schreibt der Investigativjournalist weiter über seinen Freund Habsburg.
DSN über Fall informiert
Er habe erst kürzlich den Kaiserenkel über die in den Chatverläufen erwähnte Wanze informiert, dieser habe sich daraufhin an die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) gewandt, die nun ermittle. "Auch, wenn die Episode rund um die Wanze in Karls Auto letztlich nur ein Nebenschauplatz in der gesamten Spionageaktivität ist - sie ist doch ein eindrückliches Beispiel dafür, wie weit russische Geheimdienste gehen", so der Investigativjournalist. Seinen Recherchen zufolge hält sich Marsalek in Moskau auf, wo er seither unter dem Schutz des russischen Geheimdienst FSB stehe.
Grozev erlangte internationale Berühmtheit, als er nach dem Giftanschlag auf den russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny die Attentäter aufspürte. Außerdem war er an bedeutenden "Bellingcat"-Recherchen beteiligt, durch die unter anderem die drei Angeklagten für den Giftmordanschlag gegen den Ex-Agenten Sergej Skripal und dessen Tochter 2018 in Südengland identifiziert wurden. "Bellingcat" untersuchte auch den Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 über der Ostukraine.
"Jetzt" auf Mitgliedersuche
Grozev würde Artikel für das im Aufbau befindliche Onlinemedium "Jetzt" beisteuern und als Ausbildner für künftige "Jetzt"-Journalistinnen und -Journalisten agieren, sollten sich in den nächsten zwei Tagen noch genügend zahlungsbereite Mitglieder für das Medienprojekt finden. Bis 6. Juli ist "Jetzt" auf der Suche nach insgesamt 5.000 Mitgliedern, wobei unabhängiger Journalismus in Text- und Audioform versprochen wird. Freitagmittag hielt die Kampagne bei ca. 4.800 Mitgliedern.
Zusammenfassung
- Karl Habsburg wurde laut Recherchen des Journalisten Christo Grozev offenbar von einem russischen Spionagering überwacht, nachdem 2021 eine fingerkuppengroße Wanze in seinem Mercedes gefunden wurde.
- Britische Behörden werteten Chatverläufe zwischen dem Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek und dem bulgarischen Verbindungsmann Orlin Roussev aus, die auf eine etwa eineinhalbmonatige Überwachung hindeuten.
- Das neue Onlinemedium "Jetzt" sucht bis 6. Juli insgesamt 5.000 zahlende Mitglieder und erreichte am Freitagmittag rund 4.800 Unterstützer.