Prozess um Anschlag auf deutschen Weihnachtsmarkt begonnen
Der Angeklagte Taleb A. wurde in der Früh zunächst mit einem Hubschrauber nach Magdeburg und anschließend mit einer Fahrzeugkolonne zu dem eigens errichteten Interimsgebäude gebracht. Maskierte Justizbeamte führten den 51-Jährigen in den Saal. Dort saß er in einer besonders gesicherten Glasbox. Zu Beginn des Prozesses hielt er einen Laptop mit verschiedenen Aufschriften hoch, unter anderem "MagdeburgGate" und "Sept. 2026". Was diese bedeuteten, war zunächst unklar.
Zahlreiche Medienvertreter aus Deutschland und dem Ausland reisten zu dem Verfahren nach Magdeburg an. Das Landgericht Magdeburg hat bis zum 12. März 2026 zunächst knapp 50 Verhandlungstage angesetzt. Aktuell befindet sich der 51-Jährige im Gefängnis in Burg, nachdem er bereits mehrfach verlegt worden war.
Noch vor Verlesung der Anklage wurde der Prozess zunächst unterbrochen. Hintergrund der Pause etwa eine dreiviertel Stunde nach Beginn der Verhandlung waren zwei Anträge der Verteidigung. Darin bemängelte der Anwalt des Angeklagten vor allem, dass sein Mandant während des Prozesses aus Sicherheitsgründen in einer Glasbox sitzen muss. Nach der Pause ging es mit der Anklageverlesung weiter.
Rund 180 Betroffene und Hinterbliebene treten in dem Prozess als Nebenkläger auf, vertreten durch etwa 40 Anwälte. Es ist eines der größten Verfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Damit alle Betroffenen teilnehmen können, wurde eigens ein Interims-Gerichtsgebäude errichtet.
Am 20. Dezember 2024 war der damals 50 Jahre alte Taleb A. mit einem 340 PS starken Mietwagen auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt durch eine Menschenmenge gefahren. Seine Fahrt dauerte laut Generalstaatsanwaltschaft Naumburg eine Minute und vier Sekunden. Der Täter konnte zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre auf den Weihnachtsmarkt gelangen. Gleich nach der Tat wurde A. festgenommen. Er kam in U-Haft.
Die Opfer
Bei dem Anschlag wurden sechs Menschen getötet: fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren sowie ein neunjähriger Bub. Zudem wurden mehr als 300 Menschen verletzt oder traumatisiert. Unter den Betroffenen des Anschlags sind nach Angaben des Bundesopferbeauftragten Menschen aus fast allen deutschen Bundesländern. Einige kommen auch aus dem Ausland wie etwa Spanien, den USA und Großbritannien.
Der Angeklagte
Taleb A. stammt aus Saudi-Arabien. Vor der Todesfahrt war er im Maßregelvollzug in Bernburg (Salzlandkreis) als Arzt tätig. Sein Aufgabengebiet umfasste die psychiatrische Betreuung von Straftätern auf drei Stationen. Anfang Februar wurde bekannt, dass sich ein Kollege ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um die Verfassung von A. machte und diese Hinweise auch an Vorgesetzte weitergab.
Auch mehrere Sicherheitsbehörden befassten sich immer wieder mit dem Angeklagten - er fiel aber als Gegner von Islamisten letztlich durch alle Raster. Nach Deutschland kam A. 2006, um hier die Facharztausbildung zu absolvieren. Nach seiner Ausbildung beantragte er im Februar 2016 Asyl und erhielt im Juli desselben Jahres Asyl als politisch Verfolgter.
Zusammenfassung
- Fast elf Monate nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit sechs Toten und mehr als 300 Verletzten hat in Magdeburg unter hohen Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gegen den 51-jährigen Taleb A. begonnen.
- Ihm werden unter anderem sechsfacher Mord und 338-facher versuchter Mord vorgeworfen, das Verfahren zählt mit rund 180 Nebenklägern und knapp 50 angesetzten Verhandlungstagen zu den größten Prozessen der deutschen Nachkriegsgeschichte.
- Die Opfer des Anschlags am 20. Dezember 2024 stammen aus fast allen deutschen Bundesländern sowie aus dem Ausland, darunter Spanien, die USA und Großbritannien.
