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Pandemie belastet Bundesheersoldaten

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Österreichs Soldaten wurden in der Pandemie enorm gefordert und haben vielfältige Aufgaben übernommen. Kurzfristig mussten Bundesheerangehörige sogar ein Altenpflegeheim, in dem sich Corona massiv ausgebreitet hatte, betreuen. Die gestiegene Arbeitsbelastung spiegelt sich auch in einer jährliche erhobenen Mitarbeiterbefragung wieder. Sie zeigt, dass vor allem bei weiblichen Bediensteten die Belastung gestiegen ist. Befragt wurden insgesamt mehr als 25.000 Personen.

Seit 2016 findet einmal jährlich eine repräsentative Befragung der Bediensteten, Milizsoldaten und Grundwehrdiener des Bundesheeres statt. Die Auswertung der Datensätze führt zum Bericht "Soziales Lagebild". Laut diesem sank im zweiten Pandemie-Jahr 2021 die Zufriedenheit mit der Balance von Arbeit und Privatleben um zehn Prozent. Der Rückgang war vor allem unter jenen Bediensteten markant, die innerhalb der letzten zwölf Monate einen Inlandseinsatz absolviert haben.

Jedem dritten Bediensteten gelingt es nicht mehr, die Anforderungen von Berufs- und Privatleben gleichermaßen zu erfüllen und einen Ausgleich zwischen belastenden und erholsamen Tätigkeiten zu erreichen. Im Bereich der Kinderbetreuung bemängelt ein Drittel des Personals die unzureichenden Kinderbetreuungsangebote.

Gesunken ist auch die Zufriedenheit mit der Führung vor allem bei Berufssoldaten und Zivilbediensteten. Detailliert betrachtet sehen heuer vor allem weibliche Zivilbedienstete und die Altersgruppe der 31- bis 41-Jährigen die Führungsebene besonders kritisch. In Sachen Vorbildwirkung der direkten Vorgesetzten ist ein negativer Trend erkennbar. Mehr als vier von zehn Bediensteten bzw. jeder zweite Zivilbedienstete sehen den direkten Vorgesetzten nicht als echtes Vorbild.

Mehr als drei von zehn Zivilbediensteten äußern zudem, dass ihr direkter Vorgesetzte ihre Leistungen nicht ausreichend anerkennt. Interessant ist allerdings, dass gerade bei Grundwehrdienern die Zufriedenheit mit den Vorgesetzten am höchsten ist.

In Bezug auf das Vertrauen in die militärische und politische Führung gibt es im Vergleich zum Vorjahr innerhalb der unterschiedlichen Personengruppen insgesamt keine signifikanten Veränderungen. Besonders der Berufskader zeigt nach wie vor Vorbehalte mit Hinblick auf die oberste Führung, hält der Bericht fest.

Die Arbeit im Home-Office wird überwiegend positiv beurteilt wobei Bedienstete mit höheren Bildungsgrad mehr Tage im Home-Office verbracht haben. Das Verteidigungsministerium hat die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zum Anlass genommen und eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Diese soll Maßnahmen vorschlagen, wie die Mehrbelastung durch die Pandemie, insbesondere auf die weiblichen Bediensteten abgefedert werden kann.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) lobte anlässlich der Publikation des Berichts die Leistungen der Soldaten: "Das Bundesheer ist durch seinen unermüdlichen Einsatz während der Pandemie sehr stark belastet. Ich bedanke mich für ihren Einsatz, der nun schon zwei Jahre dauert. Alle Kommandanten sind gefordert, durch Führung und Hilfestellung die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu unterstützen, zu entlasten und zu fördern."

ribbon Zusammenfassung
  • Österreichs Soldaten wurden in der Pandemie enorm gefordert und haben vielfältige Aufgaben übernommen.
  • Gesunken ist auch die Zufriedenheit mit der Führung vor allem bei Berufssoldaten und Zivilbediensteten.
  • In Sachen Vorbildwirkung der direkten Vorgesetzten ist ein negativer Trend erkennbar.
  • Mehr als vier von zehn Bediensteten bzw. jeder zweite Zivilbedienstete sehen den direkten Vorgesetzten nicht als echtes Vorbild.