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Ostukraine: Russische Offensive verliert laut London an Tempo

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Die russische Offensive auf die ostukrainische Stadt Wuhledar hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste wohl an Tempo verloren. Selbst der Separatistenchef spricht von einer schwierigen Lage in Bachmut.

Sie füge sich in eine Reihe gescheiterter, extrem verlustreicher russischer Angriffe in den vergangenen drei Monaten ein, hieß es am Donnerstag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, dass der russische Angriff kurz vor dem Scheitern stehe.

Die russischen Rückschläge seien unter anderem durch den erfolgreichen ukrainischen Einsatz eines Systems zurückzuführen, das im Englischen als "Remote Anti-Armor Mine System" (RAAM) bezeichnet wird. Damit können Panzerabwehrminen den Angaben nach bis zu 17 Kilometer vom Abschussort entfernt verstreut werden. Teilweise habe die Ukraine diese über und hinter vorrückenden russischen Einheiten abgeworfen, was beim Rückzug russischer Truppen zu Chaos geführt habe, hieß es von den Briten.

Separatistenchef gesteht schwierige Lage ein

Als "schwierig" bezeichnete indes der Separatistenchef in der ukrainischen Region Donezk, Denis Puschilin, die Lage in der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut. Es gebe "keine Anzeichen, dass die Ukraine aus Bachmut abziehen wird", sagte er am Donnerstag.

Die ukrainische Armee berichtete indes von massiven Verlusten der Invasoren am Mittwoch. 1.040 russische Soldaten seien innerhalb eines Tages "eliminiert" worden, hieß es nach Angaben der Nachrichtenagentur Ukrinform in einer Armeemitteilung.

Weitere Waffenlieferungen

Selenskyj sagte am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache, westliche Waffenlieferungen und andere Hilfe "sind jetzt besonders wichtig, wo man spürt, dass die russische Aggression sich dem Moment nähert, wo sie zerbrechen kann". Es sei aber ständiger Druck auf Russland nötig, forderte er.

Selenskyj ging in seiner Rede auf die Entscheidungen ein, die am Mittwoch bei einer weiteren Sitzung des sogenannten Ramstein-Formats getroffen wurden. Über dieses Format - benannt nach dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz als Ort mehrerer Ukraine-Treffen - werden Waffenlieferungen an Kiew koordiniert. Es sei die Lieferung von Munition und Flugabwehrmitteln beschlossen worden, sagte der ukrainische Staatschef. Berichte über Munitionsmangel bei beiden Kriegsparteien hatten sich zuletzt gehäuft. Selenskyj bedankte sich zudem explizit bei Dänemark, das einen Hilfsfonds über rund sieben Milliarden Kronen (940 Millionen Euro) für die Ukraine einrichtet.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dann am Donnerstag weitere Waffenlieferungen an die Ukraine im Schulterschluss mit den anderen EU-Staaten angekündigt. Gemeinsam mit den europäischen Partnern werde Deutschland dafür sorgen, dass die Ukraine Waffen und Ausrüstung erhalte, um durchzuhalten und sich zu verteidigen, sagte Scholz am Donnerstag im Bundestag in Berlin bei einer Regierungserklärung zum EU-Gipfel kommende Woche.

Entspannung nach Drohnen-Absturz

Nach dem Absturz einer unbemannten US-Militärdrohne über dem Schwarzen Meer zeichnet sich unterdessen leichte Entspannung zwischen den USA und Russland ab. Die US-Regierung will möglicherweise Bildmaterial von dem Vorfall veröffentlichen. "Wir sind noch dabei, Videos und Fotos zu sichten, um festzustellen, was wir veröffentlichen können", sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Washington am Mittwoch (Ortszeit).

Mit dem Material könnten die USA ihre Darstellung untermauern, wonach ein russischer Kampfjet bei dem Vorfall eine amerikanische Militärdrohne rammte. Die Russen hatten jede Verantwortung für den Absturz zurückgewiesen und warfen den Amerikanern Provokation vor.

Zuvor telefonierte er mit seinem russischen Amtskollegen. Verteidigungsminister Sergej Schoigu habe dabei darauf verwiesen, dass die USA Flugraumsperrungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg nicht beachtet hätten, teilte das Ministerium in Moskau mit. Zudem hätten die USA ihre Aufklärungstätigkeiten gegenüber Russland verstärkt. Dies sei der Grund für den Vorfall. "Betont wurde, dass die Flüge strategischer US-Drohnen an der Küste der Krim provokanten Charakter haben", hieß es in der Erklärung.

Austin äußerte sich zu Einzelheiten aus dem Gespräch nicht, machte aber deutlich, dass die Vereinigten Staaten weiterhin dort fliegen und operieren würden, wo internationales Recht es erlaube. Es sei wichtig, die Kommunikation mit Russland weiter offen zu halten. Milley betonte, die USA wollten keine Eskalation.

ribbon Zusammenfassung
  • Die russische Offensive auf die ostukrainische Stadt Wuhledar hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste wohl an Tempo verloren.
  • Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, dass der russische Angriff kurz vor dem Scheitern stehe.
  • Als "schwierig" bezeichnete indes der Separatistenchef in der ukrainischen Region Donezk, Denis Puschilin, die Lage in der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut.
  • Nach dem Absturz einer unbemannten US-Militärdrohne über dem Schwarzen Meer zeichnet sich unterdessen leichte Entspannung zwischen den USA und Russland ab.

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