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Moskau bezeichnet Vorwürfe zu Isjum-Gräbern als "Lügen"

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Moskau hat die ukrainischen Vorwürfe zu hunderten Gräbern in der Nähe der Stadt Isjum im Osten der Ukraine als "Lügen" zurückgewiesen.

"Das sind Lügen. Wir werden natürlich die Wahrheit in dieser Geschichte verteidigen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag. Nach Angaben ukrainischer Behörden wurden nach der Rückeroberung des lang von russischen Truppen besetzten Gebietes von Isjum durch ukrainische Einheiten mehr als 440 Gräber und ein Massengrab entdeckt.

Aus den Gräbern nahe Isjum sind der örtlichen Regierung zufolge bisher 146 Leichen exhumiert worden. "Einige der Toten weisen Anzeichen eines gewaltsamen Todes auf. Es gibt Leichen mit gefesselten Händen und Spuren von Folter", schreibt der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Sinehubow, auf Telegram. Zudem habe man die Leichen von zwei Kindern gefunden. Anrainern zufolge kamen manche der begrabenen Menschen bei einem russischen Luftangriff ums Leben.

Russland dementiert Gräueltaten

Seit Beginn der russischen Intervention in der Ukraine hat Russland mehrfach dementiert, dort Gräueltaten verübt zu haben. "Das ist dasselbe Szenario wie in Butscha", sagte Peskow am Montag mit Blick auf eine andere ukrainische Stadt in der Nähe von Kiew, wo den russischen Einheiten nach deren Abzug ebenfalls Gräueltaten vorgeworfen worden waren.

13 tote nach durch Artilleriebeschuss

In der von russischen Truppen kontrollierten ostukrainischen Stadt Donezk starben indes mindestens 13 Menschen durch Artilleriebeschuss. Zwei Granaten seien an einer Bushaltestelle und in einem nahen Geschäft eingeschlagen, berichteten lokale Medien am Montag. Zur Zahl der Verletzten gab es zunächst keine Angaben. Die lokalen Machthaber machten ukrainische Truppen für den Beschuss verantwortlich. Kiew weist derartige Anschuldigungen regelmäßig zurück und wirft Moskau vor, mit Selbstbeschuss Bilder für die eigenen Medien zu produzieren. Unabhängig bestätigen ließen sich die Angaben nicht.

Britische Experten: Russische Luftwaffe gerät unter ukrainischen Druck

Britische Experten kamen unterdessen zur Einschätzung, dass die russische Luftwaffe im Krieg zunehmend unter ukrainischen Druck gerät. In den vergangenen zehn Tagen habe Russland offensichtlich vier Kampfjets verloren und damit insgesamt 55 Maschinen seit Beginn des Angriffs Ende Februar, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.

Der Anstieg der Verluste sei womöglich teilweise darauf zurückzuführen, dass die russische Luftwaffe ein größeres Risiko eingehe, um Bodentruppen unter dem Druck ukrainischer Vorstöße aus nächster Nähe zu unterstützen, hieß es in der britischen Expertise weiter. Hinzu komme das schlechte Situationsbewusstsein russischer Piloten.

Einige Flugzeuge seien wegen der sich schnell bewegenden Front über ukrainisch kontrolliertem Gebiet in dichtere Luftverteidigungszonen geraten. "Russlands andauernder Mangel an Luftüberlegenheit bleibt einer der wichtigsten Faktoren, die die Fragilität seines operativen Designs in der Ukraine untermauern", betonte das Ministerium in seinem täglichen Update zum Kriegsgeschehen. Moskau sieht darin eine gezielte Desinformationskampagne.

Die ukrainische Armee schoss unterdessen nach eigenen Angaben einen weiteren russischen Kampfflieger ab. Wie die ukrainische Armee auf Telegram mitteilte, traf eine Luftabwehrrakete gegen 8.00 Uhr Ortszeit (07.00 Uhr MESZ) einen Jet des Typs Su-25 in der Region Cherson. Dort ist derzeit eine ukrainische Offensive zur Rückeroberung im Gange.

Selenskyj kündigt neue Angriffe an

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte indes neue Angriffe auf das von russischen Truppen besetzte Gebiet an. "Vielleicht erscheint es irgendjemandem unter Ihnen so, dass nach einer Reihe von Siegen Stille eingetreten ist, doch das ist keine Stille", sagte Selenskyj am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Vielmehr sei es die Vorbereitung auf die nächste Offensive, deren Ziel die Rückeroberung von Mariupol, Melitopol und Cherson sei.

Nach Angaben Selenskyjs wird sich die Ukraine dabei nicht nur auf die Gebiete konzentrieren, die es vor dem russischen Überfall im Februar kontrollierte. Auch die Territorien der von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes und Städte auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim würden zurückerobert, kündigte der 44-Jährige an. "Denn die gesamte Ukraine muss frei sein." Derzeit hält Moskau noch rund 125.000 Quadratkilometer der Ukraine besetzt, was etwa einem Fünftel des Staatsgebietes entspricht.

Selenskyj: AKW-Beschuss ist Bedrohung für die ganze Welt

Selenskyj erhob am Montag in der Früh neuerlich schwere Vorwürfe gegen Russland. Mit seinem neuerlichen Beschuss eines Atomkraftwerkes würde der Aggressor "die ganze Welt bedrohen", schrieb der Präsident auf Telegram. "Wir müssen sie stoppen, bevor es zu spät ist." Die Ukraine hatte zuvor russische Angriffe auf das Atomkraftwerk Piwdennoukrajinsk im Süden des Landes gemeldet.

Alle drei Reaktoren des AKW blieben aber unbeschädigt und funktionierten normal, teilte der staatliche Betreiber Energoatom am Montag weiter mit. Eine Detonation habe es 300 Meter entfernt von den Reaktoren gegeben. Dabei seien Gebäude beschädigt worden, außerdem seien durch den Angriff Schäden an einem Wasserkraftwerk in der Nähe entstanden.

ribbon Zusammenfassung
  • Moskau hat die ukrainischen Vorwürfe zu hunderten Gräbern in der Nähe der Stadt Isjum im Osten der Ukraine als "Lügen" zurückgewiesen.
  • "Das sind Lügen. Wir werden natürlich die Wahrheit in dieser Geschichte verteidigen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag.
  • Nach Angaben ukrainischer Behörden wurden nach der Rückeroberung des lang von russischen Truppen besetzten Gebietes von Isjum durch ukrainische Einheiten mehr als 440 Gräber und ein Massengrab entdeckt.
  • Seit Beginn der russischen Intervention in der Ukraine hat Russland mehrfach dementiert, dort Gräueltaten verübt zu haben.

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